Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
die Götter euch davon in Kenntnis setzen würden. Es hat mich überrascht, dass ihr nicht da wart, um mich zu begrüßen.« Sie zuckte die Achseln. »Es war schon spät, und ich habe beschlossen, niemanden zu wecken.«
Daraufhin hatte er genickt. »Ich möchte, dass du mir alles erzählst, was passiert ist, angefangen von dem Augenblick, als du herausgefunden hast, dass Mirar als Leiard in Si war.«
Also hatte sie alles berichtet. Es hatte einige Stunden gedauert. Von Zeit zu Zeit hatten die anderen Weißen sie mit Fragen unterbrochen. Dyara und Rian hatten durch eine Vernetzung mit Juran zugehört.
Als sie schließlich zum Ende gekommen war, hatte Juran von der Strafe der Götter gesprochen und gefragt, ob sie bereit sei, diese anzunehmen.
»Für mich selbst bin ich dazu bereit«, hatte sie geantwortet. »Aber es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass die Siyee für meine Taten bestraft werden sollen.«
Du hättest an die möglichen Konsequenzen für die Siyee denken sollen, bevor du den Göttern den Gehorsam verweigert hast, hatte Dyara gesagt.
»Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass die Götter … dass sie... eine solche Entscheidung treffen würden«, erwiderte Auraya.
Du zweifelst noch immer an der Weisheit der Götter, warf Rian ein.
»Ja«, antwortete sie. Er hatte in den vergangenen Stunden mehrere derart herablassende Bemerkungen gemacht. »Wenn die Fähigkeit zu zweifeln keine Voraussetzung für einen Weißen wäre, hätten die Götter mich nicht erwählt. Und gewiss hätte eine solche Anforderung die Zahl der Kandidaten bei Auserwählungszeremonien verringert.«
Auraya erinnerte sich daran, dass Mairae bei ihrem Einwurf gelächelt hatte, aber als Juran sich in ihre Richtung gewandt hatte, hatte sie sofort eine Miene strenger Missbilligung aufgesetzt. In diesem Moment ist mir klar geworden, dass sie alle fanden, sie müssten sich benehmen, als sei ich ein unartiges Kind. Als müssten sie jedwedes Mitgefühl, das sie empfanden, unterdrücken, ob es nun mir oder meinen Entscheidungen galt.
Es gibt nur wenige, die würdig sind, den Göttern zu dienen, hatte Rian als Nächstes gesagt.
Daraufhin war sie zusammengezuckt. Ich weiß, ich bin eine Närrin gewesen, hatte sie gedacht. Ich bedauere es nicht, da meine einzige Alternative darin bestanden hätte, eine Heuchlerin und Mörderin zu sein. Ich wünschte nur, meine Entscheidung, lieber eine Närrin zu sein, hätte nicht solche Konsequenzen für die Siyee gehabt. Ich würde alles tun, um das wiedergutzumachen.
An diesem Punkt war Juran eingeschritten und hatte erklärt, dass sie sich bemühen sollten, zusammenzuarbeiten und unnötigen Streit zu vermeiden. Dass die Dinge wieder so werden sollten, wie sie es einmal gewesen waren. Mairae hatte ihn daraufhin mit einer Mischung aus Kummer und Mitleid angesehen.
»Ich bezweifle, dass die Dinge jemals wieder so werden, wie sie waren«, hatte sie gemurmelt.
Auraya fragte sich, auf wen Mairae ihre Worte bezogen hatte. Vielleicht auf sich selbst? Hatten die Entscheidungen der Götter eine weitere Weiße verleitet, Fragen zu stellen? Oder sprach Mairae von allen Weißen? Oder nur von mir?
Von den Siyee hatte sie jedenfalls offenkundig nicht gesprochen. Niemand schien sich auch nur die geringste Sorge um das Himmelsvolk zu machen. Als Juran Auraya schließlich aus seinem Quartier geleitet hatte, hatte sie sich zu ihm umgedreht und gefragt, ob er Mirars heilende Gabe erlernen wolle. Er hatte den Kopf geschüttelt, als entsetze ihn der bloße Gedanke daran.
Ein leises Seufzen der Luft lenkte Aurayas Aufmerksamkeit wieder auf den Altar. Die fünf Seiten klappten langsam auf. Ihr Herz setzte einen Moment lang aus, dann begann es zu rasen.
Ich stehe im Begriff, ein ungeheures Risiko einzugehen, dachte sie. Ich könnte alles verlieren. Aber wie Mairae gesagt hatte, die Dinge würden nie wieder so sein wie früher. Ich habe bereits eine Menge verloren. Wenn ich auch noch den Rest verliere, werde ich das einfach akzeptieren müssen.
Hastige Schritte hallten in der Kuppel wider. Auraya drehte sich um und sah, dass Juran und Mairae auf sie zukamen. Sie wandte sich ab, ging zu dem Altartisch hinauf und nahm auf ihrem Stuhl Platz.
»Weshalb hast du uns hierhergerufen?«, verlangte Juran zu wissen, als er den Altar erreichte.
»Ich habe eine Frage, die ich den Göttern stellen will«, antwortete sie und sah ihm dabei fest in die Augen. »Du möchtest die Antwort darauf vielleicht auch hören.«
Er starrte
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