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Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht

Titel: Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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müssen sie dorthin bringen. Wenn du mir dein Wort gibst, werde ich deine Frage stellen. «
    Der Xian stieß ein zorniges Fauchen aus. » Du stellst mir B e dingungen, kleiner Junge? «
    Niccolo gab keine Antwort. Das war nicht nötig. Er wartete ab.
    Die Hand wurde zurückgerissen, sein Haar kam wieder frei.
    » Versprich es mi r «, verlangte er noch einmal.
    Guo Lao blinzelte ihn wutentbrannt an.
    » Warum? «, fragte Niccolo. » Warum liegt dir so vie l d aran, die Wahrheit über Li zu erfahren? Wirklich aus Sorge um ihn? Oder weil du wissen willst, ob du tatsächlich der Letzte der Acht bist? « Noch während er sprach, dämmerte ihm eine Erkenntnis, die ihn gleichermaßen mit schalem Triumph und mit Entsetzen erfüllte. » Wärest du wirklich der einzige überlebende Xian, die letzte Verbindung zwischen Menschen und Göttern, dann würde dich das noch mächtiger machen, nicht wahr? Noch unentbehrl i cher. Ist es das, Guo Lao? Noch mehr Macht? Musst du deshalb Gewissheit haben, dass Li tot ist? «
    Er sah den Schlag nicht kommen, aber die Hand des Xian traf ihn mit solcher Kraft, dass er von Mondkinds reglosem Körper fortgerissen und mehrere Meter weit über den Sand geschleudert wurde. Stöhnend blieb er dort liegen. Seine Wangenknochen fühlten sich an wie zersplittert, aber schon ließ der Schmerz wieder nach. Der Kraftzauber, den Guo Lao vorhin auf Mon d kind geworfen hatte, hatte auch ihn berührt und verlieh ihm neue Stärke.
    » Du bist ein Nar r «, sagte der Unsterbliche. Er stand jetzt zwischen Niccolo und Mondkind und hatte ihr den Rücken zugewandt. » Wäre es Macht, auf die ich aus wäre, dann hätte ich mich auf die Seite des Aethers gestellt. «
    » Vielleicht hast du deine eigene Seit e «, stöhnte Niccolo, als er sich langsam auf alle viere erhob.
    » Meine Mittel mögen dir nicht gefallen, aber was ich tue, tue ich für diese Welt. Ich bin eine Verpflichtung eingegangen, damals, als ich den Weg des Tao bis zu seinem Ende ging und zum Xian wurde. Eine Verpflichtung, a n d ie ich mich halten werde. Du solltest vorsichtig sein mit deinen Anschuldigungen. «
    Eine Seidenbahn schoss nach vorn und bohrte sich wie ein Messer durch die Wade des Xian. Die Spitze schnitt durch Haut und Muskeln, schrammte mit einem hässlichen Laut an den Knochen entlang. Einen Sekundenbruchteil später erschlaffte die Seide.
    Guo Lao sprang mit einem Aufschrei vor, riss dabei das Bein los und schwang das Schwert von der Schulter. Phönixfeder steckte in der Scheide, doch ein Schlag mit der gewaltigen Waffe würde auch so ausreichen, um Mondkinds Schädel zu zerschmettern. In einem Halbkreis sauste das Schwert nieder.
    » Nein! « , brüllte Niccolo.
    Guo Lao erstarrte. Eine Handbreit über Mondkinds Kopf verharrte die Waffe zitternd in der Luft. Der Xian schnaufte abfällig, dann spuckte er in den Sand und zog Phönixfeder fort. » Ach, verdamm t «, knurrte er, stützte sich auf das Schwert und versuchte, in sicherem Abstand zu Mondkind mit dem verletzten Bein aufzutreten.
    Niccolo kam eine Idee.
    Während Guo Lao noch mit seiner Verletzung beschäftigt war, bewegte sich Niccolo auf das Feuer zu, erst auf Händen und Knien, dann stolpernd auf den Beinen. Sein Kopf schmerzte, sein ganzes Gesicht schien im Rhythmus seines Herzschlags zu pulsieren. Doch der Kraftzauber des Xian wirkte noch nach; auch die heilende Macht Silberdorns auf seinem Rücken begann allmählich Wirkung zu zeigen.
    Seine Hand kroch unter sein Wams und packte die Schriftrolle, die Tieguai ihm gegeben hatte. Ganz kurz fragte er sich, ob dies nun sein nächster Vertrauensbruch, sein nächster Verrat an einem Freund war.
    Er erreichte das Feuer. » Guo Lao! «
    Der Unsterbliche hob den Blick von seinem blutenden Bein und sah Niccolo mit neu erwachtem Interesse an . » Was ist das? «, fragte er.
    Niccolo hielt die Schriftrolle am ausgestreckten Arm über das Feuer. Er musste Acht geben, dass keine der Flammen sie versehentlich erwischte, konnte das Papier aber nur aus dem Augenwinkel im Blick behalten. Stattdessen sah er zu Guo Lao und der keuchenden Mondkind hinüber.
    » Tieguai hat mir das für dich gegeben. «
    Der Xian stützte sich noch immer mit links auf das Schwert, aber seine Rechte ballte sich einmal mehr zur Faust. » Und du willst es verbrennen? «
    » Gib mir dein Wort, dass du mir helfen wirst, sie hinaus ins Mondlicht zu bringen. Dafür verspreche ich dir, dass sie mir alles über Li sagen wird. Alles, was sie weiß. Und du bekommst

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