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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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verfügen, versteht ihr? Es ist durchaus möglich, dass sich einige Wachsoldaten aufgrund der Qualität meiner Waffen an mich erinnern werden, und es besteht kein Grund, warum sie nicht glauben sollten, dass ihr, du und Ash, meine Lehrlinge seid. Die Leute tragen hier in der Gegend ohnehin die Kapuzen hochgeschlagen, also sollte dein blondes Haar nicht allzu sehr zu sehen sein, Aspin.«
    » Dann verlassen Freda und ich euch hier«, sagte Jillan. » Äh… wie machen wir das, Freda?«
    » Folge mir, Freund Jillan«, antwortete sie, half ihm vom Wagen und führte ihn zum Hang des Tals. » Bleib dicht hinter mir, sonst kann ich den Fels nicht davon abhalten, dich zu zermalmen.«
    Die Felsfrau begann, in die Talwand einzusinken, und Jillan trat hinter ihr hinein. Binnen weniger Augenblicke waren sie verschwunden.
    » Miserath ist auch weg«, bemerkte Ash. » Hat sich in Luft aufgelöst.«
    » Um den ist es nicht schade«, sagte Thomas leise.
    Ash erschauerte und nickte zustimmend.
    Im Städtchen Gottesgabe hustete Hauptmann Hamir in sein Taschentuch, löste es dann von seinem Mund und nahm es in Augenschein. Blutspritzer. Er betete zum Heiligen und zu den gesegneten Erlösern, dass er sich nur der Jahreszeit entsprechend eine Erkältung eingefangen hatte. Die Hälfte seiner fünfhundert Mann war bereits der Ansteckung zum Opfer gefallen, und täglich wurden mehr Fälle gemeldet. Sie hatten alles versucht, um die Ausbreitung der Seuche aufzuhalten, zuletzt, indem sie das Hospiz mit den Kranken gefüllt, es versiegelt und niedergebrannt hatten. Es war eine finstere, abscheuliche Tat gewesen, viel schlimmer als alles, was er bei den Kämpfen im Osten zu tun gezwungen gewesen war. Es war immer seine Pflicht gewesen, das Volk zu beschützen, aber jetzt mordete er es hin. Seit sein Befehl ausgeführt worden war, hörte er jede Nacht die Schreie der Sterbenden und fand keinen Schlaf. Aber wer sagte schon, dass seine Träume besser als diese Hölle von einem Leben gewesen wären?
    Schlimmer noch, die Verbrennung des Hospizes hatte nicht dazu beigetragen, die Ausbreitung der Pest aufzuhalten. Der Arzt meldete täglich immer noch genauso viele neue Fälle wie zuvor. Ob es nun daran lag, dass der Rauch aus dem Hospiz die Pest übertragen hatte, oder daran, dass die Stadt wirklich verflucht war, wie man mittlerweile munkelte, nichts schien den Tod aufhalten zu können. Man hielt es für erwiesen, dass die gesegneten Erlöser der Stadt ihren Schutz entzogen hatten, zur Strafe dafür, dass man es Jillan, seinen Eltern und Samnir erlaubt hatte, im Kreise der Bürger ungestört zu leben, und nicht besser auf die Mahnungen des Predigers geachtet hatte, dessen Weisheit den Leuten nun zu Recht entzogen worden war.
    Eines aber war seltsam: Bisher war abgesehen von Haal und Silus keines der Kinder von Gottesgabe betroffen– niemand, der noch nicht gezogen worden waren, wie Ketzer hervorhoben. Eltern hatten versucht, ihre Kinder ständig in ihrer Nähe zu behalten und als Glücksbringer gegen das Chaos einzusetzen, aber das hatte sie nicht gerettet. Hauptmann Hamir hatte gehört, dass Leute im Urin der Kinder badeten und sie zur Ader ließen, um an ihre schützenden Säfte zu gelangen, aber auch das rettete niemanden. Wann immer ein Kind sich auf der Straße blicken ließ, strömten Erwachsene in Scharen hin und baten um einen Segen und Vergebung. Aber die fortgesetzten Todesfälle sprachen dafür, dass es für Vergebung zu spät war.
    Seit der Versiegelung der Stadttore hatte Hauptmann Hamir die Wachen dort verdoppelt, denn es hatte mehr als einen Fluchtversuch scheinbar Gesunder gegeben. Er hatte keine Wahl gehabt, als zu befehlen, diese fliehenden Feiglinge zur Abschreckung niederzumachen. Doch er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor andere es ihrerseits versuchen würden. Je länger die Pest wütete, desto schwieriger würde es sein, die Leute unter Kontrolle zu halten. Gewiss, einige würden aufgeben, sich hinlegen und auf den Tod warten, aber die wachsende Verzweiflung würde früher oder später dafür sorgen, dass die anderen sich zusammenschlossen. Seine hauptsächliche Befürchtung war die, dass er dann nicht mehr genug Helden übrig haben würde, um die Tore zu halten, und dass das Gesamtreich bedroht sein würde. Deshalb hatte er mit Zustimmung des letzten überlebenden Ratsherrn beschlossen, jeden einzelnen Bewohner von Gottesgabe einschließlich aller Kinder hinzurichten, sobald er nur noch zweihundert Helden, die

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