Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
kippte er die anderen Steine auf seinen Schoß und versuchte, den eingeklemmten Stein herauszuholen. Wenn er die Schublade schloss und die Schachtel schüttelte, konnte er etwas in ihrem Innern klappern hören.
Nein, dachte er plötzlich. Es sind zwei Dinge darin.
Als er die Schublade wieder öffnete, stellte er fest, dass der Spielstein nach vorn gerutscht war. Er nahm ihn heraus und griff dann abermals in die Lade.
Es war noch immer etwas darin. Etwas, das gerade ein wenig zu breit war, um die Schublade aufzuziehen.
Er griff danach und drückte vorsichtig den Deckel der Schachtel nach oben. Der Gegenstand rutschte hindurch, und die Lade fiel vollends heraus. Danjin öffnete die Hand und starrte auf einen weißen Ring hinab.
Ella beugte sich vor und nahm ihm den Ring ab. »Das ist ein Priesterring.«
»Ja«, pflichtete Danjin ihr bei. »Aber wie ist er in mein Spiel gekommen?«
Sie zuckte die Achseln, dann runzelte sie die Stirn. »Es sei denn...« Ihre Augen wurden schmal, und sie sah ihn argwöhnisch an. »Was ist aus Aurayas Netzring geworden?«
Plötzlich begriff Danjin, was geschehen sein musste, und Gewissensbisse regten sich in ihm. Er spürte, wie sein Gesicht warm wurde.
»Ich, äh, nun...«
»Du hast ihn nicht zurückgegeben, nicht wahr?«
Er breitete die Hände aus. »Es hat niemand danach gefragt. Ich habe ihn beiseitegelegt und vergessen.«
»Hast du ihn dort hineingelegt?« Sie zeigte auf die Spielschachtel.
»Nein.« Er runzelte die Stirn. »Das muss jemand anders getan haben. Vielleicht jemand, der wollte, dass ich ihn finde.«
Sie besah sich den Ring noch einmal. »Jemand, der wollte, dass du in der Lage bist, dich mit Auraya in Verbindung zu setzen?«
»Ich kann den Ring wohl kaum zu einem anderen Zweck benutzen.«
Zu seiner Überraschung gab sie ihn ihm zurück. »Streif ihn über.«
»Jetzt?«
»Ja. Ich möchte feststellen, ob er funktioniert.«
Um mit Auraya zu sprechen... Eifer und Zweifel wetteiferten in ihm. Er blickte zu Ella auf.
»Was ist, wenn sie...?« Er unterbrach sich hastig und brachte es fertig, I-Portak nicht anzusehen.
»Du trägst auch meinen Ring«, bemerkte sie. »Ich müsste eigentlich alles hören, was sie dir sagt.«
Er holte tief Luft und schob den Ring auf einen Finger. Nichts geschah. Ella zog die Brauen zusammen.
»Ruf nach ihr«, schlug sie vor.
Er konzentrierte sich auf Auraya.
Auraya!
Stille folgte. Er rief wieder und wieder und fragte sich, ob sie ihn ignorierte, ob sie schlief oder - und bei diesem Gedanken erschrak er - ob sie tot war.
»Danjin.«
Er hob den Kopf. Ella sah ihn mit undeutbarer Miene an.
»Gib ihn mir.«
Er nahm den Ring ab und legte ihn auf ihre ausgestreckte Hand. Sie lächelte, dann verbarg sie den Ring unter ihrem Zirk.
»Den sollte ich fürs Erste besser behalten«, sagte sie.
»Denkst du...?«
Ich weiß nicht, was ich denken soll, antwortete sie. Ich werde keine Mutmaßungen anstellen, bevor Juran ihn überprüft hat.
Dann beugte sie sich vor und warf einen vielsagenden Blick auf das Spielbrett.
»Es ist schon eine Weile her, aber ich war einmal eine ziemlich gute Spielerin.«
Er brachte ein Lächeln zustande, dann griff er nach der Schachtel und begann, die Steine von neuem auf dem Brett anzuordnen.
43
D iamyane war noch immer so trocken und hässlich, wie Emerahl es von ihrem früheren Besuch auf dem Weg zu den Roten Höhlen in Erinnerung hatte. Seit sich die Nachricht von der heranrückenden zirklischen Armee herumgesprochen hatte, hatte sich Panik breitgemacht. Am vergangenen Tag hatten die Pentadrianer jedes Schiff in der Gegend beschlagnahmt, um zu verhindern, dass die Zirkler es benutzten. Jetzt flüchteten die Menschen aus der Stadt - meistens zu Fuß und mit ihrer Habe auf dem Rücken.
An ihrer Stelle war die Stadt nun von Traumwebern bevölkert. Heute kam es Emerahl so vor, als sei jeder dritte oder vierte Mensch, dem sie begegnete, ein Traumweber. Kein Wunder, dass man sie Boten des Krieges nannte, dachte Emerahl. Es hieß, wenn eine Schlacht bevorstehe, würden gewiss Traumweber und Aasvögel erscheinen. Erstere haben die Verwundeten geheilt, Letztere haben sich um die Toten gekümmert.
Bis zu dem letzten Kampf zwischen Zirklern und Pentadrianern hatte sie sich stets von Schlachtfeldern ferngehalten. Es war gefährlich, sich in einen Krieg hineinziehen zu lassen. Nun verspürte sie ein seltsames Widerstreben, fortzugehen. War es Neugier, die sie verlockte zu bleiben?
Nein, befand sie. Es ist
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