Das Zaubergift
erleuchtet. In diesem Licht wirkt Makris Haut noch rötlicher als gewöhnlich. Der Wächter ist ein Koloss von einem Mann. Mit einem Hirn von der Größe einer Linse. Er streckt den Arm aus und hindert uns mit einem kurzen Grunzlaut am Eintreten.
»Keine Schwerter erlaubt«, knurrt er und wirft Makri einen viel sagenden Blick zu. »Und Orgks auch nicht.«
Makri antwortet auf ihre eigene, unnachahmliche Weise. Sie zögert keine Sekunde, holt aus und schlägt den Kerl mit einem gezielten Hieb auf das Kinn zu Boden.
Ich starre sie böse an. »Hätten wir das nicht wenigstens zuerst ausdiskutieren können?«
»Was gibt es denn da zu diskutieren? Er hat mich beleidigt! «
Stimmt auch wieder. Aber ich wollte so gern ein Bier.
»Wir finden schon noch eine andere Taverne«, beschwichtigt mich Makri.
Der Wächter liegt bewusstlos vor der Tür. Ich spiele mit dem Gedanken, den Körper wegzuzerren und einfach auf ein schnelles Bierchen in die Taverne zu gehen, entscheide mich jedoch dagegen. Es würde nur Ärger geben, wenn er aufwacht, solange ich noch am Tresen stehe.
Wir trotten weiter durch die heiße Nacht.
»Ich finde wirklich, du solltest an deinem Jähzorn arbeiten, Makri.«
»Ich fange morgen damit an. Aber das war doch ein erstklassiger Schwinger, oder?«
Makri hat wieder gute Laune und sieht nicht mehr so mürrisch aus wie eine niojanische Hure, was sie eindeutig getan hat, seit diese Mönche sie getreten hatten. Deshalb hat sie vermutlich auch den Türsteher niedergeschlagen. Sie war wohl einfach nur darauf erpicht, sich ein bisschen im Faustkampf zu üben, falls sie noch einmal den Mönchen begegnen sollte.
11. KAPITEL
Am nächsten Tag schlafe ich lange und wache mit schmerzenden Gliedern und einem mörderischen Brummschädel auf. Ich wuchte mich aus dem Bett und marschiere geradewegs zu meinem bescheidenen Vorrat von Lebatrana-Blättern. Die stammen von den Elfeninseln und helfen sehr wirkungsvoll gegen einen Kater. Ich habe sie von einem Elf… erworben, der mich vor einigen Monaten engagiert hatte. Wie sich herausstellte, war er ein hinterhältiger Verbrecher und fand auch den verdienten Tod, aber wenigstens hat er etwas Nützliches hinterlassen.
Marihana, die Meuchelmörderin, hat ihn und seinen Kumpan umgebracht, und dieser Gedanke weckt eine Erinnerung. Diese kleine dunkle Gestalt, die ich gestern Abend im Garten gesehen habe, hat mich tatsächlich stark an Marihana erinnert. Es fehlt mir gerade noch, dass sich auch noch die Meuchelmördergenossenschaft in den Fall einmischt!
Das Lebatrana-Blatt wirkt sehr schnell. In dem Maß, in dem der Kater verschwindet, spüre ich, dass ich am ganzen Körper steif bin. Es war ein langer Nachhauseweg gestern Abend, der nur von einem ausgedehnten Aufenthalt in einer Kaschemme in Kushni unterbrochen wurde. Dort hatte Makri keinerlei Probleme hineinzukommen. Diese Kaschemme war derartig mies, dass sie wahrscheinlich nicht einmal den Orgk-König abgewiesen hätten, wenn er nur ein paar Gurans in der Tasche gehabt hätte. Kushni ist ein Viertel mitten in der Stadt. Es wird von Verbrechen heimgesucht und ist eine von Boah verseuchte Ansammlung von miesen Kaschemmen, Bordellen und Spielhöllen, um die sich die Bruderschaft und der Freundeskreis streiten und in dem sich sämtliche Nichtsnutze von Turai ein Stelldichein geben. Ich komme aufgrund meiner Arbeit oft hierher. Makri hat nicht viel Zeit für gesellschaftliche Vergnügungen und ist dementsprechend nicht so daran gewöhnt. Vermutlich hat sie die Stärke des Alkohols, der hier serviert wird, ein wenig überrascht. Sie behauptet zwar, dass sie nicht betrunken gewesen sei, aber ich schwöre, dass sie eine Viertelstunde gebraucht hat, um die Außentreppe hinaufzukommen, und vermutlich hätte sie es nicht einmal dann geschafft, wenn ich sie nicht den letzten Absatz getragen hätte.
Also bin ich etwas versöhnt, als Makri etwa gegen Mittag in mein Zimmer kriecht und um ein Lebatrana-Blatt bettelt. Sie trägt eine alte Decke und sieht aus, als hätte sie einen schlimmen Anfall von Pest. Es macht mir nichts aus, dass Makri die Nummer eins ist, wenn es ums Kämpfen geht, und dass sie bei ihrem Studium der Philosophie und der Rhetorik so schlau wie ein Elf sein kann. Aber ich hätte es nur schlecht verdaut, wenn sie mir auch noch im Trinken überlegen gewesen wäre.
Ihre Hand zittert, als sie einen Becher mit Wasser an die Lippen führt.
»Du siehst genauso grün aus wie das Blatt«, bemerke ich liebenswürdig.
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