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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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» Es war nicht sehr schön anzuhören, also habe ich versucht, die Ohren davor zu verschließen. Es waren viele schlimme Wörter dabei. Zorn… und Trauer. Manches ergab keinen Sinn, als ob sein Verstand so gebrochen ist wie sein Körper. Gebrochene Worte. Dann flehte er darum, dass man ihm zuhören und antworten sollte– irgendjemand, irgendwer. Da tat es mir dann leid, dass ich nicht zugehört hatte.«
    Jillan verstand ein wenig, wie der Gott sich fühlte, oder glaubte es zumindest zu verstehen, als er dort im Dunkeln kauerte und oben nicht von unten unterscheiden konnte. Er konnte seine Hände nicht sehen. Er war körperlos und verloren. Zwar konnte er seine Hände durchaus spüren, aber hatte einer der Holzfäller in Gottesgabe nicht einmal ein Bein verloren, als es unter einem Baum eingeklemmt worden war, und den Rest seines Lebens geschworen, dass er es immer noch fühlen konnte?«
    » Also hast du von da an zugehört?«, hakte Jillan nach.
    » Ja, Freund Jillan. Es war, als ob er von mir erwartete, etwas für ihn zu tun, aber er hat nicht gesagt, was. Ich soll ihm wohl helfen, aber ich weiß nicht wie. Freund Jillan, wir sind jetzt unter der Stadt. Wie sollen wir deine Eltern finden? Ich spüre sehr, sehr viele Leute.«
    » Ich vermute, dass man sie in den Bestrafungskammern festhält, die gewöhnlich am tiefsten Punkt jeder Stadt und jedes Dorfes liegen. Kannst du feststellen, wo sie sich befinden?«
    » Hier drüben«, malmte sie.
    Wo zur Hölle sind wir?, fragte eine schwache Stimme. Du hast dich doch nicht etwa schon umbringen und begraben lassen, oder?
    Makel!, rief Jillan geistig voller Erleichterung.
    Wirklich, Junge, du musst besser aufpassen. Ich rufe doch schon seit einer Ewigkeit nach dir.
    Tut mir leid. Ich konnte dich nicht hören. Wo warst du?
    Ich nehme an, es sollte mich nicht wundern, da Miseraths Gegenwart mich zu einem Flüstern herabmindert und dann auch noch Wandar solch einen Lärm geschlagen hat. Er ist manchmal ein solches Kleinkind! Ein Glück, dass er nicht unter den Fels und zu uns gelangen kann. Aber das hier ist die Stadt des Heiligen, also verlierst du mich vielleicht bald wieder. Du hast doch keinen Handel mit ihm geschlossen, oder?
    Mit wem? Mit dem Heiligen?
    Nein, du Schwachkopf. Mit Miserath.
    Ich … musste. Ich hatte keine Wahl.
    Was? Man hat immer eine Wahl. Du hast doch sicher mittlerweile genug durchgestanden, um das zu wissen. Wahlfreiheit zu haben ist doch das, worum es eigentlich geht. Jillan, worauf hast du dich eingelassen?
    Äh … es ist ein Teil der Abmachung, dass ich es niemandem erzählen darf.
    Was! Oh, er ist heimtückisch. Hör mal, es mir zu erzählen ist so, als ob du mit dir selbst sprichst. Ich bin schließlich in deinem Kopf.
    Ich kann nicht. Es dient dazu, meinen Eltern zu helfen.
    Ein Seufzen. Kein Handel mit dem Großen Betrüger kann ein gutes Ende nehmen. Da lasse ich dich einmal für fünf Minuten allein, und gleich ziehst du los und bringst das Verhängnis über die ganze Welt, deine Eltern mit eingeschlossen.
    Sag das nicht! Jillan zitterte.
    Was soll ich denn deiner Ansicht nach sonst sagen, Jillan? Dass alles gut wird? Dass du deine Eltern befreien und Gottesgabe retten wirst, sodass ihr alle froh und glücklich bis an euer Lebensende sein werdet? Ich wünschte, das könnte ich.
    Es muss einen Weg geben!
    Tatsächlich?, erwiderte der Makel leise.
    Jedadiah hatte enge Räume noch nie gemocht. Sein Körper fühlte sich darin immer eingezwängt, und er konnte nicht atmen. Hier war es sogar noch schlimmer, weil er angekettet war. Sie hatten ihm Handschellen angelegt, als er, nachdem sie ihn in die Zelle gesperrt hatten, in Panik geraten war und zwei Wachen den Schädel eingeschlagen hatte. Am Ende hatten sie ihn zu sechst zu Boden ringen und hier hereinschleifen müssen. Er hatte geweint und sie angefleht, aber sie hatten gar nicht darauf geachtet. Sogar nachdem sie gegangen waren, hatte er weitergebettelt, bis ihm die Stimme versagt hatte. Er hatte stundenlang gegen die Handschellen angekämpft und sich dabei fast die Handgelenke aufgerissen, bis auch seine Kraft ihn verlassen hatte.
    Er wollte aufgeben. Er wollte sterben. Aber aus irgendeinem Grund durfte er das nicht. Warum war das so? Er war irgendwie auserwählt worden und hatte versprochen, niemals aufzugeben. Ja, sie hatte ihn auserwählt. Er sah ihr Gesicht vor sich, und seine Atmung beruhigte sich für ein paar gesegnete Augenblicke. Seine geliebte Maria. Und ihr gesegneter Sohn,

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