Das Zen des glücklichen Arbeitens - mehr Sinn und Zufriedenheit in Job und Alltag
und Geist gehen in diesem Moment getrennte Wege. Wie sollen da Einheit und Klarheit herrschen?
Im Zen führen wir beide Dimensionen zusammen. Wir sitzen hier und bringen unseren Geist zurück zu dem, was ist. Wenn er abschweift, fokussieren wir ihn einfach wieder auf diesen Augenblick. So vereinen wir im Zazen körperliche und geistige Haltung. Und aus dieser einen Haltung entsteht Achtsamkeit, eine präzisere und weitere Wahrnehmung, die nicht durch Gedanken und Bewertungen verfälscht wird.
Wenn Körper und Geist vereint sind, verändert sich unsere Wahrnehmung. Sie wird klarer und scheint nicht mehr an der Oberfläche haltzumachen. Durch das Zusammenbringen von Körper und Geist entsteht eine andere, eine konzentriertere Energie in uns, die sich auch auf unsere Wahrnehmung auswirkt. Diese wird wesentlich lebendiger und gleichzeitig bedeutend subtiler.
Sind Körper und Geist ausgeglichen, können wir das erfahren, was im Zen als âKiâ bezeichnet wird: die eigentliche und ursächliche Energie, die unserem Leben zugrunde liegt und von der alle Aktivität getragen wird. Ohne ein Verständnis und ein Empfinden von Ki (chinesisch: Qi) können wir aus der Sicht des Zen dem tieferen Geheimnis des Lebens nicht näher gekommen. Durch die richtige Haltung und Atmung können wir Ki wahrnehmen, und damit verändert sich unser Verständnis des Lebens von Grund auf.
Das beeinflusst unweigerlich unsere Sichtweise und damit unsere Alltagsrealität. Je subtiler unsere Wahrnehmung und je offener unser Empfinden ist, desto gröÃer sind die Möglichkeiten, die wir erkennen können.
Im Zen vertrauen wir voll und ganz auf diesen Prozess. Wir lassen uns immer weniger von unseren Gedanken an der Oberfläche ablenken und bekommen dadurch einen ganz anderen Zugang zu uns selbst. Wir sehen, dass unser Ego eigentlich vor allem eine Einschränkung unserer Sichtweise bewirkt.
Eine genauere Wahrnehmung kann uns da sehr helfen. Wir nehmen mehr wahr, wir nehmen subtiler wahr, und wir bleiben ruhiger dabei. Und diese Entwicklung kennt kein Ende.
Wenn wir sehr aufmerksam sind, beginnt sich für uns alles zu fügen. Alles scheint perfekt zusammenzupassen. Dinge geschehen zunehmend wie von selbst. Wir müssen nur beobachten und der natürlichen Entwicklung nicht im Wege stehen. Es kommt uns vor, als seien wir Teil einer groÃen, unendlichen Bewegung und eines unfassbar faszinierenden Ablaufs. Da gibt es keinen Kampf mehr. Alles nimmt einfach seinen natürlichen Lauf â und das ist das Beste.
Aber um unsere Aufmerksamkeit wird überall heftig geworben. Man lässt uns nicht in Ruhe. Unternehmen, Medien und Verkäufer buhlen ununterbrochen darum. Firmen investieren Millionen um Millionen, um uns für sich und ihre Anliegen zu gewinnen. Politiker wollen gehört und Nachrichten verkauft werden. Popstars und Medien dringen in unseren Alltag ein â es gibt kaum einen Moment, in dem niemand an unserer Aufmerksamkeit zerrt.
Aufmerksamkeit gilt heute als höchstes Gut, denn sie entscheidet über alles. Wohin wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit? In Richtung einer der Verlockungen oder nach innen â zu sich selbst? Wem und was schenken Sie Ihre Zeit?
Auf diese geistigen Bewegungen müssen wir Acht geben. Unsere Aufmerksamkeit entgleitet uns schnell. Sie ist leicht verführbar. Ein Sekundenbruchteil â und sie ist weg. Aber es ist
unsere
Aufmerksamkeit, und sie führt zu unserem Leben. Es wäre also von Vorteil, wenn wir sie möglichst klug in unserem Sinne einsetzten.
Wir können entscheiden. In jedem Moment liegt die Entscheidung über unsere Aufmerksamkeit bei uns. Das ist unser Hoheitsgebiet, und wir sollten es nicht leichtfertig abtreten.
Wenn wir unsere Wahrnehmung durch die Praxis der Zen-Meditation für eine gewisse Zeit immer wieder nach innen wenden und sie sich dadurch mehr und mehr vertieft, werden wir einen herrlichen Zustand entdecken, der unabhängig und frei von allen störenden Gedanken und Einschränkungen ist. Das befreit uns wohltuend von unseren alten Sichtweisen. Hier ist alles klar und offen. Und in dieser absoluten Klarheit ohne Widerspruch können wir mit unserer Achtsamkeit ruhen und sie dann weiter und weiter ausdehnen.
Dadurch ergibt sich ein ganz anderes Spektrum der Wahrnehmung, eine ganz andere Form des Erkennens. Wenn die Gedanken uns nicht im Zaum halten, wenn wir auÃerhalb ihrer vereinnahmenden
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