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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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dem zeitlich- und ewigen Tod erhalten / von dem gethanen schweren Fall wiederum ausgerichtet / und auß dem allertieffsten Schlamm und Sündenpful der allerabscheulichsten Laster / darinnen ich biß über die Ohren versuncken gewesen / widerumb gezogen / und verhoffentlich in den Stand der Gnaden Gottes gesetzt worden / daß derowegen ich solches die Tag meines Lebens mit aller-demütigster Danckbarkeit gegen Gott und meinen Schutz-Engel behertzigen / ja all Augenblick und Minuten zu Gemüth führen / und durch solche Erinnerung / sampt Anruffung deß Göttlichen Beystands / mich dahin bearbeiten / und den eyferigsten Fleiß anlegen solte / daß ich nimmermehr (wie ein geschwämt Schwein in ihren vorigen Morast zu thun pflegt) auff vorigen Weg der Greuel verfallen oder gelangen / sondern biß in mein End in dem weissen Kleid der Unschuld / so ich im H. Tauff empfangen / und jetzt wider durch die Buß in dem Blut deß Lamms gewaschen / beständig verharren / und die widerumb erhaltene Gnad Gottes nimmermehr verschertzen möge. Die Barmhertzigkeit Gottes / sagte mein Beichtvatter / seye zwar unergrundlich tieff und Bodenloß / aber gleichwol würden die frefle Sünder / welche auß lauter Boßheit mit ernstlichem Vorsatz sündigten / wie ich gethan / derselbigen nicht allweg theilhafftig / was mir wiederfahren / wäre ein absonderliche Gnad von Gott gewesen.
In die Höll hinab zu rennen /
    Jst fürwahr ein schlechte Kunst /
Aber darauß zu entrinnen /
    Da ist alle Müh umbsunst.
    Die Utrechter / welche schlechte Mägen hatten / unter dem Aller-Christlichsten König zu wohnen / gleichwol aber durch den geschwinden Lauff seiner Sieghafften Waffen übereylet und gezwungen worden / mit Leib und Gut in ihrer Statt / und deß Uberwinders Gewalt zu seyn / die waren gemeiniglich dahin bedacht / wie sie ihre Baarschafft / so viel möglich / anderwerts heimlich in Sicherheit bringen möchten / unter welchen meines Paters Haußwirth auch einer war / dieser / als er erfahren / daß ich einer / und zwar nicht der geringste von Heldenmässiger Dapfferkeit (wann man anderst die Toll-Kühnheit eines verwegenen Schwartz-Künstlers / der sich auff seine Künste verlassend / Blind drein gehet / eine Dapfferkeit nennen dörffte) auß den Freywilligen gewesen / der sein Leben so unverdrossen vor das Vatterland gesetzt / faßte nicht allein ein sonderbare Vertraulichkeit gegen mir / sondern auch ein wunderbarliche affection , Krafft deren er mir die beste Bissel zurichtete / die zu bekommen waren / er besuchte und unterhielte mich auch gar offt mit seiner freundlichen Conversation , und verhölete mir nicht / daß er nichts mehrers verlange / als seine Baarschafft / davon er noch etlich tausend Thaler bey sich hätte / sonst irgendswo in Sicherheit zu wissen / ein tausend zu Amsterdam / sagte er / wären ihm allbereit lieber / als zweytausend in Utrecht / als worvon er nicht eine Stund versichert wäre / daß es sein Eygenthumb sey; Solches nun war ein erwünschte Sach vor mich / dieweil ich das jenig / was ich zu Amsterdam hatte / gern bey mir gehabt / meinem Pater die 1000. Reichsthaler / und was ich sonst versprochen / darauß auszurichten / als ich ihm solche meine Meynung sagte / war er froh / einen Wexel mit mir zu treffen / und bote mir 10.  pro Cento zu geben / worauff ich ihm Brieff an meine dortige Freund gab / die das Meinig in Verwahrung hielten / mit Befelch / solches alles / ohne die Klenodien / und was ungemüntzt war / meines Hauß-Wirths Gevollmächtigtem darzuzehlen / und sich über die Außgab bescheinen zu lassen / und also brachte ich mein Gelt von Amsterdam zu mir nach Utrecht / welches sich sampt dem Lagio , so mir mein Haußwirth gab / bey 3000. Reichsthalern belieffe.
    Darvon gab ich dem Pater zu einem neuen Kloster zu verwenden 1000. Rsthl. item ihme vor mein ranzion , dann ich war ihm vom Obristen geschenckt worden / 300. Reichsth. / den Feldscherern / und denen / welche mich auff 4. Piquen getragen / gab ich zur Verehrung 200. Reichsth. mehr ihnen meine Wunden zu heylen / beydes vor ihr Müh und Artzeney 100. Reichsth. / deß Patern Diener / umb willen er mir fleissig auffgewartet / 30. Reichsth. / unserm Wirt wolte ich auch etwas vor meine Kost entrichten / aber der Pater wolte es nicht haben / und der Hauß-Herr wolte auch nichts annehmen / weil ich umb deß Vatterlands willen in diß Unglück gerathen; Ja er versicherte mich / wann sich der unglückselige Status Vereinigter Provintzen

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