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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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eine niojanische Nutte auf seiner Koje liegt. Es ist beinahe eine Erleichterung, als zum Gebet gerufen wird. Wenigstens habe ich dann für kurze Zeit etwas zu tun.
    Meine Bitte an die Gardisten um juristische Vertretung, auf die ich ein unveräußerliches Recht habe, wird wie gewöhnlich ignoriert. Ich habe sowieso keinen eigenen Advokaten, obwohl ich mir bei meinem Beruf besser einen halten sollte. Aber da ich ein Voll-Bürger von Turai bin, müssen die Behörden mir einen öffentlichen Prokurator stellen. Was sie nicht tun. Es ist schon fast Abend, als mir zum ersten Mal ein Vertreter der Behörden seine Aufmerksamkeit schenkt. Zwei Gardisten stoßen meine Tür auf und schleppen mich durch einen Korridor in einen Verhörraum, in dem Vizepräfekt Phrasius mit steinernem Gesicht hinter seinem Schreibtisch hockt.
    Phrasius zu sehen hebt meine Laune etwas. Er mag mich zwar nicht mehr, als der Präfekt es tut, aber er ist nicht ganz so blöd. Er ist jünger als sein Vorgesetzter Calvinius und der Bildung ganzer Sätze mächtig. Was man auch erwarten kann. Man wird in Turai weder befördert noch in offizielle Ämter gewählt, wenn der Name nicht auf dem aristokratischen »ius« endet. Ein Name wie »Thraxas« brandmarkt einen als zu niedrig Geborener. Es gibt zwar keinerlei rechtliche Gründe, aus denen ein Mann aus den niederen Ständen nicht in ein hohes Amt gewählt werden könnte, aber die Aristokraten haben den Senat fest im Griff, dass so gut wie jeder einfache Mann bei dem Versuch, Karriere zu machen, einfach scheitern muss.
    »Also, Thraxas. Wollt Ihr uns verraten, was Ihr in Thalius’ Haus gemacht habt?«
    »Wollt Ihr mir nicht lieber zuerst mal verraten, wo mein Rechtsbeistand ist?«
    Phrasius sieht die Wachen an. »Er möchte wissen, wo sich sein Rechtsbeistand aufhält. Hat jemand seinen Rechtsbeistand gesehen?«
    Die Gardisten schütteln eifrig die Köpfe, was die Troddeln an ihren Schultern hübsch vor-und zurückschwingen lässt.
    »Scheint so, als hätte ihn niemand gesehen.«
    »Ich habe ein Recht auf einen Rechtsbeistand.«
    »Ihr habt das Recht, von Rechtsbeiständen zu schweigen und anzufangen, Fragen zu beantworten. Was habt Ihr in Thalius’ Haus gemacht? Und warum habt Ihr seine Tochter Bibendis angegriffen?«
    Ich beuge mich vor und fixiere ihn mit meinem Blick.
    »Phrasius, muss man in dieser Stadt eigentlich so dumm sein wie ein Orgk, um ein offizielles Amt bekleiden zu dürfen? Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr mich einschüchtern könnt? Fahrt zum Orgkus! Bringt mir meinen Rechtsbeistand, dann rede ich vielleicht. Vielleicht auch nicht. Kommt auf meine Tagesform an. Bis dahin bringt mich besser zurück in meine Zelle. Wenn Ihr mich gesetzeswidrig hier festhalten wollt, dann tut das nur. Ich freue mich schon auf den fetten Schadensersatz, wenn ich Euch erst durch die Instanzen gezerrt habe.«
    So sollte man nicht mit dem Vizepräfekten sprechen, wenn man gern aus dem Gefängnis entlassen werden möchte, aber ich will verdammt sein, bevor ich jemals vor der Knute dieser Leute kusche. Ich werde in meine Zelle zurückgebracht. Mein Mitgefangener liegt immer noch auf seiner Koje und wirkt kein bisschen fröhlicher. Später besteche ich einen Gardisten, damit er mir die heutige Ausgabe des Berühmten Und Wahrheitsgetreuen Chronisten bringt. In dem Käsepapyrus steht nicht viel, es sei denn, man interessiert sich für den neuesten Skandal zwischen irgendeiner Senatorengattin und irgendeinem Armeehauptmann. Tue ich aber nicht. Der Herausgeber widmet eine Menge Papyrus dem Hohn und Spott über die Unfähigkeit der Zivilgarde, die nicht in der Lage ist, eine Zwei-Tonnen-Statue zu finden. Die Statue von Sankt Quaxinius sollte eigentlich nächsten Monat in einer wichtigen religiösen Zeremonie geweiht werden, an der Delegationen vieler anderer Stadtstaaten teilnehmen wollten. Der Papyrus legt ausführlich dar, dass es vollkommen ausgeschlossen ist, dass sich eine solch große Statue nicht finden ließe, und deutet nachdrücklich an, dass hier auf jeden Fall Bestechung im Spiel sein muss. Das ist durchaus nahe liegend, obwohl ich bei der Suche auch nicht mehr Erfolg habe als die Zivilgarde, und mich besticht niemand.
    Zwölf Seen wird auf der Rückseite kurz erwähnt. Der Brand in einer unserer Kaschemmen, im Keilerschädel, ist anscheinend eine kurze Notiz wert, und darunter wird noch bemerkt, dass der Wirt, Panschax, in den Flammen umgekommen sei.
    Der Keilerschädel war eine verdammt lausige Kneipe, die

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