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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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jeden Morgen mehrfach rufen, um ihn überhaupt aus dem Bett zu bekommen. Manchmal ertappte er sich bei dem Wunsch, dass die Sonne nie mehr aufgehen, die Nacht für immer andauern und sein Schlaf niemals enden würde. Dann wurde ihm klar, dass solch ein Wunsch sündhaft war– dass er finster und heimtückisch war, denn die Nacht gehörte den Heiden, und wenn man sich eine Nacht wünschte, die für immer dauerte, dann träumte man in Wirklichkeit vom endgültigen Sieg des Chaos. Natürlich wollte er, dass die Sonne wieder aufging! Wie hätte er sich etwas anderes wünschen können? Wenn die Sonne nicht aufging, würde er nie wieder aufwachen, um seine Schulfreunde und Eltern zu sehen, und er liebte seine Eltern abgöttisch, mehr als alles andere, obwohl er wusste, dass er die Erlöser stärker hätte lieben sollen.
    Jillan hatte manchmal Angst vor seinen eigenen Gedanken und Gefühlen. Sie konnten sündhaft sein und drohten, ihn in Schwierigkeiten zu bringen und dafür zu sorgen, dass das Chaos irgendwann völlig von ihm Besitz ergriff. Und die Art, wie Prediger Praxis ihn im Unterricht ansah, deutete darauf hin, dass der Prediger es wusste. Er musste wissen, dass Jillan von solchen Gedanken heimgesucht wurde. Er sah es Jillan an, wann immer sein Gesicht rot anlief, und vielleicht spürte er sogar einige seiner Gedanken, denn denen, die stark im Glauben waren, hatten die Erlöser die Gabe verliehen zu sehen, wo und wann das Chaos am Werk war. Deshalb hörten all die anderen Stadtältesten respektvoll auf den Prediger, wenn eine wichtige Entscheidung zu treffen war und wann immer jemand aus dem Volk sich mit irgendeiner Beschwerde an den Rat wandte.
    » Muss ich denn unbedingt hin? Mir ist ein bisschen übel«, beklagte sich Jillan, als er mit seinen Eltern beim Frühstück saß. Dann hellte sich seine Miene auf: » Vielleicht kann ich heute zu Hause bleiben, und du könntest bei mir bleiben, Mutter!« Jillan brachte seinen flehentlichsten Blick zum Einsatz, den, der seine Mutter gewöhnlich überzeugen konnte, ihm sein Geburtstagsgeschenk im Voraus zu geben oder ihm eine zweite Portion einer ihrer köstlichen Nachspeisen zu reichen.
    Aber heute war sein Vater zu schnell für ihn. » Es überrascht mich gar nicht, dass dir übel ist, wo du doch die ganze Nacht hier drinnen eingepfercht verbracht hast. Was du brauchst, ist frische Luft, mein Junge, und davon kannst du auf dem Schulweg reichlich bekommen. Du fühlst dich sicher schon wieder belebt und munter, wenn du erst bei deinen Freunden bist.«
    Jillan weigerte sich, etwas an seinem Gesichtsausdruck zu ändern, und hielt den Blick weiter auf seine Mutter gerichtet. Ihre Miene wurde besorgt.
    » Vielleicht ist er wirklich krank, Jed.«
    Jed schnaubte und stellte seinen Becher mit leichtem Bier krachend auf dem Tisch ab. » Meine süße, vertrauensselige Maria, hast du etwa nicht gesehen, wie er sein Honigbrot heruntergeschlungen hat? Ein Junge mit so viel Appetit kann doch wohl nicht sonderlich krank sein, nicht wahr? Und ganz gleich, was es ist, ansteckend ist es jedenfalls nicht, weil es dir und mir gut geht, also macht es keinen Unterschied, ob er den Tag nun krank zu Hause oder in der Schule verbringt. Da ist es doch besser, wenn er in der Schule Rechnen und Schreiben lernt, damit er nicht wie wir auf den Feldern oder im Wald endet, wenn er erst erwachsen ist.«
    Jillan fluchte stumm– er hätte daran denken sollen, dem Honigbrot zu widerstehen, aber Honig mochte er nun einmal am liebsten. Er wusste, dass er es anders würde versuchen müssen. » Aber ich will nicht mit Zahlen und Buchstaben arbeiten, Vater. Ich will Jäger werden wie du! Ich übe doch schon die ganze Zeit mit meinem Bogen und kann aus vierzig Schritt Entfernung einen Baum treffen!«
    Jed, ein Bär von einem Mann, nickte beifällig und versetzte Jillan einen schweren Schlag auf die Schulter, der ihn geradezu zusammenfaltete. » Ja, mein Sohn, du hast gute Augen, aber du hast noch nicht die Kraft, die Art Bogen zu spannen, die einen wilden Keiler in vollem Lauf erlegen kann…«
    Jillan beäugte Jeds Bogen, der in der Ecke neben der Tür lehnte. Die Waffe war so lang, wie er groß war, und als er sich in der vorigen Woche heimlich daran versucht hatte, war er nicht in der Lage gewesen, ihn mehr als einen halben Zoll weit zu spannen.
    » …und du kannst noch keine Tierfährten lesen oder dich auf den Waldwegen zurechtfinden. Sieh mal, es dauert nur noch sechs Monate, bis der Heilige hierher

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