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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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bestätigte der Navigator scheinbar
ruhig.
    »Dort oben ...«, der Arm des Nachrichtenoffiziers schoss steil in
die Höhe und wies auf eine Stelle des holografischen Breitbildes. Das kleine,
fremde Schiff stand unbeweglich über dem Chaos aus Schiffsleibern, das
sich wie eine Wolke dunkler Flüssigkeit in einem durchsichtigen Medium
unter dem kleinen drehte. In einer wilden, weit geschwungenen Kurve glitt die
SATKON aufwärts und richtete die konzentrierten Rohre der Bugwaffen auf
das kleine Schiff. Instinktiv ahnte Toqui, dass von dort Gefahr drohte.
    Der Kommandant hatte die Hand über dem Schalter, der den Feuerbefehl in
die verschiedenen Gefechtsstationen senden würde. Noch zögerte er.
Mühelos schoss die SATKON auf den Zwerg los. Aus dem Hexenkessel vor ihnen
griff nicht ein einziger Laserstrahl nach dem auffälligen Flaggschiff.
Nichts geschah. Immer näher kam das Schiff an den Gegner, der sich nicht
in der Verwirrung befand, in der sich die Imperiumsflotte drehte. Blitzartig
schoss Toqui ein verwegener Gedanke durch den Kopf: die Planeten, die dreißig
Planeten, auf denen Anarchie herrschte! Die dreißig kranken Planeten,
die immer mehr Welten ansteckten und den Nachschub völlig zum Erliegen
brachten! Sollte dieses Schiff etwas mit der Botschaft jenes Menschen – Iron
McConell – zu tun haben?
    Toqui Honah holte mit der Faust aus, um sie auf den Feuerknopf heruntersausen
zu lassen. Die Kanoniere hatten bereits ihr Ziel gefasst – Sekunden später
würde diese Mücke dort nur noch eine auseinander fliegende Gaswolke
sein. Die Faust sauste herunter. Einige Zentimeter, bevor sie den Knopf erreichte,
fiel sie kraftlos zur Seite. Das Schiff, das Toqui befehligte, schwang herum
und vollendete die Kurve.
    Der Körper des Honah bäumte sich auf, als ein Rest von Verstand die
murmelnden Worte spürte, die ihn wie das milde Wasser der heimatlichen
Küste umschmeichelten, seinen Willen lähmten und in andere Bahnen
lenkten. Aber er wusste mit einem Funken kalten Intellekts, dass er wahnsinnig
wurde, ohne etwas dagegen tun zu können. Im Schiff erloschen alle Lichter.
Die Gefahr kroch aus dem Weltraum zu ihnen herein und lahmte ihre Herzen. Wahnsinn!
dachte Toqui konzentriert, aber dann sank er zurück. Melancholie hüllte
ihn in erstickende Wolken trübseliger Gedanken.
    Toqui taumelte hoch. Nichts, was außerhalb seiner eigenen Erlebniswelt
geschah, er fühlte, wie diese Welt kleiner wurde, rührte ihn an. Er
nahm die Gestalten der Offiziere nicht wahr, die haltlos umherwankten und sich
von der Brücke entfernten, um einen hellen Winkel aufzusuchen. Er sah das
winzige Schiff nicht mehr, von dem diese Gefahr gekommen war. Er wusste irgendwie,
dass er der Gefahr nicht hätte entrinnen können, auch wenn er gewollt
hätte. Sie hatte ihn in den Klauen. Dann setzte der kontrollierende Rest
von Verstand aus. Honahs Kehle zog sich krampfhaft zusammen, so dass die Luft
in den Lungen zu pfeifen und zu brennen begann.
    Licht! schrie eine gerade noch verständliche Stimme seines Innern.
Der Darshak bewegte sich kriechend wie ein Reptil auf eine blaue Notlampe zu,
die sich am Ende der Brücke befand. Er sehnte sich nach Schlaf. Tiefe Traurigkeit
beschlich ihn, eine hochgradige Erregung, die das Wasser in seine Augen trieb
– jeder Gedanke passierte das Hirn mit phantastischer Geschwindigkeit und
ging verloren. Nichts war beständig. Die Hand glitt herab an den Gurt.
Dort hing der Strahler.
    Vielleicht konnte der Kommandant noch Ruhe finden, indem er sich dieser Gedankenwelt
entzog. Aber als dann die Waffe in der zitternden Hand lag, erinnerte er sich
nicht mehr, wozu sie zu gebrauchen war. Er öffnete die Finger. Die Waffe
prallte vom stählernen Boden ab, sprang zur Seite und fiel von der Brücke.
Irgendwo unter ihm erschien kurze Helligkeit. Die acht Augen konzentrierten
sich auf den Schein des blauen Lichtes. Toqui brach auf die Knie und suchte
nach der leuchtenden Platte, die mit einer transparenten Schicht umgeben war.
Kälte schlug aus dem Innern des Schiffes hoch, griff nach seiner Haut.
    Das Unheimliche seiner Lage nahm Gestalt an. Wunderbare Gedanken zogen durch
die gequälten Hirnzellen und erfüllten ihn mit warmer Wonne. Der Weltuntergang
war nahe – das All zerbrach in Trümmer. Sonnen, Planeten und Monde
vereinigten sich zu einem gespenstischen Reigen und verschwanden in einer spiraligen
Wolke im

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