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Das Wolkenpferd

Titel: Das Wolkenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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Blesi vertraute seiner Trainerin bedingungslos. Wenn Andrea etwas von ihm forderte, war es sicher richtig. Obwohl die Übungen schmerzhaft für Blesi waren, trainierte er eifrig. Es war rührend zu sehen, wie sorgfältig er sich bemühte, seine Krankengymnastik so zu machen, wie Andrea es verlangte.
    Aber sie brauchten beide viel Geduld. Es ging nur im Schneckentempo voran. Wenn die Menschen zwischendurch den Kopf hängen ließen, war es Blesi, der sie durch seinen Eifer wieder aufrichtete. „Ich schaff das schon."
    Endlich, nach einer Ewigkeit, wurde das Lahmen schwächer. Zuerst unmerklich, dann nahm es deutlich ab, bis es nur noch beim Warmlaufen zu sehen war.
    Nach einem Jahr voll banger Zweifel, Geduld und ständigen Übens war das Wunder geschehen: Blesi konnte fast so gut laufen wie früher.
    Inzwischen lebt er wieder auf seiner Weide in den Vogesen, als wäre nichts passiert. Dabei hat Blesi im letzten Jahr mehr geleistet, als vorher auf allen Turnieren zusammen - er hat sich selbst das Leben gerettet, der kleine Isi mit dem großen Kämpferherzen.

Tipo im Abenteuerland
    So, jetzt war es also endlich passiert.
    Die graue Eisentür, die die Stallgasse vom Rest der Welt trennte, stand offen. Nur einen Wimpernschlag lang war der Chef abgelenkt, als er Tipo, den schwarzen Traberwallach, zum Austoben in die Reithalle bringen wollte. Ein Wimpernschlag - kurz für einen Zweibeiner, aber lang genug für einen unternehmungslustigen Vierbeiner, um auszureißen.
    Schwupp, war Tipo durch die Tür ausgebüxt. Trabte eilig über den Parkplatz, bog um die Ecke mit dem Schaukasten, lief zügig nach
    rechts auf die schmale Straße. Seine Straße. Der Weg ins Abenteuerland.
    Draußen - das war nichts für schwache Nerven. Cool musste man sein. Cool wie er. Und neugierig. Cool, neugierig und abenteuerlustig. Tipos freudiges Schnauben drang bis zur Reitschule vor, von der er sich schnell weit entfernt hatte.
    Sein Ziel war die andere Seite der Straße. Da lag das Abenteuerland. Das wusste er von seiner Pflegerin Lara. Wenn die mit ihm zum Grasen bis ans Ende der Reitanlage spaziert war, hatte sie immer über die Straße gezeigt und gesagt: „Da drüben, Tipo, rechts vom Springplatz, hinter dem Zaun, auf der anderen Seite der Straße - da beginnt das Abenteuerland."
    Jedes Mal hatte Tipo sehnsüchtig in die Richtung des ausgestreckten Arms geguckt und gewusst, was Lara meinte.
    Da gab es Haselnusssträucher zum Beknab-bern. Gräben zum Plantschen. Sandflächen zum Wälzen. Prärie. Oder so etwas Ähnliches. Auch ein paar Kühe, denen er vielleicht
    Angst einjagen könnte. Abenteuerland. Alles für ihn allein. Für ihn, Tipo. Ohne Reiter, ohne Halfter, ohne Strick. Ohne das ewige: „Komm sofort zurück, Tipo."
    Frei würde er dort sein. Frei wie ein Mustang in Amerika.
    „Irgendwann, Tipo, irgendwann frage ich den Chef", versprach Lara jedes Mal, wenn sie zurück in den Stall gingen, „ob wir beide mal einen Ausflug dahin machen dürfen." Irgendwann, Tipo ...
    Vertröstungen. Nichts als Vertröstungen.
    Wann war irgendwann? Tipo hatte den ganzen Winter gewartet. Die Bäume wurden bereits wieder grün, aber „irgendwann" kam nicht.
    Doch dann passierte das mit der offenen Tür. Tipo blieb einen Moment stehen und drehte den Kopf nach hinten. Mit gespitzten Ohren verfolgte er, wie vier Reiter und der Chef sich ihm näherten. Langsam und ruhig, im Bogen von der Seite. So wie man gelernt hat, sich einem Pferd zu nähern.
    Tipo verfolgte ihre vorsichtigen Bewegungen aufmerksam, aber ohne Angst. Schließlich war er nicht das erste Mal ausgerissen. Die Zweibeiner glaubten wohl, dass sie ihn leichter fangen könnten, wenn sie ihn wie eine Zange einrahmten.
    Bloß weg. Ein eleganter Satz ... und Tipo war über den Graben gesprungen.
    „Jetzt rennt er auch noch in den Wald", hörte er den Chef schimpfen. „In der Dämmerung sieht man den schwarzen Kerl ja kaum noch." Sein Wald. Abenteuerwald. Leichtfüßig trabte Tipo über den federnden Boden. Aus den Augenwinkeln beobachtete er seine vertrauten Reiter, die ihm ins Gebüsch folgten. Weiter. Ein Wanderweg entlang der Kuhweide. Plötzlich taucht ein Kinderwagen von links auf.
    Ein Baby! Tipo liebte Babys. Also hin. Vorsichtig schnupperte er an dem kleinen Wesen. Niedlich ... Seine schwarzen Traberaugen bekamen einen mütterlichen Ausdruck.
    Doch die Frau vor dem Buggy, die Großmutter des Babys, war leider keine Tierfreundin.
    Pferde hielt sie für unhygienisch, und für liebevolle

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