Das Zaubergift
ihm einen wohl gezielten Schwinger in sein so aufreizend lächelndes Gesicht.
Mein Schlag geht jedoch ins Leere. Und dann schlägt er zu. Allerdings war der Hieb nicht auf mich gezielt, sondern auf die massive hölzerne Rückwand des Mietlandauers. Zu meiner Überraschung zerbirst das Holz unter der bloßen Faust des zierlichen Mannes splitternd in zwei Stücke.
»Wo befindet sich die Statue?«, wiederholt er.
Ich versuche, mein Schwert zu ziehen, aber noch bevor ich es aus der Scheide habe, trifft sein nächster Schlag mich, und ich segle rückwärts krachend in den Landauer. Ein Holzstück rammt mir in den Rücken, und ich sinke schwer atmend zu Boden.
Makri ist derweil zu dem Ergebnis gelangt, dass der kleine Mönch seinen Spaß gehabt hat, und zieht ihre Schwerter. Die Mönche zaubern einige merkwürdig rund geformte Klingen aus den weiten Ärmeln ihrer Kutten. Die Handgriffe sind mit einem langen Fingerschutz versehen. Die Roten benutzen sie, um Makris Klingen abzuwehren. Und es gelingt ihnen tatsächlich, Makris Schwerter zu blockieren. Das habe ich noch nie zuvor gesehen. Sie bewegen sich so unglaublich schnell, dass Makri im Handumdrehen umzingelt ist. Obwohl sie einen Hieb an der Schulter eines Gegners landen kann, wird sie von einem Tritt rücklings zu Boden geworfen. Sie konnte ihm nicht ausweichen. Sofort ist sie wieder auf den Beinen und landet selbst einen gut gezielten Tritt, bevor sie sich mit dem Rücken an eine Hauswand presst, damit niemand mehr hinter sie gelangen kann. Dort bleibt sie stehen und bildet mit ihren Schwertern einen undurchdringlichen Wall, während sie darauf wartet, dass die Gegner sie angreifen.
Ich rapple mich langsam wieder auf und gehe ein paar Schritte zur Seite, damit Makri mir nicht im Weg steht. Mein eigenes Schwert habe ich schon in meiner Hand, und ich würde trotz der beachtlichen Kampftechnik der Mönche mit Makri an meiner Seite jeden Tag gegen fünf Kerle antreten, ganz gleich, wie zierlich die sein mögen. Aber jetzt habe ich keine Zeit für Vergnügungen, und außerdem ist es zu heiß. Also lasse ich den Schlafzauber vom Stapel. Die fünf Mönche sinken augenblicklich zu Boden.
Makri wirbelt wütend zu mir herum. Ich weiß, dass sie diesen Einsatz von Magie als eine unehrenhafte Art und Weise ansieht, einen Kampf zu beenden, aber sie protestiert nicht.
Sie ist es wohl nicht gewöhnt, auf jemanden zu treffen, der hinter sie gelangen und ihr einen Tritt versetzen kann. Anscheinend hat sie das doch ziemlich beeindruckt.
Unser Kutscher ist viel mehr als nur beeindruckt. Er hockt bibbernd auf seinem Bock. Ich bitte ihn, den Gemüsekarren vor uns wegzufahren. Er gehorcht sofort, springt auf das Pferd und greift sich die Zügel, während ich die Mönche durchsuche. Aber ich finde nichts. Sie haben nicht mal Taschen in ihren Kutten, und keiner von ihnen hat einen Beutel dabei. Das Einzige, was sie mitführen, sind ihre merkwürdigen Klingen. Makri nimmt alle fünf für ihre Waffensammlung an sich.
Jetzt ist der Weg frei. Wir haben sicher nur ein paar Minuten, bis diese Kampfmönche wieder zu sich kommen. Weniger, wenn sie über eine kräftige Konstitution verfügen, was sie ja wahrscheinlich tun. Wir fahren so schnell, wie wir können, über die belebten Straßen.
Makri zieht vor Wut eine finstere Miene.
»Bist du wütend, dass ich sie schlafen gelegt habe?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Nein, es ärgert mich, dass ich sie unterschätzt habe. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich es zugelassen habe, mich von jemandem in den Rücken treten zu lassen.«
Damit verfällt sie für den Rest der Fahrt in brütendes Schweigen.
»Mach dir keine Sorgen«, rate ich ihr. »Du wirst ihnen zweifellos bald wieder begegnen. Dann bekommst du mehr als genug Gelegenheit, es ihnen heimzuzahlen.«
9. KAPITEL
Lisutaris, Herrin des Himmels, ist etwa in meinem Alter, hat sich allerdings erheblich besser gehalten. Vermutlich haben Zauberinnen, wohl im Gegensatz zu Hexen, ihre eigenen uralten Schönheitsrezepte, die ihnen gegen den Zahn der Zeit helfen. Aber mir hat noch keine auch nur eins davon verraten. Lisutaris hat ihr langes blondes Haar zu Zöpfen geflochten, die sich um ihren Kopf ringeln, bevor sie schließlich über ihre Schultern herabfallen. Diese Frisur wird von einer Art Tiara gehalten. Sie ist aus Silber, mit Perlen besetzt und entspricht dem Stil, den aristokratische Frauen bevorzugen.
Eine vornehme Turanierin widmet ihrem Haar viel Zeit und scheut dabei keine
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