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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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normalerweise zu raffiniert ist, um irgendwelches Beweismaterial zurückzulassen. Gesox wird heute vor Gericht gestellt. Und ich habe endlich die Erlaubnis bekommen, ihn zu sehen – was auch immer das noch bringen soll.«
    »Wie kommt das?«
    »Vizekonsul Zitzerius ist endlich wieder in der Stadt. Er hat es für mich arrangiert.«
    Ich habe Zitzerius’ Sohn vor einigen Monaten aus einer höchst misslichen Lage herausgeholfen.
    »Das war wirklich mal ein guter Zug«, meint Makri anerkennend. »Er ist der erste Freund in einer einflussreichen Position, den du seit langer Zeit gewinnen konntest.«
    »Das stimmt. Allerdings würde ich ihn nicht zu meinen Freunden zählen. Zitzerius ist viel zu streng, um wirklich Freunde zu haben. Außerdem hat er sicher nicht vergessen, dass ich ihn beleidigt habe, als ich betrunken war. Aber wenigstens hat er dafür gesorgt, dass meine Rechte respektiert werden, wenn es um Gerichtsangelegenheiten geht. Und Gesox braucht sicher Hilfe, ganz gleich von wem. Man hat ihm einen öffentlich bestellten Rechtsbeistand aufs Auge gedrückt. Das heißt, wenn ich nicht bald etwas Entlastendes finde, können sie ihn genauso gut gleich aufknüpfen.«
    Makri geht nach draußen und befreit sich von etwas Fisch. Ich bestelle ein Mittagsbierchen und überdenke die Lage. Was zwischen den Mönchen vorgeht, kann ich nicht genau interpretieren. Offenbar war der Ehrwürdige Heretius nicht ganz ehrlich zu mir. Zum Beispiel hat er vergessen zu erwähnen, dass seine Anhänger Vexial den Sehenden tödlich verletzt haben. Was bedeutet das für mich? Ich habe immer noch die Tasche mit der Statue drin. Heretius hat mich engagiert, damit ich sie finde. Vielleicht ist es gar nicht so wichtig, wer wem was angetan hat, soweit es die Mönche angeht. Ich glaube, ich kassiere das Honorar in diesem Fall sowieso.
    Aber meine Begegnung mit Sarin bereitet mir echten Kummer. Sie ist zweifellos eine gefährliche Frau. Falls Vexial stirbt, dürfte sich der Sternentempel auflösen und seine Anhänger zum Wolkentempel überlaufen. Wenn das jedoch nicht passiert und die roten Mönche kommen und weiter nach der Statue suchen, muss ich mich auch noch mit Sarin herumschlagen. Außerdem dürfen wir Thalius Scheelauge nicht vergessen. Wer hat ihn umgebracht? Er starb an einem Armbrustbolzen, was Sarin natürlich zur Königin der Verdächtigen macht. Aber es ist trotzdem nicht ausgeschlossen, dass jemand versucht, mit einem Trick seine Spuren zu verwischen.
    »Ich habe den Kreis der Verdächtigen für den Mord an Rodinaax ziemlich eingeengt. Und zwar auf die Mönche des Sternentempels, die des Wolkentempels, auf seine Witwe Lolitia, auf Sarin die Gnadenlose und auf die Hausdiener. Macht alles in allem etwa hundert Personen. Wenn ich dafür sorgen kann, dass Gesox die nächsten ein, zwei Jahre nicht gehenkt wird, könnte ich den Kreis sogar auf eine einstellige Zahl reduzieren.«
    Cimdy und Bertax waren schon früh mit ihrer Mandoline und ihrer Flöte unterwegs. Sie sehen, wie stets, ungewöhnlich aus. Sie tragen nicht nur die merkwürdigste Kollektion von bunten und zerfetzten Klamotten, die man in Turai je zu Gesicht bekommen hat, sondern auch ihr Haar spottet praktisch jeder Beschreibung. Sie tragen es lang und dicht und färben es mit Lebensmittelfarben und Kräutern in schrillen Farbtönen, die eigentlich nicht auf den Kopf irgendeines Lebewesens gehören. Und was die ganze Sache noch schlimmer macht: Offenbar haben sie auch mit ihren Piercings beträchtliche Fortschritte gemacht. Viele Leute in Turai haben durchbohrte Ohren. In manchen Kreisen gilt das sogar als Zeichen für die gehobene gesellschaftliche Stellung der Verstümmelten. Aber die jungen Cimdy und Bertax haben sich aus unerfindlichen Gründen sogar Ringe durch Nase und Lippen gezogen. Und am schockierendsten ist, dass sie auch in ihren Augenbrauen Ringe tragen. Diese Art von Körperschmuck hat man in von Menschen besiedelten Gebieten noch nie gesehen, und vermutlich wäre sie selbst für ein orgkisches Hurenhaus zu bizarr. Vielleicht ist es Straßenmusikanten gestattet, ein wenig … exzentrisch zu sein. Da Makri in einer orgkischen Gladiatorengrube aufgewachsen ist, mangelt es ihr natürlich an jeglichem Gespür fürs Schickliche. Sie hat die beiden vor einigen Monaten gebeten, ihr ebenfalls die Nase zu durchbohren. Ein absolut widerliches Verhalten, wie ich ihr sofort zu verstehen gegeben habe, und wohl auch kaum das Benehmen, das sie an den Tag legen sollte, wenn sie

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