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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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zugeordnet / den / der mich auch selber behütet / und erst neulich vor dem Zeitlichen Tod und der ewigen Verdammnus mehr als Augenscheinlich und Handgreifflich bewahret hätte / als mich der leidige Feind (in dessen Schutz ich mich begeben / und den getreuen GOtt verlassen) auff die Fleisch-Banck liefern / und beydes umb das Zeitliche und Ewige Leben bringen wollen / in dem er mich so wol durch die Unsichtbarkeit als Festigkeit sicher und tollkühn gemacht. Gedencke mein Sohn / sagt der Pater weiters / wie manchen Menschen vermuthlich der gerechte GOTT in so beschaffener Gelegenheit sterben lassen / der ihn vielleicht nit so grob und so manchmal erzürnet / wie mag sich doch / O mein Kind / deines Hertzens Härtigkeit der heissen Thränen enthalten / wann du erkennest / wie offt und gröblich du deinen Schöpffer mit deinen Sünden beleidigt hast / umb deren wegen er dich umb seiner Gerechtigkeit willen so offt verdammen mögen / solches aber gleichwol nicht gethan / sondern biß auff diese Stund Barmhertziglich auff deine Besserung gewartet? Ja dich zur Bekehrung lockt / und auffs allerfreundlichste berufft / damit er dich selig machen / und dir sein Heyl mittheilen möge / und solches thut zwar der Allermächtigste / der deiner am wenigsten nicht bedarff / dessen Hochwürdigkeit und Majestät von unzahlbaren Millionen heiligen Engeln und Menschen mit zittern und Verwunderung gelobt / geehrt und angebetet wird / dessen großmächtige unaussprechliche Glory / Herrlichkeit / und allerheiligste Vollkommenheit weder der Engeln noch Menschen Verstand begreiffen mag; siehe mein Sohn! mit dieser Allerheiligsten und Großmächtigsten Majestät stehestu / wie mich beduncken will / noch in Feindschafft / und hängst dem Teufel an / der doch dein allerärgster Feind ist / den du immermehr haben kanst / etc.
    Mit solchen und dergleichen mehr Worten / die mir aber seyther vergessen / sprach mir der ehrliche Pater dapffer zu / und redet mir dermassen ins Hertz / daß ich mehr als genugsam empfande / und mir mein eygen Gewissen überflüssig genug sagte / was ich vor ein ehrbarer Gesell seye / aber dessen alles unangesehen / suchte ich (ohne Zweifel durch Eingeben und Trieb deß leidigen Sathans) andere Außflüchte / und bildet mir ein / daß mir von dem Pater ungütlich und zu viel geschehe / in dem ich meine Sünde entschuldigt / und kurtz rund kein Abgötterer / viel weniger ein Feind Gottes / und ein Diener deß Teufels seyn wolte / dann ich sagte / ich hätte die Tage meines Lebens den bösen Feind / noch sonst irgend was nicht angebetet / viel weniger einen Bund mit ihm gemacht / oder Gott abgesagt / sondern die Kunst / sich unsichtbar zu machen / wäre mir ohngefähr / und ohne mein suchen und nachtrachten zugestanden / die vielleicht natürlicher Weis in einem Würtzelein oder Stein steckte / daß sich unter dem Genist deß Ameysen-Hauffens befände; So wären auch die Künste / damit ich mich fest machte / und andern die Rohr zubannete / oder ihre Festigkeiten auffthät / gar nichts böses / sintemal ich lauter heilige / und dannenhero sehr kräfftige Wort darzu brauchte / welche wieder die Christliche Kirch selbst / noch sonst ein vernünfftiger Mensch nicht verwerffen oder verdammen könte / doch sagte ich / wann mir jemand weisen würde / daß ich mit Ubung solcher Künste eygentlich wider GOTT handele / so wäre ich uhrbietig / allen Bettel / was ich hiervon hätte / ins Feuer zu werffen / und die Tag meines Lebens nichts mehr dergleichen zu brauchen.
    Hierauff antwortet der Pater , mein Kind / du soltest zwar keiner Beweißthumb begehren / sondern deines Beichtvattern einfältigen Worten völligen Glauben zustellen / der da an Gottes statt sitzt / und kein ander Geschäfft vor sich hat / als deiner Seelen Seligkeit zu befürdern; Jch will aber mit dir selbst beweisen / daß du so wol durch die Kunst der Unsichtbarkeit / als dich fest zu machen / andern ihre Rohr zuzubannen / und dergleichen / mit den Stricken deß bösen Feinds befangen / und allerdings in dessen Gewalt gewesen seyest / mit dir Sporen-Streichs in den Höllischen Schlund zu wandern / so fern die Grundlose Güte GOttes sich deines elenden Stands nicht erbarmt / dich nicht bißher behütet / und neulich durch den empfangenen Schuß (den du nimmermehr vor kein Unglück / sondern vor die gröste Gnad von GOtt halten sollest) wiederumb zu sich gelockt / und dir Ursach zu deiner selbst-Erkandnus gegeben hätte; Jch rede zwar jetzt nicht mir dir in der

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