Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
Jetzt, da sie ihm schroff Antwort gegeben hatte, konnte er spüren, dass sie noch immer wütend auf sich selbst war, weil sie ihm in der vergangenen Nacht unbeabsichtigt ihren Aufenthaltsort verraten hatte.
Gestern war die Landschaft genauso wie vorgestern, erzählte sie ihm an diesem Morgen. Nur dass ich mich jetzt in einem Sumpfgebiet befinde. Der Fluss teilt sich ständig aufs Neue, und ich habe die Hälfte des gestrigen Tages auf die Entdeckung vergeudet, dass die Seitenarme, die ich mir ausgesucht hatte, Sackgassen waren. Aber gestern Abend ist einer der Sumpfleute an mich herangetreten. Er sagte, er habe eine Nachricht von dem Freund der Möwe: »Folge dem Blut der Erde.«
Das Blut der Erde, überlegte Mirar. Flüssigkeit und Boden. Schlick aus den Roten Höhlen?
Ja. Es ist eigentlich ziemlich offenkundig. Mir war bereits aufgefallen, dass das Wasser von einem schmutzigen Schwarz bis zu einem nicht minder schmutzigen Rot reichte. Sobald die Sonne hoch genug steht, werde ich mich wieder auf den Weg machen. Wie ist es dir ergangen?
Meine Beobachter beobachten mich immer noch, antwortete er.
Glaubst du, dass du sie abschütteln kannst?
Nur wenn ich auf der anderen Seite einen weiteren Wald vorfinde. Dann werden sie gewiss den Rand der Wüste absuchen und mich wiederfinden. Sobald ich weit genug in die Wüste hineingewandert bin, werden sie mir nicht mehr folgen können. Sie können nicht genug Wasser transportieren.
Nein, aber du auch nicht. Du wirst am Brunnen Rast machen oder Wasser von Karawanen kaufen müssen. Jeder Sterbliche, dem du begegnest, könnte den Göttern deinen Aufenthaltsort offenbaren.
Sie hatte recht.
Sie müssen mittlerweile erraten haben, dass ich nicht auf dem Weg zur Küste von Si bin.
Ja. Allerdings wirst du dich irgendwann der Küste nähern müssen, wenn du nach Südithania vordringen willst.
Das ich niemals erreichen werde, sollte mich dort ein Weißer erwarten.
Ah, aber mir ist eine Möglichkeit eingefallen, wie du deine Chancen dort verbessern kannst.
Eine leise Hoffnung regte sich in ihm.
Wie?
Deine Leute. Wenn die Küstenstädte plötzlich voller Traumweber wären, wie viel Aufmerksamkeit wird man dann einem einzelnen schenken, der dort ankommt?
Es war keine schlechte Idee, wenn auch nicht ohne Nachteile.
Hast du denn auch eine kluge Idee, wie ich genug Traumweber an die sennonische Küste locken könnte?
Bitte Traumweberin Arleej, sie dort hinzuschicken.
Wenn ich mich mit Arleej in Verbindung setze, wird sie spüren, dass ich mich verändert habe. Sie könnte glauben, ich sei lediglich Leiard, der verrückt geworden ist.
Ja. Du wirst sie von der Wahrheit überzeugen müssen, geradeso wie du es bei Auraya getan hast - nur diesmal, ohne etwas über mich preiszugeben.
Natürlich. Aber wenn ich die Welt wissen lasse, dass ich zurückgekehrt bin, könnte das Konsequenzen haben. Wenn die Zirkler wüssten, dass der angeblich böse Zauberer Mirar seine gerechte Strafe überlebt hat, könnten sie sich gegen die Traumweber wenden.
Dann erzähl es nur Arleej. Bitte sie, den Traumwebern einen anderen Grund zu nennen, warum sie in die Dörfer gehen sollen. Es wird besser sein, wenn die Traumweber, die dir zu Hilfe kommen, keine Ahnung haben, wem sie helfen. Sollten die Weißen ihre Gedanken lesen, würden sie dich verraten. Wenn du nicht wie ein Traumweber, sondern wie ein gewöhnlicher Reisender gekleidet bist, wirst du nicht die geringste Aufmerksamkeit erregen.
Sie hatte recht. Es würde seine Chancen beträchtlich verbessern. Er hatte sich seinen Leuten erst offenbaren wollen, wenn er sicher sein konnte, dass er damit keinen Schaden anrichtete. Arleej würde seine Rückkehr gewiss geheim halten. Immerhin hatte sie seine und Aurayas Affäre für sich behalten, obwohl sie sie missbilligt hatte.
Ich glaube, das würde funktionieren. Danke, Emerahl, sagte er.
Ich tue alles für einen Freund.
Alles?
Fast alles, räumte sie ein.
Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag in deinem Sumpf.
Haha. Du darfst derweil den Schlaf einer Traumweberin stören.
Ihr Geist zog sich aus seinen Sinnen zurück. Er hielt einen Augenblick inne, um sich neu zu orientieren, dann rief er einen Namen.
Arleej?
Nachdem er mehrmals gerufen hatte, hörte er eine schwache, schläfrige Antwort.
Hallo? Wer ist da?
Ich bin der, den du als Leiard kennst.
Er spürte, wie seine Verbindung zu ihr ins Wanken geriet, als sie vor Schreck beinahe erwachte.
Leiard! Aber... du bist nicht Leiard. Du
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