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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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fallen.
    Die Nachricht, dass ein junger Edelmann tot vor der Türschwelle lag, hatte Eltrudis umgehend auf ihr Lager geworfen.
Matthäas Vorschlag, die Heilerin zu ihr zu schicken, sobald Garsende in der Scheune mit ihrer Arbeit fertig sei, hatte sie empört zurückgewiesen. »Eine dieser Kräuterdruden kommt mir nicht in die Kammer. Wie könnt Ihr mir dergleichen zumuten?« Und mit ersterbender Stimme hatte sie hinzugefügt: »Doch wenn ich Euch zur Last falle, dann sagt es nur.«
    Hastig hatte die Burggräfin versichert, die Tante sei keineswegs eine Last, und sie würde schon dafür sorgen, dass es ihr an nichts fehle. Seither thronte Eltrudis in ihrer Kammer wie eine Königin und scheuchte ihre Nichte mit immer neuen Wünschen treppauf und treppab.
    Matthäa unterdrückte ein Seufzen und zwang sich zu einem Lächeln. »Wir hatten Glück im Unglück«, sagte sie laut, während sie das Tuch in eine Schüssel mit Lavendelwasser tauchte. »Pater Egidius hat den Toten erkannt und wusste, dass er mit seiner Gattin und seinem Gefolge im St.-Andreas-Stift logierte.«
    »Und was wollte er hier mitten in der Nacht?«
    Matthäa zuckte mit den Schultern. »Das wird sich sicher noch aufklären«, meinte sie vage. Bandolf hatte ihr berichtet, dass Garsende zu dem Schluss gekommen war, der junge Edelmann sei ermordet worden. Doch das wollte sie der Tante jetzt nicht sagen. Eltrudis würde es noch früh genug erfahren und ihren Verdruss darob über der Burggräfin ausgießen.
    Müde strich sich Matthäa eine rotblonde Strähne aus der Stirn. Schon seit Tagen fühlte sie sich ständig erschöpft und niedergeschlagen, als würde ein finsterer Dämon ihre Sinne vernebeln. Im Stillen hoffte sie, ihr Zustand rühre von der Anstrengung, der Tante den gebührenden Respekt zu erweisen, und wäre nicht Vorbote einer schlimmen Krankheit.
    Sie wrang das Tuch aus und legte es zurück auf Eltrudis’
Stirn. »Ihr solltet von dem Brei essen, den ich Euch gebracht habe«, empfahl sie.
    Eltrudis warf ihr einen entrüsteten Blick zu. »Wie könnt Ihr annehmen, ich würde auch nur einen Bissen bei mir behalten, solange ein ruheloser Geist in diesem Haus herumgeht?«
    Matthäa seufzte. »Pater Egidius’ Gehilfen haben den Leichnam zur St.-Magnus-Kirche gebracht, wo er mit allen Ehren aufgebahrt wird.«
    Eltrudis reckte ihr rundliches Kinn. »Doch das Haus ist noch nicht gereinigt«, widersprach sie mit fester Stimme, die ihre leidende Miene Lügen strafte.
    »Sobald der Pater die nötigen Vorbereitungen getroffen hat, wird er zurückkommen und tun, was nötig ist«, versicherte Matthäa und erhob sich. »Ich werde nachschauen, ob Filiberta mit dem Stärkungstrank für Euch fertig ist.«
    »Tut das, meine Liebe. Doch bevor Ihr geht, holt mir meinen Schal aus der Truhe. Mich fröstelt ein wenig.«
    Gehorsam ging Matthäa zur Truhe, die vor der Bettstatt stand. »Euer Mantel ist feucht«, bemerkte sie erstaunt, als sie Eltrudis’ Umhang vom Deckel nahm, um die Truhe öffnen zu können. Eltrudis richtete sich hastig auf, und für einen Moment hatte Matthäa das Gefühl, als sei sie erschrocken. Doch musste sie sich wohl getäuscht haben, denn Eltrudis legte sich gleich wieder zurück und meinte nur: »Ein kleiner Schauer hat mich überrascht, als ich gestern zur Messe ging.«
    Mit einem Stirnrunzeln legte ihr die Burggräfin den Schal um die Schultern und war im Begriff, die Kammer zu verlassen, als Eltrudis sie noch einmal zurückrief: »Ihr habt mir noch gar nicht gesagt, wer der Tote denn nun war?«, fragte sie.
    »Pater Egidius sagte, der Mann hieße Ulbert von Flonheim.«

    Eltrudis stieß einen gurgelnden Laut aus, und Matthäa drehte sich überrascht um. »Kanntet Ihr ihn?«
    »Ich kannte seinen Vater«, flüsterte Eltrudis. Die rosige Farbe war plötzlich aus ihren Wangen verschwunden. »Doch das ist lange her.«
    »Das müsst Ihr meinem Gatten erzählen. Womöglich hilft ihm das weiter.«
    Eltrudis hob den Kopf und funkelte ihre Nichte an. »Ich sagte doch, es ist lange her. Und für Euren Gatten nicht von Belang. Nun lasst mich allein.«
    Verwundert schloss Matthäa die Tür hinter sich und eilte die Treppe hinunter. Unten angekommen, blieb sie plötzlich stehen und runzelte die Stirn. Es hatte gestern tagsüber nicht geregnet. Oder doch?
     
    Der Burggraf zog seinen Mantel enger um sich, als er die Münzergasse in Richtung Hachgengasse hinunterstapfte. Obwohl es der Märzsonne gelungen war, die dunklen Wolken gänzlich zu vertreiben, war

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