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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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einem kleinen goldenen Fläschchen zurück. Dann schiebt er einen kleinen Tisch vor Lisutaris und stellt das Tablett darauf, sodass sie es mühelos erreichen kann.
    Lisutaris stärkt sich mit einem Schluck Wein, bevor sie das schwarze Kuriya aus dem Fläschchen in das Becken gießt. Ohne jede Vorbereitung wedelt sie mit der Hand über die Flüssigkeit. Innerhalb von Sekunden taucht ein Bild auf.
    Ich beneide sie um ihre Macht. Ich brauche lange, um mich in den erforderlichen mentalen Zustand zu bringen, in dem ich ein Bildnis heraufbeschwören kann, und sie macht das aus dem Handgelenk und dann auch noch, während sie beinahe bis zur Besinnungslosigkeit berauscht ist. Ich hätte wohl doch eifriger studieren sollen!
    »Ist dies das Haus, welches Ihr meint?«
    Ich betrachte das Bild. Ja. Lisutaris konzentriert sich noch ein Weilchen länger.
    »Es gehört einem Mann namens Osirius. Es befindet sich in der Nähe des Springbrunnens, der vor der südlichen Palastmauer steht.«
    Ich danke Lisutaris überschwänglich. Sie blickt wieder in das dunkle Becken.
    »Ich sehe, dass Osirius in letzter Zeit einige Schwierigkeiten hatte. Die Aura des Hauses ist gestört. Ich sehe auch, dass er unter einem anderen Namen bekannt ist.«
    Zum ersten Mal wirkt sie, als müsse sie sich etwas anstrengen. »Konkavial?«, sagt sie schließlich. »Oder vielleicht Konvexial?«
    »Nicht vielleicht Vexial?«, frage ich. »Vexial der Sehende?«
    »Richtig. Vexial der Sehende. Na ja, mich sieht er jedenfalls nicht.«
    Bei diesen Worten fängt die mächtige Zauberin vollkommen unpassenderweise zu kichern an und wirft sich schließlich vor Lachen kreischend auf ihrem Stuhl herum. Das Bildnis in dem Kuriya-Becken verblasst. Während ich mich noch über die unerwartete Entdeckung wundere, dass sich Rodinaax’ Witwe im Stadthaus von Vexial dem Sehenden versteckt hält, lacht Lisutaris immer weiter, während sie unter Tränen die Worte herausstößt: »Er kann mich nicht sehen!«, was ihr offenbar unglaublich komisch vorkommt.
    Sie zerrt an der Glockenschnur und befiehlt dem Diener, ihr die Wasserpfeife zu bringen. Und bietet uns an, das Pfeifchen mit ihr zu teilen. Makri will die Wasserpfeife unbedingt ausprobieren. Ich flüstere ihr zu, dass sie ziemlich blöde dastehen würde, wenn fünf feindselige Kampfmönche hinter ihr auftauchen, während sie von Lachkrämpfen geschüttelt wird.
    Makris dunkle Augen werden bei dieser Vorstellung zu schwarzem Felsgestein, und sie lehnt das Angebot höflich ab. Wir danken Lisutaris, der Herrin des Himmels, und verabschieden uns. Draußen halten wir einen Mietlandauer an und fahren zur Südseite des Palastes. Hinter uns scheint Lisutaris das Leben im Allgemeinen immer noch höchst amüsant zu finden.
    »Ist sie auch so auf euren Treffen?«, frage ich Makri.
    »Ich darf keinem Mann von unseren Treffen was erzählen«, antwortet Makri.
    »Weiß ich.«
    Wir fahren weiter.
    »Eigentlich ist sie noch viel schlimmer.« So viel zur Frauensolidarität. »Es überrascht mich, dass sie eine so gute Zauberin ist. Das war doch gute Zauberei, hab ich Recht? «
    »Allerdings. Ich könnte solche Bilder nicht einmal heraufbeschwören, wenn ich einen Monat meditieren würde. Lisutaris ist genauso dekadent wie der Rest unserer Oberklasse, aber wenn es um Magie geht, ist sie unschlagbar. Außerdem hat sie wirklich einen ausgezeichneten Weinkeller. Wenn du ihr das nächste Mal bei einem Treffen begegnest, dann lade uns doch mal bei ihr zum Abendessen ein. Vielleicht holt sie dann die Flaschen mit den Elfenreben heraus. Übrigens, wo haltet ihr eure Treffen eigentlich ab?«
    »Das darf ich nicht sagen.«
    »Weißt du, dass Erzbischof Xaverius letzte Woche in seiner Rede vor dem Senat die Vereinigung der Frauenzimmer rundheraus als eine verruchte und gotteslästerliche Organisation verdammt hat?«
    Makri sagt etwas Verruchtes und Gotteslästerliches über den Erzbischof.
    Ein paar wichtige Persönlichkeiten fahren in schicken Kutschen an uns vorbei, aber ansonsten ist es hier auf den Straßen viel ruhiger als im Rest in der Stadt. Und auch viel sauberer. Selbst die Flugratten wirken proper. Makri überlegt laut, warum Vexial der Sehende, Mönch eines Klosters in den Bergen, eine Villa in Thamlin haben sollte. Das ist eine sehr gute Frage. Eine andere wäre: Warum ist Lolitia ausgerechnet dorthin geflohen?
    Die Villa steht – wie nicht anders zu erwarten war – genau an der Stelle, zu der Lisutaris uns geschickt hat. Wir fahren vorbei,

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