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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gelaunt.
    «Füllt drei oder vier Fässer mit Steinen und Erde», sagte Hook geduldig, «und wenn die Franzosen kommen, rollen wir einfach die Fässer vor den Eingang und stellen sie aufrecht. Dann kann ein halbes Dutzend Bogenschützen jeden von diesen Bastarden erledigen, der versucht, an den Fässern vorbeizukommen.»
    Sir John betrachtete den Eingang ein paar Augenblicke nachdenklich. Dann nickte er. «Deine Mutter hat ihre Zeit nicht vergeudet, als sie ihre Beine breit gemacht hat, Hook. Du bist ein guter Mann. Ich will die Fässer bis Sonnenuntergang hier haben.»
    Und die Fässer waren bei Sonnenuntergang da. Hook, der auf seine Ablösung wartete, ging zu dem Graben neben der Sau und betrachtete die eingebrochene Stadtmauer, die von der Sonne, die hinter den abgeholzten Hügeln unterging, in rotes Licht getaucht wurde. Hinter ihm, im englischen Lager, spielte ein Mann eine klagende Flötenweise. Er wiederholte die gleichen Takte wieder und wieder, als ob er sich bemühte, sie ganz richtig zu spielen. Hook war müde. Er wollte nur noch essen und schlafen, sonst nichts, und er achtete kaum auf den Feldkämpfer, der neben ihm auf die Brustwehr kam. Der Mann hatte einen gutsitzenden Helm auf dem Kopf, der sein halbes Gesicht beschattete, doch abgesehen davon trug er keine Rüstung, nur eine Lederweste. Seine schlammverdreckten Stiefel waren gut gearbeitet und wiesen ebenso auf seine hohe Stellung hin wie die goldene Kette, die um seinen Hals hing. «Ist das ein toter Hund?», fragte der Mann und deutete auf ein Fellbündel, das auf halbem Weg zwischen dem englischen Graben und der französischen Barbakane lag. Drei Raben pickten an dem toten Tier.
    «Die Franzosen haben ihn erschossen», sagte Hook. «Die Hunde laufen vor unsere Linie, und die Armbrustschützen schießen sie ab. Über Nacht verschwinden sie dann.»
    «Die Hunde?»
    «Die Franzosen essen sie», erklärte Hook knapp. «Frisches Fleisch.»
    «Ja, natürlich», sagte der Mann. Er sah eine Weile den Raben zu. «Ich habe noch nie Hundefleisch gegessen.»
    «Schmeckt ein bisschen wie Hase», sagte Hook, «hat aber mehr Sehnen.»Dann warf er dem Mann einen Blick zu und bemerkte die tiefe Narbe neben der langen Nase. «Sire», stotterte er eilig und fiel auf ein Knie.
    «Steh auf, steh auf», sagte der König. Er betrachtete die Barbakane, die jetzt nur noch wie ein Erdhaufen mit zerschossenen Baumstämmen an der Vorderseite aussah. «Wir müssen diese Barbakane einnehmen», sagte er abwesend zu sich selbst. Hook beobachtete die Bastion genau. Er suchte nach einer verräterischen Bewegung, doch dann überlegte er, dass der König jetzt gerade wohl einigermaßen sicher war, denn die Franzosen hörten gewöhnlich bei Sonnenuntergang auf zu kämpfen. Auf beiden Seiten waren die Kanonen und Katapulte zur Ruhe gekommen. «Ich erinnere mich an den ersten Tag der Belagerung», sagte der König und klang dabei fast erstaunt, «als in der Stadt ständig die Kirchenglocken läuteten. Ich dachte, sie läuten sie aus Trotz und Mutwillen, aber dann wurde mir klar, dass sie ihre Toten beerdigten. Jetzt läuten sie nicht mehr.»
    «Zu viele Tote, Sire», sagte Hook unbeholfen, «oder vielleicht gibt es auch keine Glocken mehr.»Mit einem König zu sprechen brachte ihn ganz durcheinander.
    «Wir müssen die Stadt schnell einnehmen», sagte der König ernst. Dann trat er von der Brustwehr zurück. «Spricht der Heilige immer noch zu dir?», fragte er, und Hook war so erstaunt, dass sich der König an ihn erinnerte, dass er kein Wort über die Lippen brachte und nur hastig nickte. «Das ist gut», sagte Henry, «denn wenn Gott auf unserer Seite ist, dann kann uns nichts bezwingen. Denke immer daran!»Er warf Hook ein knappes Lächeln zu. «Und wir werden siegen», fügte er sanft hinzu, fast als spräche er wieder zu sich selbst. Dann ging er durch den Graben zurück zu der Sau, wo ein Dutzend Männer auf ihn warteten.
    Und Hook ging schlafen.
    Am nächsten Morgen wurde eine Kanone abgefeuert, und dann bebte die Erde.
    Hook stand mit Sir John ganz vorne im Stollen, um noch einmal auf die Geräusche der französischen Stollengräber zu lauschen. Und mit einem Mal bebte die Erde, und die Binsenlichter flackerten heftig.
    Alle kauerten sich im Halbdunkel nieder und lauschten angestrengt. Einer der Stollengräber hustete, und Hook wartete, bis sich der Nachhall des Hustens verflüchtigt hatte. Dann lauschte er. Lauschte. Lauschte auf den Tod.
    Eine zweite Kanone feuerte, und

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