Das Zeitalter der Fuenf 02 Magier
ihm, und er bückte sich. Lachend erbrach er das Siegel und kippte die Schriftrolle, die darin lag, heraus. Silava stand auf, um ihren Becher aufzuheben und sich Tintra nachzuschenken. Danjin rollte die Schriftrolle auf.
Sein Blick wanderte über die Worte, aber sein Geist weigerte sich, ihre Bedeutung zu erfassen. Oder zumindest wünschte er, es wäre so gewesen. Als er die Nachricht dreimal gelesen hatte, legte er sie beiseite, dann starrte er den Kohleofen an, während er mit seiner Ungläubigkeit kämpfte.
»Was steht denn drin?«, fragte Silava.
»Auraya ist zurückgetreten.«
Er sah, wie Silavas Kopf abrupt hochfuhr. Einen Moment lang sagte sie nichts.
»Steht auch drin, warum?«
»Nein, aber hier heißt es, sie sei nach Si zurückgekehrt. Sie ist hierhergekommen. Nach Jarime. Und sie hat mir nichts davon gesagt.«
»Natürlich nicht. Wenn jemand gewusst hätte, was sie vorhatte, hätte es einen Aufstand gegeben.«
»Wahrscheinlich hast du recht. Ich hätte es geheim gehalten, aber wenn sie nicht wollte, dass die anderen Weißen von ihren Plänen erfuhren, hätte sie vielleicht...«
Es klopfte abermals an der Tür. Diesmal stand Danjin auf und öffnete. Ein weißgekleideter Bote überreichte Danjin mit feierlicher Miene einen weiteren Nachrichtenzylinder, machte das Zeichen des Kreises und eilte dann zu einem TempelPlattan zurück.
Danjin erbrach das Siegel und hielt die Schriftrolle in Händen, noch bevor er seinen Stuhl erreichte. Als er Aurayas elegante Handschrift sah, schlug eine Woge der Erleichterung über ihm zusammen. Sie hatte ihn nicht vergessen.
An Danjin Speer, ich habe nur wenig Zeit, um in Jarime zu verweilen, daher muss dieses Schreiben kürzer ausfallen, als mir lieb ist. Heute habe ich eine schwere Entscheidung getroffen, aber ich bedauere sie nicht. Ich bin von den Weißen zurückgetreten, um mich ganz der Aufgabe zu widmen, den Siyee zu helfen.
Ich wünschte, ich hätte dir diese Nachricht persönlich überbringen können, aber in jedem Augenblick, den ich zaudere, könnten weitere Siyee an der Herzzehre sterben. Ich möchte dir für all deinen Beistand und deinen Rat während der vergangenen anderthalb Jahre danken. Du warst mir ebenso ein Freund wie ein Ratgeber, und ich werde deine Weisheit und deinen Humor vermissen. Ich werde den Weißen empfehlen, dich als Ratgeber für meinen Ersatz einzustellen. Ich weiß, dass du deine Sache sehr gut machen wirst.
Alles Gute für die Zukunft
Auraya Färber
»Das hat sie hübsch gesagt«, meinte Silava. »Und es klingt so, als sei sie in Eile.«
Danjin blickte auf und stellte fest, dass seine Frau hinter ihm stand. Er musterte sie stirnrunzelnd. »Dieses Schreiben hätte geheime Informationen enthalten können.«
Sie tätschelte ihm die Schultern. »Es hätte so sein können. Ich bin ein Risiko eingegangen. Was wirst du mit dem Ring machen?«
Er blickte auf seine Hand hinab. »Ich nehme an, sie werden ihn zurückhaben wollen.«
»Wahrscheinlich. Und vielleicht funktioniert er auch nicht mehr.«
»Mag sein.« Er zog den Ring ab und schloss die Finger darum. Ein Stich der Traurigkeit durchzuckte ihn. »Sie war eine gute Weiße. Sie hat alles aufgegeben, um den Siyee zu helfen.«
»Ich weiß«, sagte Silava beschwichtigend. »Gib mir den Ring, und ich werde ihn für den Augenblick an einen sicheren Ort legen.«
Er reichte ihr das Schmuckstück. Ihre Schritte entfernten sich, dann blieb sie stehen, und kurz darauf kehrte sie zu ihm zurück. Sie nahm den Krug vom Kohleofen und füllte Danjins Becher nach.
»Trink. Das wird dich wärmen. Und bedenk eins: Es wird Monate dauern, bevor sie einen neuen Weißen finden. All diese Zeit werden wir ganz für uns haben.«
Er blickte zu ihr auf. »Und es wird uns wohl auch freistehen, unsere Töchter im Sommer zu besuchen.«
Sie heuchelte Überraschung. »Daran hatte ich gar nicht gedacht... aber du hast recht.«
Als sie davonging, lachte er leise. Zumindest seine Frau war glücklich. Als er sich noch einmal den Brief besah, stieg schmerzliche Erheiterung in ihm auf. Seit Auraya den Siyee das erste Mal begegnet war, war sie von ihnen bezaubert gewesen. Ich hoffe, das bedeutet, dass auch du glücklich bist, Auraya, dachte er. Ich hoffe, es ist das Opfer wert.
Und ich vermute, ich sollte dich wieder in der Welt der Sterblichen willkommen heißen.
Epilog
Als Mirar zur Küste zurückblickte, lachte er leise. Arleej hatte Wort gehalten. Die Stadt war überfüllt von Traumwebern. In seinen
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