Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
bin.«
Auraya öffnete die Bänder ihres Kapas, faltete es zusammen und setzte sich darauf. »Haben sie auch gesagt, warum?«
»Nein«, erwiderte ihr Vater. »Ich glaube nicht, dass sie uns Böses wollen. Einige der Männer haben versucht, gegen die Krieger zu kämpfen, nachdem Priester Avorim gescheitert war, aber es wurde niemand getötet.«
Es überraschte Auraya nicht, dass die Fremden Avorim besiegt hatten. Obwohl alle Priester magische Gaben besaßen, waren nicht alle machtvolle Zauberer. Auraya argwöhnte, dass es Bauern gab, die größere magische Fähigkeiten besaßen als Avorim.
Leiard war neben einem der Verletzten stehen geblieben. »Soll ich mir das einmal ansehen?«, fragte er leise.
Der Mann öffnete den Mund zu einer Antwort, erstarrte jedoch, als eine weiß gekleidete Gestalt neben ihn trat. Der verletzte Mann blickte zu Priester Avorim auf und schüttelte dann den Kopf.
Leiard straffte sich und sah den Priester an. Obwohl Avorim nicht so groß war wie Leiard, besaß er dennoch einige Autorität. Aurayas Herz schlug schneller, als die beiden Männer einander musterten, dann neigte Leiard den Kopf und ging weiter.
Narren, dachte sie. Er könnte ihm zumindest den Schmerz nehmen. Spielt es eine Rolle, dass er nicht den Göttern huldigt? Er weiß mehr über das Heilen als jeder andere hier.
Aber sie wusste, dass die Situation nicht so einfach war. Zirkler und Traumweber hatten einander schon immer gehasst. Die Zirkler hassten die Traumweber, weil die Traumweber nicht den Göttern huldigten. Die Traumweber hassten die Götter, weil diese ihren Anführer, Mirar, getötet hatten. Zumindest behauptet das Priester Avorim, dachte sie. Ich habe Leiard niemals etwas Derartiges sagen hören.
Ein metallisches Klirren hallte durch den Tempel. Alle Köpfe wandten sich den Türen zu, als diese aufschwangen. Zwei dunwegische Krieger traten ein. Auf die Stirn des einen Mannes waren Linien tätowiert, so dass der Eindruck entstand, als runzle er ständig die Brauen. Aurayas Herz setzte einen Schlag aus, als sie das Muster erkannte. Er ist ihr Anführer. Leiard hat mir diese Tätowierungen einmal beschrieben. Neben ihm stand ein Mann in dunkelblauer Kleidung, dessen Gesicht mit strahlenförmig angeordneten Linien bedeckt war. Und er ist ein Zauberer.
Die beiden sahen sich im Raum um. »Wer steht diesem Dorf vor?«, fragte der Anführer der Dunweger.
Der Dorfvorsteher, ein fetter Kaufmann namens Qurin, trat nervös vor. »Das bin ich.«
»Wie lauten dein Name und dein Rang?«
»Qurin, Dorfvorsteher von Oralyn.«
Der dunwegische Anführer musterte den dicken Mann von Kopf bis Fuß. »Ich bin Bal, Talm von Mirrim, Ka-Lem der Leven-ark.«
Leiards Unterrichtsstunden fielen Auraya wieder ein. »Talm« war ein Titel, der auf Landbesitz hindeutete. »Ka-Lem« bezeichnete eine hohe Position beim dunwegischen Militär. Letzteres sollte mit dem Namen eines der einundzwanzig Kriegerclans verbunden sein, aber den Namen »Leven-ark« kannte sie nicht.
»Das ist Sen«, fuhr Bal fort und deutete mit dem Kopf auf den Zauberer an seiner Seite. »Feuerkrieger der Leven-ark. Ihr habt einen Priester bei Euch.« Er sah Avorim an. »Komm her und nenne deinen Namen.«
Avorim glitt durch den Raum, bis er neben dem Dorfvorsteher stand. »Ich bin Priester Avorim«, sagte er, und sein runzliges Gesicht nahm einen hochmütigen Ausdruck an. »Warum habt Ihr unser Dorf angegriffen? Lasst uns sofort frei!«
Auraya unterdrückte ein Stöhnen. Dies war nicht die Art, wie man einen Dunweger ansprach, und gewiss nicht die Art, einen Dunweger anzusprechen, der soeben ein Dorf als Geisel genommen hatte.
Bal ignorierte die Forderung des Priesters. »Kommt mit.«
Als Bal sich auf dem Absatz umdrehte, warf Qurin einen verzweifelten Blick zu Avorim, der ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte. Dann folgten die beiden Bal aus dem Tempel.
Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, begannen die Dorfbewohner, Vermutungen über ihre Lage anzustellen. Obwohl das Dorf nicht weit von Dunwegen entfernt lag, wussten seine Bewohner nur wenig über das benachbarte Land. Sie brauchten auch nichts darüber zu wissen. Die Berge, die die beiden Länder trennten, waren fast unpassierbar, daher wurde der Handel übers Meer oder über den weit südlich gelegenen Pass geführt.
Der Gedanke daran, was Qurin und Avorim sagen könnten, um Bal zu erzürnen, jagte Auraya einen Schauer der Furcht über den Rücken. Sie bezweifelte, dass es,
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