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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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wieder ändern / und ich mich deßwegen künfftig anmelden solte / daß er dran seyn wolte / daß mir nicht allein umb meinen erlittenen Schaden eine Ergötzung / sondern auch wegen meiner bezeugten Treu und erzeigter Dienste andern zum Exempel ein ansehenlicher recompens widerfahren solte / und dieser mein Hauß-Wirth hat auch dißfalls auß keinem lären Hafen geredet / dann heutigs Tags lebt kein Volck unter der Sonnen / welches die jenige / so sich umb ihren Staad verdient machen / neben den Venetianern so danckbarlich und ruhmwürdig bedencket / als eben die Holländer; Sie haben vor Jahren einen Schiff-Capitain gehabt / welcher ihm einen Weg durch das Eyß-Meer zu öffnen / sich zwo grosse eyserne Seegen beiderseits an sein Schiff fest machen lassen / und damit weit hinein in das gefrohrne Meer geseglet / und ob er gleich der Weite deß Wegs / und dem gar zu dicken Eyß nichts abgewinnen mögen / so hat er doch so viel gethan / daß man sich drüber verwundern müssen / als aber nachgehende die Holländer mit Portugall zu kriegen bekamen / welches mit seiner Flott zu Gibralter lag / und die See zu seinem Vortheil mit einer grossen eysernen Ketten gesperrt hatte / machte dieser Capitain seine Seegen an sein Schiff / seegelte damit die Kette entzwey / und war seinen Principalen damit eine Ursach zu einem herrlichen Sieg / und ob er gleich das Leben drüber einbüste / so waren nichts desto weniger die Holländer danckbar / und liessen öffentlich anschlagen und verkünden / welcher diesem Capitain die kürtzste und schönste Grab-Schrifft machte / der soll 400. fl. zur Verehrung haben / darauff übten sich viel Sinnreiche Poetische Köpff / worunter folgende zwo Zeilen beydes den Preiß / und die 400. fl. darvon trugen.
Der durchs Wasser / durchs Eyß und Eysen was sterben
Ligt hier begrabn; Ließ vor Gibralter das Leben.
    Es laut aber weit schöner im Nider-Teutschen / und wird man diese Grab-Schrifft in schwartzem Marmor mit güldenen Buchstaben zu Amsterdam in der Haupt-Kirchen zu ewigem Gedächtnus eingehauen finden.

CAP. XXV.
    Was es eigentlich mit den Festigkeiten sey.
    WEil ich mir einbildete / ich lebte nunmehr in einer Zeit / darinnen wegen deß grausamen Kriegs sonst nirgends sicherer zu wohnen seyn würde / als eben mitten unter den Waffen deß Aller-Christlichsten Königs / denen sich alles unterwarff / wo sie sich nur hinwendeten; Siehe / so bat ich meinen Pater , daß er mich bey sich gedulden wolte / biß ich mit guter Sicherheit wiederumb nach Hauß kommen könte; Jch fande ihn hierzu mehr als willig / massen er deßwegen auch / daß er mich bey sich behalten dörffte / mit der Generalität Consens außwürckte. Aber damit wars drumb noch nicht außgericht / sondern der Pater sagte mir / wann ich in seiner Gesellschafft leben wolte / so müste ich mich befleissigen der jenig zu seyn / welcher ich zu werden ihm in der Beicht versprochen: Nemlich ein solcher Mensch / der nicht nur seine begangene Sünden von Hertzen bereuete / sondern auch sich vor den künfftigen hüte / und alles auß dem Weg raume / daß ihne GOtt weiters zu erzürnen / anreitzen und verführen möchte; So viel ihn bedüncke / hätte ich der aller-greulichsten Abgötterey / mit deren ich mehr als kein Heyd behafftet / noch lang nicht völlig resign irt / welche da in den Teufelischen Künsten steckte / mit denen ich mich geschleppt; Es verwundere ihn / daß ich nicht von mir selber die Augen auffthue / und erst auff seine Ermahnung warte / daß ich nicht selbst bedächte / wer der jenig sey / den ich so offt und so sehr verschmähet und beleidigt hätte? Nemlich GOtt meinen Schöpffer / meinen allergütigsten Himmlischen Vatter / von welchem ich alles hatte was ich besässe / die Seel / den Leib / das Leben / leibliche Zierde / Stärck / Schönheit / gantze / gesunde und gerade Glieder / Verstand und Vernunfft / Nahrung und zeitliche Gut / den der mir unsäglich weit getreuer sey / und mich mehr liebe / als meine leibliche Eltern gethan mögen haben / der mich nicht taub / blind / lahm / stumm / unsinnig / außsätzig oder sonst Mißgeburtlich / noch ein Erd-Wurm / oder unvernünfftige Bestia / oder unempfindliche Ding / sondern eine vernünfftige wol formirte Creatur zu seinem Ebenbild erschaffen / die der ewigen Seligkeit mit den Engeln fähig wäre / den / der mir auch das ewig Leben verheissen / welches er seinen Außerwehlten bereitet / und mir seinen heiligen Engel zu einem Lehrmeister / Diener / Hüter und Beschirmer

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