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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dagestanden und nur gelauscht. Er kannte jedes Geräusch in diesem Forst, mochte es nun der Tritt eines Hirsches sein oder ein wühlender Eber, ein klopfender Specht oder das Klacken eines Rabenschnabels, wenn sich der Vogel das Gefieder putzte, oder auch nur der Wind im Blattwerk. Und aus all diesen Geräuschen hörte Hook mit absoluter Sicherheit einen fremden Ton heraus. Er konnte zuverlässig sagen, ob ein Unbefugter durchs Unterholz schlich. Jetzt lauschte er auf dieselbe Art, achtete nicht auf die Atemzüge eines halben Dutzends Männer, vergaß jeden Gedanken und ließ die Stille seinen Kopf erfüllen, um die kleinste Störung wahrzunehmen. So verharrte er lange.
    «In meinen Ohren klingelt es die ganze Zeit», flüsterte Sir John, «vermutlich habe ich einen Schwertstreich auf den Helm zu viel abbekommen und ...»Hook hielt herrisch eine Hand hoch, ohne daran zu denken, dass er da gerade einem Ritter des Hosenbandordens zu schweigen befahl. Sir John gehorchte. Hook lauschte, hörte etwas, und dann hörte er es noch einmal. «Da gräbt jemand», sagte er.
    «Oh, diese Bastarde», sagte Sir John leise. «Bist du sicher?»
    Jetzt, da er das Geräusch zugeordnet hatte, war Hook überrascht, dass niemand anders das rhythmische Einschlagen der Picken in den Kalkstein hörte. Die Garnison machte eine Gegengrabung, sie trieben ihren eigenen Stollen in Richtung der Belagerer. Sie hofften, auf den englischen Tunnel zu stoßen, bevor er fertiggestellt werden konnte. «Vielleicht graben sie auch zwei verschiedene Stollen», sagte Hook. Das Geräusch war unregelmäßig, so als ob sich zwei Rhythmen überlagerten.
    «Genau das habe ich mir gedacht», sagte Dafydd ap Traharn, «aber ich war nicht sicher. Hier unten spielen einem die Ohren nämlich manchmal Streiche, das kann ich Euch sagen.»
    «Was für emsige kleine Bastarde», sagte Sir John grimmig. Er sah Dafydd ap Traharn an. «Wie weit noch?»
    «Noch zwanzig Schritt, Sir John, sagen wir also zwei Tage. Und dann noch zwei, um die Kammer zu graben, und einer, um das Brennmaterial hineinzuschaffen.»
    «Sie sind noch weit entfernt», sagte Sir John. «Vielleicht finden sie diesen Tunnel ja gar nicht.»
    «Sie werden genauso auf Geräusche lauschen wie wir, Sir John. Und je näher sie kommen, desto deutlicher hören sie uns.»
    «Ekelhaft stinkende widerwärtige schwanzlose Bastarde», sagte Sir John zu niemandem im Besonderen. Dann nickte er Hook zu. «Ich höre sie immer noch nicht.»
    «Sie sind da», sagte Hook vollkommen überzeugt. Sie flüsterten in der übelriechenden Dunkelheit, die von den flackernden Binsenlaternen kaum erhellt wurde.
    Einer der Stollengräber sagte etwas auf Walisisch. Dafydd ap Traharn brachte ihn mit einer warnenden Geste zum Schweigen. «Er macht sich Sorgen darüber, was geschieht, wenn der Feind in den Tunnel einbricht, Sir John.»
    «Grabt hier eine Kammer», sagte Sir John, «groß genug für sechs oder sieben Männer. Dann stellen wir hier Bogenschützen und Feldkämpfer als Wache auf. Haltet auch eure eigenen Waffen bereit, aber erst einmal grabt einfach weiter. Lasst uns diese verdammte Barbakane zum Einsturz bringen!»Der Stollen war auf den Nordturm der hartnäckigen Bastion ausgerichtet. Wenn er zusammenbrach, so hofften die Engländer, würden seine Trümmer den Wassergraben füllen. Sir John klopfte den Stollengräbern auf die Schultern. «Gute Arbeit, Leute», sagte er. «Gott ist auf unserer Seite.»Er gab Hook ein Zeichen, und die beiden gingen zurück zu der Sau. «Ich hoffe wirklich, dass Gott auf unserer Seite ist», knurrte Sir John leise. Dann blieb er stehen und betrachtete stirnrunzelnd den Tunneleingang. «Wir müssen hier ein paar Männer zur Verteidigung aufstellen», sagte er.
    «In der Sau?»
    «Wenn die Bastarde in unseren Tunnel einbrechen, dann schwärmen sie aus diesem Loch wie Ratten, die frisches Aas gerochen haben. Wir errichten hier einen Wall und bemannen ihn mit Bogenschützen.»
    Hook beobachtete zwei Männer, die Stützbalken in den Tunnel trugen. «Ein Wall an dieser Stelle würde die Arbeit behindern, Sir John», sagte er.
    «Gottverdammt, Hook, das weiß ich selber!», schnauzte Sir John. Dann richtete er seinen Blick wieder auf die Mündung des Tunnels. «Wir müssen mit dieser Belagerung zu einem Ende kommen! Sie dauert schon viel zu lange. Die Leute werden krank. Wir müssen von diesem stinkenden, nassen Ort weg.»
    «Fässer?», schlug Hook vor.
    «Fässer?», wiederholte Sir John schlecht

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