Das Zaubergift
dann?
»Thraxas. Man hat mir gesagt, dass Ihr tatsächlich ein Detektiv seid. Ich dachte, Ihr wärt nur einer von diesen Gaunern.«
Ihren Worten entnehme ich, dass sie von ihrer Sauftour aufgewacht ist und feststellen musste, dass ihr trautes Heim von einem Gebetskreis rot gekleideter Mönche auf den Kopf gestellt wurde. Natürlich hat sie das leicht verstört. Sie entschuldigt sich dafür, dass sie mich umbringen wollte, und ich verzeihe ihr mit einer großmütigen Handbewegung.
»Es würde jeden beunruhigen, wenn er mitbekommt, wie sein Heim von Mönchen durchwühlt wird. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede.«
Sie kommt rasch zur Sache. Die Zivilgarde kommt im Mordfall an ihrem Vater nicht weiter, und sie würde nun gerne mich engagieren.
Ich werfe einen kurzen Blick auf meinen Zellennachbarn. Der scheint zwar zu schlafen, aber ich möchte nichts in seiner Gegenwart besprechen. Vizepräfekt Phrasius ist ein schlaues Bürschchen, und ihm ist durchaus zuzutrauen, dass er einen seiner eigenen Leute mit mir in eine Zelle sperrt, um mich auszuspionieren.
»Ich nehme den Auftrag an, aber hier können wir nicht darüber reden. Ihr müsst mich zuerst aus der Zelle herausholen.«
Sie holt einen kleinen Flakon aus ihrer Tasche und nimmt einen kräftigen Schluck. Sie ist eine hübsche junge Frau, mit einer dichten, dunklen Mähne und hinreißenden grünen Augen. Sie ist so hübsch, dass ich ihr ein Kompliment machen würde, wenn ich nicht zu alt, viel zu fett und entschieden zu abgeneigt wäre, jungen Frauen Komplimente zu machen.
»Kann ich Euch denn hier herausbekommen?«
»Sicher. Erzählt dem Vizepräfekt einfach, dass ich mich aufgrund Eurer Einladung in Eurem Haus aufgehalten habe. Mehr als einen schlichten Hausfriedensbruch haben sie nicht gegen mich in der Hand.«
Es funktioniert wie geschmiert. Vizepräfekt Phrasius lässt mich zwar ein wenig schmoren, während er sich mit Calvinius berät. Es gefällt ihnen zwar überhaupt nicht, mich wieder auf die Straße zu lassen, aber da Bibendis behauptet, sie habe mich eingeladen, können sie nichts dagegen tun. Ich habe mich keines anderen Vergehens schuldig gemacht. Schließlich begleitet uns ein Garde-Zauberer zum Vordereingang, wo er sein »Sesam Öffne Dich« murmelt und damit das Tor öffnet. Ich trete in das glühende Sonnenlicht hinaus.
»Ich brauche ein Bier.«
»Ich auch«, sagt Bibendis. Wir kehren in eine Taverne am Rand von Thamlin ein. Es ist ein eleganteres Etablissement als die Kaschemmen, in denen ich gewöhnlich verkehre. Der Wirt schaut mich auch entsprechend misstrauisch an, aber die Gegenwart der ganz offenkundig blaublütigen Bibendis beruhigt ihn. Jedenfalls so lange, bis sie sich ein Glas Kleeh nach dem anderen auf eine Art hinter die Binde kippt, die für eine vornehme Dame ganz und gar nicht schicklich ist. Schließlich muss ich sie in eine Mietdroschke verfrachten, und wir fahren nach Süden.
Als wir in den Quintessenzweg einbiegen, kommen wir an den immer noch qualmenden Ruinen des Keilerschädels vorbei. Kein einziger Pfeiler steht mehr. Wer auch immer die Kaschemme abgefackelt hat, war verdammt gründlich. Allerdings ist es nicht gerade besonders schwierig, die baufälligen hölzernen Gebäude von Zwölf Seen an einem heißen Sommertag in Brand zu setzen. Feuer ist in dieser Stadt eine ständige Gefahr. Dass sich der Brand nicht zur Feuersbrunst ausgewachsen hat, lag vermutlich daran, dass neben der Kaschemme bereits Lücken für Neubauten gewesen waren.
Donax, der örtliche Unterhäuptling der Bruderschaft, und Juhnkar, ein hoher Bonze des Gaststättengewerbes, stehen neben den Ruinen. Ihre grimmigen Mienen lassen darauf schließen, dass sie nicht gerade ihren nächsten gemeinsamen Sommerausflug besprechen. Ich möchte nicht in der Haut des Feuerteufels stecken, wenn sie ihn erwischen.
Bibendis schläft schon halb, als wir die Rächende Axt erreichen. Sie schafft es nur mit Mühe die Außentreppe hinauf.
Kaum hat sie mein Zimmer betreten, klappt sie auch schon auf dem Sofa zusammen und schläft tief und fest. Ich betrachte sie verärgert. Sie hätte wenigstens lange genug wach bleiben können, um mir meinen Vorschuss zu zahlen.
In meinem Schlafzimmer steht ein großer Wasserkrug. Ich gehe hin, weil ich mich etwas erfrischen will. Aber im Krug ist kein Wasser, dafür aber liegt eine junge Hure in meinem Bett. Ich erkenne an den roten Bändern in ihrem Haar, dass sie eine Hure ist. Und ich habe sie noch nie zuvor gesehen.
Ich
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