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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Hindernisse springen, die zwischen ihnen und der Freiheit liegen.
    Jeden Moment müssen noch mehr Zivilgardisten auftauchen. Ich habe gerade noch Zeit zu flüchten. Ich sollte so weit von hier weglaufen, wie mich meine Füße tragen. Meinem Charakter entsprechend begebe ich mich folgerichtig zur Hintertür und ins Haus hinein. Manchmal sind meine Füße ziemliche Narren. Meine überwältigende Neugier, andere sagen Vorwitzigkeit, hat mich in Schwierigkeiten gebracht, schon seit ich laufen konnte.
    Wenigstens ist es hier kühl, eine wahre Erleichterung nach der glühenden Hitze draußen. Ich nehme einen Krug in der Küche und lasse mir etwas Wasser über den Nacken laufen. Dann gehe ich weiter. Im ersten Zimmer, einem großen, hellen, ruhigen Raum mit pastellfarbenen Gobelins an den Wänden, treffe ich eine junge Frau. Sie hat ein Messer in der Hand und stellt sich mir mutig entgegen. Sie versucht einen kräftigen Hieb gegen meinen kaum zu verfehlenden Bauch zu führen, stolpert jedoch über eine leere Kleehflasche vor ihren Füßen und sackt zu einem betrunkenen Häufchen Elend auf dem Boden zusammen.
    Eine weitere unerwartete Entwicklung. Ich runzle die Stirn. Thalius war nicht verheiratet, da bin ich sicher. Aber sie trägt eine Toga, die der Herrin des Hauses angemessen wäre. Sie muss Thalius’ Tochter sein.
    Sie hebt den Kopf und erkundigt sich undeutlich, was ich hier mache.
    »Ich stelle Nachforschungen über den Tod von Thalius an.« Noch eine Lüge.
    »Ihr seid kein Gardist.« Sie rappelt sich unsicher auf. »Macht nichts. Die Gardisten werden sowieso nicht rausfinden, wer meinen Vater getötet hat. Gardisten sind so nützlich wie Eunuchen in einem Puff.«
    Es überrascht mich etwas, solche Ausdrücke von einer so wohlerzogenen jungen Dame zu hören. Sie schnappt sich noch eine Flasche Kleeh von dem Regal hinter ihr. Eigentlich hat sie schon mehr als genug, aber ich bin kein Drogenberater, also mische ich mich nicht ein. Außerdem glaube ich Geräusche von draußen zu hören. Anscheinend sind noch mehr Zivilgardisten eingetroffen.
    »Die Gardisten werden jeden Moment hier hereinkommen. Ich bin ein Detektiv. Ich helfe Euch, wenn Ihr mir helft.«
    Das klingt einigermaßen aufrichtig. Vielleicht meine ich es sogar ehrlich. Irgendwie tut sie mir Leid, so betrunken und dann auch noch frisch verwaist.
    »Was wollt Ihr wissen?«
    »Wer hat Euren Vater getötet?«
    »Sein Boah-Händler, denke ich doch.«
    Jetzt bin ich platt. Dabei überrascht mich nicht die Erkenntnis, dass Thalius Boah genommen hat, das ist mittlerweile eine Standard-Droge, und Zauberer scheinen ihr besonders zugetan zu sein. Aber in dem Papyrus-Bericht über den Mord wurden Drogen mit keinem Wort erwähnt.
    »Ich dachte, er wäre von einem Bediensteten vergiftet worden.«
    Sie kichert trunken. Es klingt ziemlich albern. »Das sagen alle. Sie wollten wohl nicht, dass der Palast schon wieder von einem Drogenskandal erschüttert wird. Es gab schon zu viele. Mein Vater ist nicht vergiftet worden. Ein Armbrustbolzen hat ihn erledigt. Er konnte anscheinend seinen Boah-Händler nicht mehr bezahlen.«
    Wir hören Schritte, als die Zivilgarde das Haus betritt.
    »Engagiert mich, um den Mörder zu finden«, dränge ich sie. Aber es ist schon zu spät. Sie fällt genau in dem Moment sehr dekorativ zu Boden, als die Zivilgardisten den Raum betreten. An ihrer Spitze marschiert Präfekt Calvinius höchstpersönlich. Er ist der oberste Gardist in Thamlin.
    Präfekt Calvinius kennt mich sehr gut. Und er kann mich genauso wenig leiden wie Präfekt Tholius. Vielleicht sogar noch weniger. Ein Blick auf die ausgestreckte Schnapsleiche zu meinen Füßen genügt ihm. Mit markiger Stimme befiehlt er meine Verhaftung. Sekunden später werde ich auf einen Karren geladen und ins Gefängnis verfrachtet.
    Es ist zwar nicht gerade neu für mich, im Zuge meiner Ermittlungen dem Gefängnis ab und an einen Besuch abzustatten. Aber mir wird rasch klar, dass ich diesmal einfahre, ohne dass ich überhaupt in der Sache ermittelt habe. Jetzt frage ich mich, ob es mir trotz meines fortgeschrittenen Alters vielleicht immer noch möglich ist, meine obsessive Neugier etwas zu zügeln.

5. KAPITEL
    Das Schlimmste am Gefängnis ist die Hitze. Und der Gestank. Und dass man kein Bier kriegt. Außerdem ist die Gesellschaft immer mies. Kurz: Gegen das Gefängnis kann man eine ganze Menge sagen.
    Ich sitze in einer kleinen Zelle mit einem Mitgefangenen, der kein Wort sagt und griesgrämig wie

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