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Das Wolkenpferd

Titel: Das Wolkenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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von Gosi sah, war die feuerrote Mähne, die ab und zu zwischen den verschneiten Tannen aufblitzte.
    Emma wusste nicht, ob sie sich freuen oder Sorgen machen sollte. Sie ließ Fletta im
    Schritt bis zur Kreuzung am Wald gehen. Hatte es Sinn, die Verfolgung mit ihrer Stute aufzunehmen? Aber in welche Richtung sollte sie reiten? Bevor sie zu einem Ergebnis kam, entdeckte sie frische Hufspuren im Schnee, die nach rechts führten.
    Emma atmete auf. Wenn Gosi diese Waldstrecke eingeschlagen hatte, ging es am Ende des Weges nicht weiter. Er musste vor der Felsengruppe umdrehen und denselben Weg zurück nehmen. Sie konnte also beruhigt abwarten.
    Lange musste Emma sich nicht gedulden. Schon zehn Minuten später erschienen Gosi und Pia an der Biegung hinter den Tannen -inzwischen im Schritt.
    „Puuuh", sagte Pia nur und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn, „das war ein Höllenritt. Hat aber Spaß gemacht."
    Emma musterte ihre Freundin genau. Klebte Schnee an ihrem Pullover? Das hieße, sie wäre heruntergefallen. Aber es war nichts zu sehen.
    „Hast du wirklich keinen Abflug gemacht?
    Kein einziges Mal?", fragte Emma ungläubig. Pia schüttelte den Kopf.
    „Ach was, das ging ganz locker mit uns beiden, stimmt's, Gosi?"
    Der Feuerkopf blieb natürlich stumm und trottete jetzt brav neben seiner Isländerfreundin Fletta her. „Also ... die Wette hab ich gewonnen. Aber ich helfe dir gleich trotzdem beim Schneefegen."
    Während des ganzen Heimritts zerbrach Emma sich den Kopf darüber, wie es einer Anfängerin wie Pia gelingen konnte, sich bei so einem Teufelsritt auf dem Pferd zu halten. Als sie schon fast zu Hause waren, bemerkte Emma plötzlich etwas Verdächtiges an Pia. Genauer gesagt, an ihrem Ohr.
    „Stopfst du im Winter immer Schnee in deinen Ohrring?", fragte sie scheinbar harmlos. Sofort griff Pia zum Ohr, betastete den Ring und fühlte den verräterischen Schnee darin. So viel stand fest: Wenn jemand Schnee im Ohrring hatte, dann hatte das Ohr im Schnee gelegen ...
    „Mist", sagte Pia mit hochrotem Kopf. „Dann muss ich den blöden Hof doch alleine fegen.
    Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen - aber schon viele Anfänger vom Pferd ...

Rettung in letzter Minute
    „Hanna, komm schnell! Die Turki guckt so komisch!"
    Franziska, ein neunjähriges Mädchen aus dem Ferienreitkurs, stürmt auf den Hof und winkt Hanna heran. Die 13-jährige Hanna lässt den Sattel liegen, den sie gerade geputzt hat, und läuft in den Stall. Stimmengewirr empfängt sie. Aufgeregt drängen sich die acht Kursmädchen vor der Box der braunen Stute und reden durcheinander. Hanna schiebt sie zur Seite, um einen Blick in die Box zu werfen.
    „Lasst mal sehen. Oh nein ..."
    Sofort erkennt Hanna, was los ist: Turki liegt fest. Das Pferd kann sich nicht mehr bewegen und ist bereits nass vor Anstrengung. Alle vier Beine klemmen so nah an der Boxenwand, dass die Stute unmöglich hochkommen kann. Blanke Angst steht in ihren Augen. Erneut strampelt Turki voller Verzweiflung. Krachend donnern die Hufe gegen das harte Holz. Doch das Pferd kommt nicht von der Wand weg.
    „Such Herrn Frankmann ... schnell, Franziska", sagt Hanna entsetzt.
    „Der holt doch gerade die Ponys von der Weide, der ist ganz hinten, auf der letzten Koppel."
    Ausgerechnet jetzt!
    Bis der Reitlehrer zurück ist, dauert es viel zu lange. Turki muss sofort befreit werden, das steht fest.
    Schon pumpt ihr Brustkorb. Es ist heute drückend warm und schwül. Hanna hat gelesen, dass Pferde einen Herzschlag bekommen können, wenn sie sich bei Hitze überanstren-gen.
    Die Kinder gucken sie stumm an.
    Da erkennt Hanna: Sie erwarten von ihr, dass sie handelt. Von ihr! Hanna ist keine, die sich vordrängt. Sie traut sich nicht viel zu und bleibt lieber im Hintergrund. Aber jetzt ist niemand anders zur Stelle. Es geht um Minuten. Nur sie kann dem Pferd helfen. Ihre Gedanken überschlagen sich.
    Hanna holt tief Luft und öffnet Türkis Boxentür einen Spalt. Was sie tun muss, weiß sie ungefähr. Das Pferd muss am Halfter oder am Schweif von der Wand weggezogen werden, bis die Beine Platz zum Auf stehen haben. Das hat sie schon einmal gesehen.
    Aber Hanna kommt nicht in die Box. Der Pferdekörper liegt direkt vor der Tür und versperrt den Eingang.
    Turki verdreht die Augen nach hinten.
    „Hilf mir doch", fleht ihr Blick.
    Hanna fühlt sich elend. Was kann sie nur tun? Ihr Kopf droht fast zu zerspringen. Irgendwie muss sie in die Box gelangen. Sie mustert die hohen

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