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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Mühe. Makri, die selbst stolze Trägerin einer gewaltigen, völlig ungebändigten Mähne ist, gießt bei jeder Gelegenheit jede Menge Hohn über solche Eitelkeit aus. Aber sie kann trotzdem nicht abstreiten, dass diese spezielle Frisur an Lisutaris sehr gut aussieht. Ebenso wie ihr auch der Regenbogenmantel sehr gut steht. Er ist offenbar von einem eleganteren Schnitt und von viel besserem Tuch als die Berufskleidung eines gewöhnlichen Zauberers.
    Während meines letzten Besuches in Lisutaris’ Heim hat draußen ein heulender Mob versucht, das Haus niederzubrennen, und überall lagen verwundete Zauberer auf dem Boden herum. Lisutaris lag zwar auch auf dem Boden, aber ihre Betäubung war auf ausführlichen Thazis-Konsum zurückzuführen und nicht auf eine Verletzung. Ich habe damals sogar einen Zauber in ihrem Arbeitszimmer gefunden, der das Wachstum der Pflanzen beschleunigt. Das erklärt vermutlich auch, wieso Lisutaris die meiste Zeit des Tages an ihrer großen Wasserpfeife hängt und den Rauch ihres besonders liebevoll gezogenen privaten Vorrats inhaliert.
    Thazis ist in Turai immer noch illegal. Noch vor sechs Jahren hat die Zivilgarde Konsumenten strengstens verfolgt, wenn auch nur, um genug von dem Zeug sicherzustellen, damit sie es dann in aller Ruhe selbst qualmen konnten. Senatoren haben flammende Reden gegen die Legalisierung gehalten, den Gebrauch von Thazis verteufelt und es für den moralischen Verfall verantwortlich gemacht, der sich unaufhaltsam unter der Jugend unserer Nation breit mache. Und das alles, während sie selbst vollkommen zugedröhnt waren.
    Doch seit Boah die Stadt überschwemmt, interessiert sich kein Mensch mehr für Thazis. Die meisten Leute nehmen die Droge als ein mildes Entspannungsmittel und als Gegengift für ihre Sorgen, obwohl nur wenige dieser Droge so enthusiastisch und ekstatisch anhängen wie Lisutaris. In bestimmten Kreisen ist sie dafür berühmt, dass sie eine neue Art Wasserpfeife erfunden hat, die einen höheren Durchzug erlaubt. Es könnte schlimmer sein. Wenigstens ist sie keine Boah-Süchtige. Dessen Konsum scheint zurzeit nämlich die beliebteste Freizeitbeschäftigung unter den Zauberern unserer Stadt zu sein.
    Wir werden bei unserer Ankunft äußerst zuvorkommend empfangen. Ein Diener führt uns durch einen langen Flur in einen großen, luftigen Raum, mit grünen und goldenen Elfen-Gobelins an den Wänden und allen möglichen Pflanzen. Sie umgeben ein großes Panoramafenster, hinter dem man den weitläufigen Garten bewundern kann. In Thamlin hat jeder einen weitläufigen Garten, und dazu eine ganze Horde Gärtner auf der Gehaltsliste. Wenn nicht, ist man unten durch. Ein zweiter Diener bringt uns Wein und verkündet, dass Lisutaris gleich kommt.
    Nach dem, was ich von der Villa gesehen habe, scheint auch Lisutaris vor der neuesten Mode klein beigegeben und einen Innenarchitekten verpflichtet zu haben. Vermutlich einen aus Ambientical. Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, als die Häuser von Zauberern mit endlosem Zauberkrimskrams voll gestopft waren, die auch keine noch so große Legion von Dienern lange staubfrei halten konnte. Aber eine modisch bewusste Frau wie Lisutaris war natürlich damit nicht mehr zufrieden. Seit die Goldminen den Wohlstand nach Turai bringen, kümmert sich jeder Vornehme in Thamlin vor allem um die Frage des Stils. Früher einmal ernteten Senatoren ihren Ruhm mit ihren Taten auf dem Schlachtfeld. Jetzt erringen sie ihn durch schick gestylte Wohnzimmer und besonders exquisit gepflegte Gärten. Mir gefällt das gar nicht, aber ich bin ja auch altmodisch. Außerdem habe ich keinen Garten.
    Ich weiß nicht genau, wie ich Lisutaris mein Ansinnen vortragen soll. Es gehört sich nicht, einen Zauberer um Hilfe anzugehen, wenn man Leute sucht, es sei denn, dieser Zauberer bietet seine Dienste genau dafür an. Doch das tun nur wenige. Abgesehen von einigen Außenseitern wie mir, die ihre Ausbildung niemals abgeschlossen, ja kaum ernstlich begonnen haben, und Astral Trippelmond, der völlig in Ungnade gefallen ist, kümmern sich Zauberer in Turai selten um private kleine Unternehmungen. Entweder arbeiten sie für den König oder den Konsul oder tun das, was die Standardbeschäftigung unserer müßigen Oberschicht ist. Sie lassen arbeiten. Ermittlungen anzustellen ist weit unter ihrer Würde. Die Drecksarbeit überlässt man tunlichst der Zivilgarde. Oder mir. Wie der Rest der Bevölkerung sind auch Zauberer sehr erpicht auf die Wahrung

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