Das Zaubergift
hauptsächlich von Boah-Händlern und exotischen Tänzerinnen aufgesucht wurde. Ich werde sie nicht vermissen, und Panschax mochte ich auch nicht besonders. Die Kaschemme gehörte der Bruderschaft, und Panschax gehörte ihr an. Was überhaupt die ganze Affäre ziemlich interessant macht. Denn die Bruderschaft mag es gar nicht, wenn ihre einträchtigen Etablissements abgefackelt werden. Das ist schlecht fürs Geschäft.
Ich bin es gewohnt, einzusitzen. Das ist mir schon oft genug passiert, und deshalb stört es mich nicht besonders. Es ist nur sehr frustrierend, dass ich jetzt im Fall von Gesox nicht weiterkomme, denn die Zeit läuft mir davon. Die Garde-Zauberer haben schon bei ihren ersten ganz einfachen magischen Tests Gesox’ Aura überall auf der Tatwaffe gefunden. Und zwar nur seine Aura, keine andere. Das genügt, um die Zivilgarde und womöglich auch die Geschworenen restlos davon zu überzeugen, dass der Schüler den Meister getötet hat. Die Stadtgerichte können ein Kapitalverbrechen in fünf Tagen verhandeln, wenn sie die Neigung dazu verspüren. Wenn ich nicht herausfinde, wer Rodinaax tatsächlich getötet hat, dann könnte Gesox in weniger als einer Woche am Galgen baumeln. Und selbst wenn ich jetzt freikäme, wäre ich ja noch nicht einmal den kleinsten Schritt weiter. Ich kann diese weiße Villa, die ich im Kuriya-Becken gesehen habe, nicht identifizieren. Und selbst wenn ich es könnte, gibt es trotzdem keine Garantie dafür, dass Rodinaax’ Ehefrau sich dort aufhält. Diesmal scheine ich eine Niete gezogen zu haben.
Ich befasse mich mit den Ereignissen im Haus des Zauberers Thalius. Ich habe zwar mit dem Fall eigentlich nichts zu tun, aber dennoch finde ich die zeitliche Verkettung dieser Ereignisse irgendwie merkwürdig. Und warum wird behauptet, dass der Zauberer von einem Bediensteten vergiftet wurde, wenn seine Tochter sagt, dass sein Boah-Händler ihn wegen angeblicher Drogenschulden umgelegt hat? Außerdem: Ist er tatsächlich durch einen Armbrustbolzen ums Leben gekommen? Das ist eine sehr ungewöhnliche Waffe in Turai, und zudem ist ihr Besitz ein drastischer Verstoß gegen das Gesetz, Trotzdem bin ich kürzlich erst einer sehr gefährlichen Mörderin mit einer Armbrust über den Weg gelaufen, Sarin die Gnadenlose, die sich ebenfalls im Boah-Handel versucht hat. Ob sie wieder nach Turai zurückgekehrt ist? Ich wäre sehr daran interessiert, ihr noch einmal zu begegnen. Auf ihren Kopf ist eine Belohnung ausgesetzt, und ich bin für ein kleines Zubrot immer zu haben.
Noch interessanter, jedenfalls meinen letzten Erfahrungen nach, scheint mir das Auftauchen der Mönche zu sein. Was machen die hier? Haben sie etwas mit dem Boah-Handel zu tun? Das wäre keine allzu große Überraschung. Praktisch jeder in dieser Stadt verdient am Boah mit, seit die Droge das Leben so vieler Menschen bestimmt. Aber es könnte auch etwas vollkommen anderes hinter der Sache stecken. Vielleicht besaß Thalius ja irgendein religiöses Artefakt, das sie wollten? Doch Thalius war ein zweitklassiger Magier und sicher nicht im Besitz von irgendetwas sehr Bedeutendem. Vielleicht haben sie ja nur hereingeschaut, um sich ihre Horoskope erstellen zu lassen.
Ich denke darüber nach, was das für zwei verfeindete Mönchsorden sein könnten und warum sie miteinander kämpften. Es ist schon ein sehr merkwürdiger Zufall, dass ich an einem Tag zwei seltsame Mönche dabei erwische, wie sie meine Zimmerflucht durchwühlen, und kaum drehe ich mich um, treffe ich auf einen Haufen Mönche, die sich gegenseitig auf den makellos gepflegten Rasenflächen von Thamlin die Kutte ausklopfen. In was ich da wohl wieder geraten bin? Ich finde keine Erklärung, die zu den Fakten passen würde. Außerdem weiß ich so gut wie nichts über diese Kampfmönchsorden. Andererseits: Wer könnte das schon von sich behaupten?
Ich verbringe die Nacht im Verlies. Am nächsten Tag wird es hier unten heißer als im Orgkus. Das Essen ist für Lebewesen mit Geschmacksknospen und Magenschleimhäuten völlig ungenießbar, und ich habe ein höllisches Bedürfnis nach einem Bier. Ich will gerade meine Wut an der Zellentür auslassen, als sie aufschwingt und Thalius’ Töchterchen meine Zelle betritt.
Sie ist heute etwas sicherer auf ihren Beinen, aber ich merke, dass sie immer noch sehr betrunken ist. Nun bin ich sicher der Falsche, sie deswegen zu verdammen. Wenn man sich nicht mal besaufen darf, wenn einem der Vater vor der Nase umgebracht wird, wann
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