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Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht

Titel: Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die Waffe an sich zu bringen.
    Niccolo beugte sich über Mondkind und hob sie aus dem Sand. Mit einer schleppenden Bewegung richtete er sich auf. Blut sickerte in seine Kleidung. Ihr Kopf sackte nach hinten, das schwarze Haar reichte hinab bis zum Boden. Ihre Augen waren fest geschlossen.
    » Wir müssen doch irgendetwas tun! «, brüllte er den Xian an.
    » Sie hat meine Brüder und Schwestern getötet. Was erwartest du von mir? «
    Niccolo ließ ihn stehen und lief hinüber zu seinem Kranich. Mit einem Stöhnen legte er Mondkind bäuchlings über den Rücken des Tiers und wollte sich hinter sie schwingen, als Guo Lao ihn an der Schulter zurückhielt.
    » Warte! «
    Niccolo wirbelte herum. Er war viel zu wütend, als dass es ihn hätte überraschen können, wie schnell das Götterschwert mit einem Mal in seiner Hand lag. Es fühlte sich gut an, sehr leicht und seltsam angespannt wie eine Bogensehne. Die Klinge spürte, auf wen sich sein Zorn richtete, und jetzt gierte sie nach dem Blut seines Feindes.
    Guo Lao sah ihn ruhig an. Seine Rechte lag um Phönixfeders Griff, aber er zog das mächtige Schwert nicht aus der Sche i de. » Willst du zu Ende bringen, was ihr nicht gelungen ist? «, fragte er leise.
    » Ich … ich will nur, dass sie lebt. Dass sie gesund wird. «
    » Hast du ihr diese Wunde zugefügt? «
    » Nein, das hat sie selbst getan. «
    Der Xian nickte bedächtig. » Weil sie sterben will, Junge. Mag sein, dass sie bereut, was sie getan hat – auch wenn es dazu viel zu spät ist. Die Schuld, die sie auf sich geladen hat, ist groß. Viel größer, als du vielleicht ahnst . Sie hat den Zorn der Götter auf sich – «
    Niccolo fiel ihm barsch ins Wort. » Wo sind denn deine Götter, Guo Lao? Wo sind sie jetzt, in diesem Augenblick ? Der Aether steht kurz vor dem Sieg, und was tun sie ? Nichts. Rein gar nichts. «
    » Du vergisst, dass ich ihr Statthalter bin. Der letzte, wie es scheint. Wenn sie handeln, dann handeln sie durch mich. «
    » J a «, bestätigte Niccolo mit einem bösen Lachen. » Natürlich. «
    Er drehte sich um und wollte hinter Mondkinds leblosen Körper auf den Kranich steigen, aber Guo Lao hielt ihn auch diesmal auf.
    » Unsere Abmachun g «, erinnerte er ihn.
    » Sie ist bewusstlos. Ich würde sie fragen, wenn sie mir eine Antwort geben könnte. «
    Der Xian schob Niccolo beiseite. » Steck das Schwert weg, Junge. Du siehst albern damit aus. « Er legte beide Hände um Mondkinds Gesicht, als wollte er ihren Schädel zwischen seinen Pranken zerquetschen. Niccolo war drauf und dran, ihm in den Arm zu fallen, aber Guo Lao sagte: » Ich kann sie nicht heilen, aber ich kann ihr noc h e inmal etwas von meiner Kraft geben. Und diesmal, Junge, wirst du sie nutzen, um mir meine Antwort zu beschaffen. « Die letzten Worte sprach er mit einer solchen Entschiedenheit, dass Niccolo fest die Lippen aufeina n derpresste und abwartete.
    Ein Stoß fuhr durch den riesigen Körper des Xian. Mit einem Grollen warf er den Kopf in den Nacken und stemmte sich mit beiden Füßen in den Sand, so als wollte ihn eine unsichtbare Hand nach vorne reißen. Ein Knirschen erklang, als er die Zähne mit aller Macht aufeinanderbiss; es klang, als müssten sie jeden Augenblick unter dem übermenschlichen Druck seiner Kiefer nachgeben. Er begann zu zittern, eine Bewegung, die auf Mondkind übergriff, während der Kranich unter ihr ein nervöses Schnarren ausstieß. Niccolo legte eine Hand an das Gefieder des Vogels, um ihn zu beruhigen, aber Augen hatte er nur für Mondkind.
    Ihre Lider erbebten, dann drangen Tränen darunter hervor, eine stetes Rinnsal, das vom Nasenrücken hinab in den Sand tropfte. Die Seidenbänder begannen einen wirbelnden Tanz, umfassten sie selbst, den Xian, sogar Niccolo; ihre Enden wirbelten um sein Gesicht und strichen leicht wie Blütenblätter darüber hinweg. Plötzlich richteten sie sich senkrecht zum Himmel auf, als wäre ein starker Luftzug unter Mondkind aus dem Boden gefahren und hätte die Seide aufwärtsgeblasen. Guo Lao knurrte mit verkniffener Miene, in seinen Augen war nur noch geädertes Weiß zu sehen. Niccolo wollte ihn schon von Mondkind fortstoßen, als die rätselhaften Kräfte mit einem Mal in sich zusammenfielen. Die Seidengewänder sackten ungeor d net auf Mondkind herab. Guo Lao prallte zurück und riss Niccolo mit sich. Der Kranich stieß einen hohen Schrei aus, breitete die Schwingen aus und schlug mehrfach damit auf und nieder, ohne sich in die Luft zu

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