Das Wolkenpferd
protestiert. „Das war ich doch erst gestern." Wer Titanic ist, wird nämlich in den Matsch geworfen. Schließlich einigen sie sich, dass Jasmin nur bis zum Stiefelrand in die Pfütze muss. Das ist kein richtig klasse Untergang, nur so ein verwässerter, aber immerhin ...
Wir setzen uns auf das Gatter und gucken den Pferden zu. Immer mehr Mädchen kommen. Viele sind das erste Mal da. Ein paar reiten schon länger, viele erst kurze Zeit. So wie ich.
Endlich erscheint Katharina, die Reitlehrerin. „Na, ihr brennt doch sicher darauf, euer Pflegepferd kennen zu lernen?", fragt sie und lacht. Sie hat Recht, logisch. Wir gehen zusammen auf die Weide.
Mein Herz klopft wie irre, als sie ein großes Schimmelpony für mich aussucht und es mir am Halfter übergibt. Mein „Kalli" ist total süß. Er stupst mich gleich vertrauensvoll mit der Nase an. Sarah bekommt Erwin, einen frechen Shetlandwallach, und Sandra das fröhliche Fuchspony Zorro.
Beim Abendessen stellt sich das ganze Reiterhof-Team vor. Außer den Chefs (Willi und Katharina) gibt es noch vier Betreuerinnen, alle ungefähr 18 Jahre alt. Sie helfen beim Satteln und so. Klingt alles ziemlich gut. Wer keine Reitkappe hat, kriegt eine geliehen. Ich habe meine eigene dabei, auch Reitstiefel. Allerdings keine Reithose, aber Jeans genügen auch.
Sonntag. Beim Frühstück rücken wir mit den Mädchen aus unserem Nebenzimmer zwei Tische zusammen. Das ist total gemütlich. Ich esse drei halbe Brötchen!!! Wenn das Mama wüsste. Zu Hause kriege ich morgens nie etwas herunter. Kein Wunder, wenn der Mathelehrer wartet, statt eines süßen Ponys ...
In der ersten Reitstunde sitze ich mit zitternden Knien auf Kalli. Bestimmt mache ich alles falsch. Aber Katharina ist total nett und meckert an keinem von uns herum. Reiten ist einfach mega-genial!
Montag. Hochspannung! Heute soll ein Fohlen geboren werden, von Stupsy, der braunen Shettystute. Das Tollste ist: Wir dürfen den Namen aussuchen. Logisch, er muss aus dem Film „Titanic" stammen. Schließlich einigen wir uns auf „Celine" für ein Stutfohlen und „DiCaprio" für ein Hengstfohlen. „Hoffentlich wird es kein Hengst", stöhnt Annika, unsere Betreuerin. „Stellt euch bloß vor, ich muss demnächst rufen:, DiCaprio, bitte antraben.'"
Das winzige Shetland-Baby kam ganz heimlich auf die Welt. Ohne dass es jemand merkte. Es ist ein Stutfohlen - Celine. Annika strahlt.
Dienstag bis Donnerstag. Die letzten drei Tage bin ich einfach nicht zum Tagebuchschreiben gekommen! Nach dem Frühstück ging es gleich zu den Pferden - putzen, reiten, Mittagessen, wieder reiten, Abendessen. Zweimal haben wir abends gegrillt. Und einmal sind wir an einen See zum Schwimmen gefahren. Abends haben wir immer noch witzige Spiele gemacht. Ja, und dann sind wir hundemüde ins Bett gefallen und haben trotzdem noch die halbe Nacht geredet. Worüber? Natürlich über die Pferde.
Freitag. Abschiedstag. Wie kommt es, dass eine Reiterhofwoche viel schneller herumgeht als eine Schulwoche? Gerade war unsere letzte Reitstunde. Morgen hat mein heiß geliebter Kalli schon ein anderes Pflegemädchen. Sarahs Pony auch. Genau wie Sandras Zorro. Wenn wir daran denken, möchten wir am liebsten heulen. Und für immer hier bleiben. Oder unsere Lieblingspferde in die Reisetaschen packen und mitnehmen. Aber das geht ja schlecht.
Natürlich haben wir schon Adressen ausgetauscht. Und wir haben uns fest versprochen, nächstes Jahr zur gleichen Zeit wieder hier zu sein - im „3-S-Zimmer" auf dem Reiterhof.
Auf unserem Reiterhof sagen wir jetzt...
Das beste Pferd von allen
„Okay, Winnie", sagte Didi kürzlich zu mir (ich bin ein schicker brauner Holsteinerwallach], „du bist ein Pferd, das lesen und schreiben kann. Warum schreibst du deine Geschichte nicht einfach selbst?"
Mäuschen, meine Hundefreundin, wedelte zustimmend mit dem Stummelschwanz.
So haben sie mich also dazu überredet, das Verfassen dieser Geschichte selber in die Hufe zu nehmen.
Ich heiße übrigens nicht wirklich Winnie, sondern Vincent und bin wie gesagt ein Wallach. Und Didi heißt nicht Didi, sondern
Dieter, ist ein echter Hamburger und mein Besitzer.
Ja, und Mäuschen, die winzige Jack RussellHündin, wurde von ihren früheren Besitzern gar „Mercedes vom Asgardhof" getauft. Sie hat so eine vornehme Abstammung, dass man sie eigentlich mit „Hoheit" anreden und einen Hof knicks vor ihr machen müsste.
Dieter fand den Namen aber nicht nur albern, sondern auch viel zu lang.
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