Das Wolkenpferd
Wolkenherde in wilder Jagd über den Himmel ziehen sehen.
Da leuchteten seine Augen für einen kurzen Moment auf wie früher.
Der Tierarzt schickte die Mädchen nach draußen. Der eisige Sturm trieb ihnen die Tränen in die Augen, und keine schämte sich, wenn sie sich mit dem Handrücken übers Gesicht wischte. Die Mädchen drängten sich vor dem Auslauf. Sie froren, zogen ihre Jacken enger um die Schultern und starrten auf die aufgetürmten Wolken, die jetzt wie eine Herde wilder Pferde über den Horizont getrieben wurden. Runde und ausgefranste Wolken waren dabei, weiße, dunkle, hellgraue und gefleckte. Und eine davon - eine war tatsächlich genauso gescheckt wie ihr geliebter Knabstrup-per.
„Plätt hat wohl seine neue Herde gefunden", murmelte Luisa mit tränenerstickter Stimme. Die anderen Mädchen hatten Ähnliches gedacht.
Seit Plätts Tod ist erst kurze Zeit vergangen, und alle im Stall sind noch sehr traurig.
Doch wenn die Winterstürme über Holland fegen, suchen die Voltimädchen den Himmel nach einer gefleckten Knabstrupper-Wolke ab, und wenn sie eine entdeckt haben, fühlen sie sich ein wenig getröstet.
Ein unschlagbares Team
„Torsten und ich sind in einem Team? Warum denn das?", fragte Marie überrascht. „Ich wollte doch mit meiner Freundin ..."
Marie band ihr blondes Haar zu einem Zopf zusammen und sah zu ihrer Freundin Lea hinüber. Soeben hatte die junge Reitlehrerin Christina die Einteilung für die Reiter-Rallye vorgelesen.
Christina legte Marie freundschaftlich den Arm um die Schultern.
„Ihr sollt auch mal Leute kennen lernen, die nicht in eurer Clique sind. Darum werden die Mannschaften gemischt."
„Hm", brummte Marie, „das finde ich aber nicht so toll."
Heimlich fand Marie es jedoch genial, absolut genial, dass sie Torsten als Partner hatte. Ausgerechnet Torsten. Sie schwärmte nämlich schon ewig für den dunkelhaarigen Jungen - wie die meisten Mädchen hier. Jungen waren auf dem Reiterhof Mangelware. Und an gut aussehenden Jungen war die Ausbeute praktisch gleich Null. Abgesehen von Torsten eben. Jedes Mädchen bekam Herzklopfen, wenn er sie anlächelte. Leider gab es keine Aussicht auf Erfolg. Denn Torsten hatte einen Riesenfehler ... und das war die Tatsache, dass er eine feste Freundin hatte, die allerdings mit Pferden nichts zu tun haben wollte.
„Marie und Torsten, ihr nehmt Roaster", bestimmte Christina jetzt und zeigte auf die Box mit dem braunen Holsteiner. Marie entging nicht, dass die Reitlehrerin dabei einen seltsamen Blick mit Torsten tauschte - wie zwei, die ein Geheimnis teilen.
Torsten und Christina ...?, dachte Marie erstaunt. Waren die beiden etwa ein Paar? Aber sie verwarf den Gedanken gleich wieder. Torsten hatte doch eine Freundin. Entschlossen griff Marie zum Zaumzeug und trenste Roaster auf. Nein, sie wollte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, sondern sich aufs Reiten konzentrieren.
Nach dem Geschicklichkeitstest in der Reithalle lagen Marie und Torsten in Führung. Dann folgte der Geländeteil. Das hieß: absatteln und das Pferd am Zügel führen. Die beiden starteten als erstes Team. An Birken und Pappeln entlang folgten sie dem Reitweg zum See.
Doch kaum hatten sie die anderen hinter sich gelassen, fühlte Marie sich befangen. Dabei hatte sie sich doch immer gewünscht, mit Torsten allein zu sein. Aber jetzt wusste sie nicht, was sie mit ihm reden sollte. Marie hatte das Gefühl, wenn sie den Mund aufmachte, würde sie nur Schwachsinn erzählen. Also schwieg sie lieber, während sie neben Torsten über die feuchten Wege stapfte.
Morgens hatte es geregnet, doch jetzt brach die Sonne durch die Wolken und wärmte den Boden. Es roch nach Gras und frischer Erde. Es war ein wunderbarer Tag. Das einzige Geräusch in der friedlichen Stille war das leise Schnauben von Roaster, der im fleißigen Schritt neben ihnen herging und mit gespitzten Ohren die Umgebung beobachtete.
Alles hätte so schön sein können, wäre Marie nicht dauernd der Gedanke an Torstens Freundin durch den Kopf geschwirrt. Und an Christina, die Reitlehrerin. Schließlich platzte es aus ihr heraus.
„Was sagt denn deine Freundin dazu, wenn du den ganzen Sonntag im Stall bist?"
Kaum war der Satz heraus, hätte Marie sich am liebsten die Zunge abgebissen. Zu spät. War sie von allen guten Geistern verlassen, Torsten so etwas zu fragen? Das sah ja so aus, als wäre sie eifersüchtig.
Roaster blieb abrupt stehen, drehte sich weg und schnaubte unwillig, als ob er sagen
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