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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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null.«
    »Was ist mit Ihrer Nachbarin, Herr Lichner?«, fragte ich.
    »Sie ist ein armes Ding. Ich hab ihr einen kleinen Betrag gegeben, wenn sie ein bisschen schauspielert. Alles, was sie gesagt hat, war von Anfang an so abgesprochen.« Wieder machte er eine kurze Pause. »Ich weiß selbst, dass das alles nicht ganz astrein ist, aber es war mir wichtig, dass Sie die Unterlagen über Nicole selbst finden, wenn es so weit ist, weil ich wusste, nur dann würden Sie sie lesen. Das war ja fast schon wieder zu viel erwartet, wie sich herausgestellt hat, aber gut. Ich hab also dafür gesorgt, dass Sie den Mietvertrag und den Schlüssel ebenso finden wie die Fotos von Nicole und von Diesch. Jeder Versuch, Ihnen die Dokumentation über Nicoles Therapie auf normalem Wege zu geben, wäre gescheitert. Hatte ich nicht recht damit?«
    Natürlich hatte er recht.
    »Eines verstehe ich noch immer nicht«, sagte ich. »Wenn das wirklich stimmt, was Sie da sagen – warum jetzt?«
    Lichner zögerte einen Moment, dann sagte er: »In den letzten Wochen ist es trotz der Therapie schlimmer geworden. Ich … Herr Seifert, ernsthaft: Ich befürchte, Nicole könnte bald wieder etwas Furchtbares tun.«
    Menkhoff stand mit einem Ruck auf. »So einen Mist hab ich ja selten gehört. Wenn Sie ernsthaft geglaubt haben, mich mit dieser Schmierenkomödie zu Ihrem Tanzbären machen zu können, sind Sie noch verrückter, als ich dachte, Lichner.«
    »Wenn das Ihre Sichtweise ist, habe ich eine Überraschung für Sie, Herr Hauptkommissar: Sie tanzen schon seit zwei Tagen nach meiner Pfeife.« Lichner stand nun ebenfalls auf. »Wissen Sie, das alles hat mich einiges an Mühe gekostet, aber es war mir wichtig, es so zu machen, dass zumindest die Chance besteht, dass Sie sich einmal benehmen wie ein richtiger Kriminalist. Im Grunde genommen wusste ich, dass selbst die größte Mühe und die logischsten Argumente an Ihrem Ego abprallen werden, und es kann mir eigentlich egal sein, was Sie daraus machen. Eines aber ist sicher: Wenn in nächster Zeit einem Kind etwas zustößt, werde ich an alle großen Zeitungen herangehen und ihnen erzählen, was ich als Psychiater, der Nicole besser kennt als jeder andere, alles unternommen habe, um Sie vor ihr zu warnen. Und wie grandios und argumentativ untermauert Sie alles in den Wind geschossen haben.«
    Nun standen Sie sich fast in gewohnter Weise gegenüber. Menkhoff schwer atmend, Lichner relativ ruhig. Dann senkte Lichner den Kopf und schüttelte ihn gleichzeitig. »Also gut, mein letzter Versuch: Können Sie denn nicht wenigstens dafür sorgen, dass einer Ihrer Polizeipsychologen – am besten eine Psychologin – sich mit Nicole unterhält? Ich bin überzeugt, wenn diejenige auch nur halbwegs gut in ihrem Beruf ist, wird sie Ihnen schon nach einem Gespräch sagen können, dass Nicole eine latente Gefahr darstellt.«
    »Gegenfrage: Warum haben Sie sie nicht einfach zu einem anderen Psychologen geschickt? Sie haben doch sicher noch Kontakt zu Kollegen von früher? Warum dieser wahnwitzige Aufwand?«
    »Weil sie nicht zu jemand anderem geht, wenn ich sie darum bitte. Allein den Vorschlag von mir würde sie schon als Vertrauensbruch ansehen. Danach würde wahrscheinlich auch ich nicht mehr an sie herankommen. Nein, Herr Hauptkommissar. Sie müssen sie schon in Ihrer Funktion als Polizist zu einem Gespräch mit einer Polizeipsychologin bringen. Wenn die es dann schafft, sich öfter mit ihr zu unterhalten und dabei ihr Vertrauen zu gewinnen, wird Nicole vielleicht sogar irgendwann zugeben, dass
sie
das damals getan hat. Wie schon gesagt – sie ist ja davon überzeugt, überhaupt nichts Rechtswidriges getan zu haben.«
    »Und damit führen Sie Ihre Theorie ad absurdum, Herr Psychiater«, sagte Menkhoff mit Triumph in der Stimme. »Wenn sie das damals wirklich gewesen wäre, warum hat sie es dann nicht zugegeben, sondern dabei geholfen,
Sie
zu überführen?«
    »Warum? Weil
Sie
sie dazu ermuntert haben, Herr Menkhoff.«

49
    24. Juli 2009, 10.21 h
    »Das wird ja immer absurder«, sagte Menkhoff ärgerlich und sah mich an. »Es wird höchste Zeit, dass wir gehen. Herrn Lichners Märchenstunde ist hiermit beendet.« Er wandte sich erneut an den Psychiater und sagte: »Ich werde Sie drankriegen, Lichner, wegen Vortäuschung einer Straftat. Kann gut sein, dass Sie wieder in den Knast wandern.«
    »Denken Sie, das kann mich nach über 13 Jahren noch beeindrucken, Herr Hauptkommissar? Wenn Sie Nicole von einer

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