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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Beicht / doch soll es mit dir geredet seyn unter dem Sigill der Verschwigenheit / die zu der Beicht gehöret; du sagst / die Kunst dich unsichtbar zu machen / habest du nicht mit Fleiß gesucht / sondern sie sey dir gleichsam ohngefähr zugestanden; Jch will dein Vorgeben gelten lassen / aber mein Kind / denckestu nicht daran / daß du die Materi so du darzu gebrauchest / von einem Schwartz-Künstler / von einem Apostel deß bösen Feinds / ja durch Hülff deß Teufels selbst empfangen? Du soltest an den Früchten den Baum erkand haben / wann du gleich nicht gewist hättest / daß dir durch deß Sathans Geschäfft deine ehrbare so genannte Kunst dich unsichtbar zu machen / zukommen wäre; Dann dencke hinder sich mein Sohn / so wirstu finden / daß dich deine Unsichtbarkeit in die allergreulichste Sünd und Laster / die du dein Lebtag begangen / zu fallen veranlast / und dir alle Gelegenheit darzu gegeben habe; Was hat der leidige Teufel weitere vor Mühe an dich zu wenden bedörfft / dich zu sich in sein Reich der Verdampten zu ziehen / da er dich mit der Unsichtbarkeit schon dermassen angeseylet hatte / daß du von dir selbst gegen der Höllen zurennest? Es scheinet / als wann damahls der böse Feind gern still gestanden wäre / dich als ein gewiß Pfand ferners anzufechten / du aber hingegen so schlechthin verdampt zu werden / nicht zu frieden / sondern deiner armen Seelen viel grausamer gewesen seyst / als der Ertz-Seelen-Feind selbsten / dann es ware dir nicht genug / daß du dich in der Unfläterey der Unzucht oder Unkeuschheit / wie eine Sau im Koth umbgewältzet / sondern du wolltest dich auch durch deß Teufels Hülff mit stehlen beflecken / gleichsam als könten deine bereits begangene Sünden dir deine Verdambnus nicht schwer genug machen / und es gilt hier gleich / ob du einen Juden der Christen bestohlen; Jch sage nicht unbillich durch deß Teufels Hülff / dann Lieber / welcher Naturkündiger hat jemahl erfahren oder ergründet / daß ein Gewächs sey / so die Krafft habe / ein Schloß mit stählinen Federn durch Menschliche Hand gemacht auffzusprengen / der leidige Teufel ists / der in Gestalt einer Wurzel sich durch fürwitzige verkehrte Menschen herbey practicir en läst / und den Dieben zum stehlen zu helffen / die die Schloß auffsprengt.
    Siehe mein Sohn / diß war der erste sichtbare Teufel / der dir dienet / und vor seine Mühe nichts anders begehrte / als daß du dapffer beydes wieder das siebende Gebot / und die Weltliche Gesetz dich vergreiffen soltest / damit er dich / wo nicht an den Galgen / doch desto fetter in die Verdammnus bringen möchte / und dieser dein damahliger Stand wäre gefährlich genug / und grosse Zeit bey dir zur Besserung zu schreiten gewesen / wann du gleich die Kunst der Unsichtbarkeit nicht gehabt hättest; Was thätestu elender Mensch aber in diesem deinem armseligen Stand? Ach Jammer! du giengest hin / und verliessest allerdings den gütigen Behüter der Menschen / der dich bißher vor der ewigen wolverdienten Verdammnus bewahret / und Barmhertziglich auff deine Besserung gewartet hatte / und gabest dich ohn alle Noth in den ohnmächtigen Schutz dessen / der herumb gehet wie ein brüllender Löw / und sonst nichts anders suchet / als deine Seele zu verschlingen! Es war dir nicht genug / daß du in der angenehmen Friedens-Zeit nicht auß Ubung der allererschröcklichsten Laster / die allerheiligste Majestät Gottes beleidiget / sondern du wolltest auch in gegenwärtigem Krieg / der dich im wenigsten nichts angieng / dein Sünden-Maß noch völler häuffen / wann du nehmlich deinen Mit-Christen / vor welche Christus gelitten / damit er sie erhielte / ihr Leben Diebischer Weis abstehlest; Es war dir nicht genug / daß du bißher den Teufel in Gestalt einer Wurtzel bey dir getragen / und mit ihm die Schloß auffgesprengt hattest / sondern damit deine Verdammnus desto grösser und gewisser / und Gott desto mehrers beleidigt und erzürnet würde / so muste es auch / wie sehr und eygentlich du dich dem Teufel oblig irt hattest / ordentlicher Weis verbriefft seyn / welches durch die Zettel geschehen / die du vor die Festigkeit bey dir getragen / oder gar in Leib gefressen / massen die Zettel der Passauer Kunst (welche den Namen darvon hat / daß sie ein Student zu Passau erfunden) keinen andern Jnhalt hat / die viele darbey stehende Creutz-Zeichen ohnangesehen / als diesen erschröcklichen / den nimmermehr kein Christ wegen seiner Greulichkeit vor sein Maul / geschweige auff

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