Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
deinerseits einen kleinen Gefallen tun.« Er runzelte die Stirn. »Keine Bange. Ich möchte lediglich einen Rat. Ich brauche einen Ort, an dem ich einige Tage bleiben kann. Irgendetwas Billiges. Und ruhig sollte es sein, wenn du weißt, was ich meine.«
An diesem Abend war sie zu Gast bei einer kleinen Bande von Kindern, die im Kellergeschoss eines ausgebrannten Hauses in den Außenbereichen des Armenviertels lebten. Sie fand heraus, dass Rayo, der Junge, dem sie geholfen hatte, tatsächlich eine kranke Schwester hatte. Das Mädchen litt unter einer ernsthaften Entzündung der Brust, daher holte sie ihre eigenen Heilmittel hervor, um der Krankheit mit größerem Nachdruck zu Leibe zu rücken.
Es dauerte nicht lange, bis die Neuigkeit von einer alten Heilerin, nach der der Priester suchte, die Kinder erreichte. Sie stellten sie am nächsten Tag deswegen zur Rede.
»In der Stadt herrscht heller Aufruhr. Die Priester suchen nach einer Zauberin«, sagte ein jüngerer Knabe namens Tiro.
»Eine alte Frau. Genau wie du«, fügte ein Mädchen, Gae, hinzu.
Emerahl brummte etwas Unverständliches. »Das habe ich auch gehört. Die Priester halten jede alte Frau für eine Zauberin, vor allem dann, wenn sie ein wenig über Kräuter und dergleichen Dinge weiß.« Sie zeigte mit einem knochigen Finger auf die Kinder. »Versteht ihr, sie sind einfach eifersüchtig, weil wir mehr über Medizin wissen als sie.«
»Aber das ist doch dumm«, meinte Rayo. »Du bist alt. Du wirst bald tot sein.«
Sie sah den Jungen tadelnd an. »Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst.« Dann seufzte sie. »Es ist dumm. Wie du sagtest, was können wir schon tun, hm? Nichts. Wir können uns lediglich damit abfinden, dass sie uns drangsalieren.«
»Das machen sie mit dir?«, fragte Tiro.
Sie nickte seufzend, dann zeigte sie auf einen Riss in der Naht ihres Kapas. »Ich habe mir einen schönen Zeitpunkt ausgesucht, um aus meinem Haus vertrieben zu werden, nicht wahr?«
»Dann bist du also nicht diese Zauberin. Dir kann nichts passieren«, versicherte Gae ihr.
Emerahl bedachte das Mädchen mit einem traurigen Blick. »Das hängt davon ab, ob sie finden, wonach sie suchen. Wenn nicht, werden sie uns anderen einfach weiter das Leben schwermachen. Oder sie könnten sich eine andere Frau suchen und ihr die Schuld zuschieben, statt einzugestehen, dass sie diejenige, auf die sie Jagd machen sollten, verloren haben.«
»Das werden wir nicht zulassen«, erklärte Rayo entschieden.
Sie lächelte. »Ihr seid wirklich zu gut zu mir, mich hier wohnen zu lassen.«
Den Kindern schien es nichts auszumachen, dass aus den wenigen Tagen, die sie ursprünglich hatte bleiben wollen, schließlich eine Woche und dann zwei wurden. Sie gab ihnen Dinge aus ihrem Beutel, die sie verkaufen konnten. Sie brachten Essen mit nach Hause und sogar einen kleinen Krug billigen Feuerwassers, und gelegentlich spionierten sie den Priestern nach.
»Ich hab zwei von ihnen belauscht«, erzählte Tiro ihr eines Abends atemlos. »Sie haben von dem Hohepriester geredet, der die Suche leitet. Ikaro ist sein Name. Sie sagten, er stehe in Verbindung mit den Göttern, und die hätten ihm die Fähigkeit gegeben, Gedanken zu lesen.«
»Also haben sie sie noch nicht gefunden?«, fragte sie.
»Ich glaube nicht.«
Emerahl seufzte, aber ihre Bestürzung galt eher der Enthüllung der Fähigkeiten ihrer Verfolger.
Natürlich war es möglich, dass die Leute, die Tiro belauscht hatte, solche Ehrfurcht vor dem Hohepriester hatten, dass sie jedes Gerücht glaubten, von dem sie hörten. Emerahl konnte es jedoch nicht riskieren, die Angelegenheit auf die leichte Schulter zu nehmen. Kein Priester, der versuchte, ihre Gedanken zu lesen, würde etwas sehen können. Es bedurfte beträchtlicher magischer Fähigkeiten, den eigenen Geist zu verbergen. Vielleicht wusste der Hohepriester das nicht, aber sie hatte nicht die Absicht, es herauszufinden.
Den Kindern zufolge wurde jeder, der die Stadt mit einem Boot, einem Tarn, einem Plattan oder zu Fuß verließ, von Priestern beobachtet. Selbst die geheimen Wege der Unterwelt standen unter Beobachtung. Alle alten Frauen wurden zur Überprüfung dem Hohepriester vorgeführt. Die Zirkler verwandten viel Mühe darauf, sie zu finden. Wenn sie erraten hatten, wer sie war, würden die Götter durch die Augen sämtlicher Priester blicken und nach ihr Ausschau halten. Und wenn sie sie fanden …
Sie schauderte. Sie werden mich töten, geradeso wie sie Mirar, das
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