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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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gelten.
    Ein paar Gardisten wickeln Vexials Leiche ein, um ihn in das Leichenschauhaus zu karren. Als Hauptmann Rallig den Pfeil in Vexials Brust sieht, muss man ihm nicht erst sagen, was passiert ist.
    »Marihana? Hast du gesehen, wie sie es getan hat?«
    Ich schüttle den Kopf. »Dafür ist sie viel zu gerissen.«
    »Ich hasse diese Mörder«, knurrt der Hauptmann. »Ich würde sie liebend gern alle am Galgen baumeln sehen.«
    Er weiß natürlich, dass diese Aussicht sehr gering ist. Die Meuchelmördergenossenschaft genießt viel zu viel Schutz, weil der Senat selbst gelegentlich Aufträge an sie vergibt. So auch der König – wird jedenfalls gemunkelt. Zudem hinterlassen sie an den Tatorten so gut wie nie Spuren. Wenn die Gardisten einen Zauberer bitten würden, den Pfeil zu untersuchen, würde sich bestimmt herausstellen, dass er mit Fragmenten des Roten Elfentuchs bedeckt oder in irgendeiner anderen Weise, die nur die Meuchelmördergenossenschaft kennt, manipuliert ist, damit man keine verräterische Aura darauf feststellen kann. Wenn man versuchen wollte, Marihana des Mordes an Vexial zu überführen, könnte man sich genauso gut daran machen, den Wind zu fangen.
    Rallig nimmt dankend ein Bier von Gurdh. Es verstößt zwar gegen Vorschriften, wenn Gardisten im Dienst trinken, aber sie kümmern sich nicht sonderlich um diese Regel. Der Hauptmann ist sicherlich sehr erfreut darüber, dass er das Gold wieder beschafft hat, aber ich merke, dass er alles andere als glücklich ist.
    »Ich gehe davon aus, dass du jetzt keine Zeit verschwendest und dem Gericht unverzüglich alle Beweise für Gesox’ Unschuld an Rodinaax’ Ermordung vorlegst.«
    Der Hauptmann hasst es, wenn ich die Garde in dieser Weise vorführe.
    Ich leere mein Bier. »Ich zumindest werde jetzt sofort zu ihm gehen.«
    Bibendis und Dandelion tauchen mit Bertax und Cimdy im Schlepptau auf. Sie haben sich offensichtlich in dem Wagen hinter der Kaschemme versteckt. Hauptmann Rallig betrachtet sie eingehend.
    »Nehmt weiter Boah, und es wird Euch töten«, knurrt er.
    »Wenn ich das nicht schon vorher erledige«, füge ich hinzu.
    Bibendis war schon als Säuferin schlimm genug. Wenn sie jetzt auch noch Boah nimmt, dann kann sie die Villa ihres Vaters genauso gut gleich verkaufen und auf der Straße leben.
    Es würde ihr eine Menge Zeit ersparen. Cimdy und Bertax auf der anderen Seite müssen sich ihr Geld derart mühsam verdienen, dass ich nicht verstehen kann, wieso sie alles davon an diese nutzlose Droge verschwenden. An Dandelion überrascht mich gar nichts. Ich nehme den Heilstein aus der Tasche und reiche ihn ihr, aber selbst das bringt wenig Leben in ihre ausdruckslosen Augen.
    »Bringt das zu den Delfinen, wenn Ihr wieder genug Energie habt.«
    Ich bitte Makri, mit mir zu den Gerichtshöfen zu kommen.
    »Glaubst du, dass Sarin noch in der Nähe ist?«
    Ich schüttle den Kopf. Sarin wird mittlerweile wissen, dass das Gold ihrem Zugriff entzogen ist. Sie wird uns wohl keine Schwierigkeiten mehr machen.
    »Vielleicht will sie ja Rache nehmen, weil Vexial getötet wurde.«
    »Das glaube ich nicht. Ihre Loyalität ihrem alten Lehrer gegenüber wird sicher nicht so weit gehen. Sarin ist vollkommen auf ihre eigenen Ziele konzentriert. Außerdem war es nicht unsere Schuld, das Vexial seine Toga abgeben musste. Es war Heretius, der die Meuchelmördergenossenschaft angeheuert hat. Weißt du, ich hatte eigentlich immer den Eindruck, dass Töten Sarins einzige Leidenschaft ist. Deshalb frage ich mich, wozu sie das Gold eigentlich haben wollte. Vermutlich würde sie gar nicht wissen, was sie damit anfangen sollte. Ich werde sie töten, wenn ich ihr das nächste Mal begegne.«
    Makri deutet an, dass Sarin mich gar nicht mehr brauchen wird, um sich umbringen zu lassen, wenn sie, Makri, ihr vorher selbst begegnet. Sie geht nach oben und zieht sich ihr Wams an, bevor wir auf die Straße treten.
    »Hübsche Figur«, sagt Hauptmann Rallig, als sie weg ist.
    »Schon möglich«, erwidere ich.
    »Schon möglich? Vor zwanzig Jahren hättest du den Mond angeheult, wenn sie in diesem Dress an dir vorbeigegangen wäre, Orgk-Blut hin oder her.«
    »Vor zwanzig Jahren war ich nicht alt, übergewichtig und voller Bier.«
    Ich bin total erschöpft. Hauptmann Rallig nimmt uns in einem Garde-Landauer mit zu den Gerichtshöfen. Es ist eine schweigsame Fahrt unter der Morgensonne. Vermutlich sollte ich so fröhlich sein wie ein betrunkener Söldner, nachdem ich wider jede

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