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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Drohung. Sie kamen aus Richtung Norden, von wo der Feind offenkundig mit einer Gegengrabung auf den Tunnel der Engländer treffen wollte. Im staubigen Licht der schwachen Flammen beobachtete Hook die Wand des Tunnels. Jeden Moment erwartete er, dass sich dort ein großes Loch auftat, durch das ein bewaffneter Feind brechen würde. Sir John verbrachte den größten Teil des Nachmittags mit gezogenem Schwert und düsterer Miene im Tunnel. «Wir müssen sie in ihr Loch zurücktreiben», sagte er, «und dann ihren Stollen zum Einsturz bringen. Mein Gott, hier unten riecht es wie in einer Abortgrube !»
    «Es ist ja auch eine Abortgrube», sagte Dafydd ap Traharn trocken. Einige der Stollengräber waren krank geworden und beschmutzten den feuchten Schlickuntergrund.
    Sir John verließ den Tunnel erst am Spätnachmittag und schickte eine Stunde später einen Trupp, der die Tunnelwache ablösen sollte. Die neuen Männer kamen in gebückter Haltung durch den Tunnel und warfen im Halbdunkel monströse Schatten an die Wände. «Gott steh mir bei», knurrte eine Stimme, «diese Luft ist ja nicht zu atmen.»
    «Ihr habt Armbrüste für uns, oder?», fragte eine andere Stimme.
    «Ja, haben wir», bestätigte Hook, «und sie sind gespannt.»
    «Gut, dann lasst sie für uns so», sagte der Mann und bemühte sich, die Bogenschützen zu erkennen, die er ablöste. «Hook? Bist du das?»
    «Sir Edward!», sagte Hook. Sir Edward Derwent, Lord Slaytons Mann, der Hook in London vor dem Hausgericht und dessen unausweichlichem Urteil gerettet hatte, lächelte ihn im Halbdunkel an. «Ich habe schon gehört, dass du hier bist», sagte er, «wie geht es dir?»
    «Ich lebe noch», sagte Hook und grinste.
    «Gott sei's gedankt, obwohl nur Gott weiß, wie hier unten irgendwer überleben kann.»Sir Edward, dessen vernarbtes Gesicht halb von seinem Helm verdeckt wurde, lauschte auf die verdächtigen Geräusche. «Klingt, als wären sie sehr nahe!»
    «Das glauben wir auch», sagte Hook.
    «Aber man kann sich leicht täuschen», warf Dafydd ap Traharn ein, «sie könnten noch zehn Schritt entfernt sein. Unter der Erde sind Geräusche schwer einzuschätzen.»
    «Also könnten sie ebenso gut auch nur eine Handbreit entfernt sein», stellte Sir Edward säuerlich fest.
    «Ja, das wäre möglich», sagte der Waliser verdrießlich.
    Sir Edward warf einen Blick auf die gespannten Armbrüste. «Und der Plan ist, sie mit Bolzen zu empfangen», fragte er, «und die Bastarde anschließend mit Kampfäxten niederzumachen ?»
    «Der Plan ist, dass wir am Leben bleiben», sagte Dafydd ap Traharn. «Ihr versperrt den Tunnel, ist Euch das klar? Zu viele Leute hier unten. Wir haben zu arbeiten!»
    Sir Johns Feldkämpfer waren schon gegangen, und nun schickte Hook seinen Bogenschützen hinter ihnen hinaus. Er selbst blieb noch einen Moment zurück. «Ich wünsche Euch eine ruhige Nacht», sagte er zu Sir Edward.
    «Bei Gott, das wünsche ich dir auch», sagte Sir Edward. Dann grinste er. «Es ist gut, dich zu sehen, Hook.»
    «Und eine Freude, Euch zu sehen, Sir», sagte Hook. «Und ich danke Euch.»
    «Geh dich ausruhen», gab Sir Edward zurück.
    Hook nickte. Er hängte seine Kampfaxt in den Gürtel und schob sich mit einem Nicken an Sir Edwards Männern vorbei. Einer von ihnen versuchte Hook zum Stolpern zu bringen, und Hook sah das eckige Kinn und die tiefliegenden Augen und glaubte in dem Halbdunkel einen Moment lang, er habe Sir Martin vor sich. Doch dann erkannte er den älteren Sohn des Priesters, Tom Perrill. Beide Brüder waren da, unter die Stützbalken gebeugt, doch Hook beachtete sie nicht weiter, denn er wusste, dass sie ihn nicht angreifen würden, solange Sir Edward in der Nähe war.
    Er ging den Tunnel in Richtung des schwachen Tageslichts entlang, das weit vorn vom Eingang hereinschimmerte. Seine Gedanken waren bei Melisande, bei dem Eintopf, den sie für ihn bereithalten würde, und bei den Liedern, die an den Lagerfeuern gesungen wurden - als plötzlich die Welt unterging.
    Lärm dröhnte in seinen Ohren. Er begann mit einem grollenden Donnern, das hinter ihm aufbrandete, dann folgte ein reißender Ton, als ob die Erde selbst aufbrechen würde, und als er sich umdrehte, quoll ihm Staub entgegen, eine dunkle Staubwolke wallte durch die Finsternis des Schachts, und in dem Dunkel bewegten sich Männer wie schattenhafte Unwesen. Dann erklangen Rufe, das Geräusch von Stahlklingen auf Rüstungen und ein lauter Schrei.
    Die Franzosen waren

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