Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
näherte sich den Gebäuden des Tempels. Danjin bemerkte, dass sich die wenigen Priester, die zu dieser frühen Stunde unterwegs waren, dem neuen, inoffiziellen Zeitvertreib widmeten, den er bei sich Himmelsschau nannte. Die meisten von ihnen blickten im Moment jedoch zum Turm hinüber. Die Leute hatten nicht lange gebraucht, um zu erfahren, dass ein Fenster in Aurayas Räumen durch eine Glastür ersetzt worden war, so dass sie und ihre neuen Freunde aus Si nicht auf das Dach des Gebäudes hinaufsteigen mussten, wenn sie sich ein wenig in der Luft vergnügen wollten. Wenn Auraya dort auftauchte, brach ihr Publikum häufig in Jubel aus.
Beim Gedanken an die Fenstertür in ihren Räumen schauderte Danjin. Vielleicht war es nur gut, dass sie ihn nicht länger brauchte.
Natürlich braucht sie mich noch, sagte er sich. Aber es half alles nichts. Dies war eine Gelegenheit, mehr über eins der wenigen Völker zu erfahren, von denen er nichts wusste, aber er konnte den Vorteil nicht nutzen, da Auraya ihn nicht an ihren Gesprächen mit den Siyee beteiligte.
Der Plattan hielt. Danjin stieg aus und dankte dem Fahrer. Als er in den Turm ging, nickten einige Priester ihm höflich zu. Er antwortete ihnen mit dem Zeichen des Kreises. Der Käfig befand sich im unteren Stockwerk des Treppenhauses. Während Danjin langsam emporgetragen wurde, konzentrierte er sich auf seine Atmung und verdrängte den Gedanken an den tiefen Abgrund unter ihm, indem er sich den Vers eines Gedichts ins Gedächtnis rief und ihn dann ins Dunwegische übersetzte. Als er vor Aurayas Quartier angekommen war, stieg er aus dem Käfig und klopfte an ihre Tür.
Sie öffnete ihm selbst und begrüßte ihn mit einem Lächeln. Es war nicht das breite Grinsen, das er während der letzten zwei Wochen so oft auf ihren Zügen gesehen hatte, sondern ein gedämpfterer Ausdruck. Er fragte sich, was ihre gute Laune beeinträchtigt haben mochte.
»Komm herein«, sagte sie und deutete auf einen Stuhl. Als sie sich setzte, warf er einen schnellen Blick auf die Fenster. Zu seiner Erleichterung war die gläserne »Tür« versperrt.
»Ich weiß, es enttäuscht dich, dass du nicht mehr mit den Botschaftern aus Si zu tun gehabt hast«, begann sie. »Sie mögen tollkühn und selbstbewusst erscheinen, aber in Wirklichkeit fürchten sie uns Landgeher - vor allem, da die meisten Landgeher, die ihnen bisher begegnet sind, Eindringlinge und Mörder waren. Deshalb habe ich versucht, sie mit möglichst wenig Landgehern zusammenzubringen.«
Während sie sprach, regte sich ein pelziges Bündel auf einem nahen Stuhl. Unfug blinzelte schläfrig in ihre Richtung, dann reckte er sich, stahl sich auf Aurayas Schoß und rollte sich wieder zusammen. Auraya schien es kaum zu bemerken.
»Ich hatte gehofft, es wiedergutzumachen, indem ich dich mitnehme, aber ich fürchte, das wird jetzt nicht mehr möglich sein.«
»Mich mitnehmen?«
Ein mittlerweile vertrautes Glitzern trat in ihre Augen. »Nach Si. Um Verhandlungen für eine Allianz zu führen. Juran hat den Siyee vor einigen Monaten einen Vorschlag geschickt, und sie möchten, dass einer von uns mit ihnen nach Si zurückkehrt.« Ihr Lächeln verblasste. »Aber die Reise dauert Monate, denn man muss schwieriges Terrain überwinden. Du würdest die Berge besteigen müssen, um dort hinzugelangen, Danjin. Juran hat verfügt, dass ich allein gehen muss.«
»Ah.« Danjin wusste, dass es ihm nicht gelingen würde, seine Enttäuschung vor ihr zu verbergen, daher versuchte er es gar nicht erst. »Du hast recht«, sagte er. »Ich bin enttäuscht. Außerdem mache ich mir Sorgen. In Somrey hattest du außer mir noch Mairae und Traumweber Leiard bei dir, um dich zu beraten. Ich hoffe, du verzeihst mir meine Offenheit, aber du bist noch zu unerfahren, um allein eine Allianz auszuhandeln. Kann das nicht warten?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir brauchen Verbündete, Danjin. Möglicherweise werden sich in Zukunft noch weitere Zauberer aus dem Süden auf den nördlichen Kontinent wagen. Ich werde jedoch nicht sofort in Verhandlungen mit den Siyee eintreten. Zuvor werde ich einige Monate darauf verwenden, so viel wie möglich über sie zu lernen.«
»Dann könnte ich vielleicht sofort aufbrechen, so dass ich rechtzeitig in Si sein würde, um dir bei den Verhandlungen zu helfen.«
»Nein, Danjin«, erwiderte sie entschieden. »Ich werde dich hier brauchen.«
Sie griff unter ihren Zirk, dann beugte sie sich vor und öffnete die Hand. Darin lag ein
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