Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
beliebig viele Adjektive aufzählen, und er wird es dir nicht glauben.
Ein psychischer Panzer kapselt ihn gegen diese furchtbare Wahrheit ab. Zerbrich
diesen Panzer an nur einer einzigen Stelle, so kannst du den Menschen zutiefst
treffen.
    Ordin, mein Sohn, erkläre du jetzt bitte weiter.«
    Atemlose Stille breitete sich in dem Zimmer aus. Keiner der Anwesenden sprach
ein Wort. Für sie waren diese Überlegungen nicht alltäglich.
Sie ahnten die Furchtbarkeit hinter diesen Dingen. Ordin begann: »Ich bin
Android- und Robotpsychologe. Ich vermochte Dinge auszurechnen, die sich bisher
der empirischen psychologischen Forschung verborgen hielten. Aus dem einleuchtenden
Grund, weil sie nie berechnet wurden.
    Es gibt bei jedem Menschen, bedingt durch Kindheit, verschiedene Erlebnisse
unangenehmer Art, ein Kodewort, das ihn in eine melancholische Stimmung versetzt.
Natürlich existiert auch in jedem Hirn ein Zentrum, in dem dieses Kodewort
gespeichert wird. Manchmal vergisst es der Besitzer, weil Wichtigeres sich darüber
lagert, aber das Wort ist stets da. Auch ein Reiz, hervorgerufen durch eine
besondere Frequenz von Wellen, wird immer und in jeder Lage auf dieses Zentrum
wirken. Von da aus war es nicht weit. Ich überließ dieses Problem
einer Rechenmaschine, die mir dreißig Stunden später die Zahlen lieferte.
Daraus nun wieder konnte ich die Grundidee der Maschine konzipieren, die in
der CHEPHREN darauf wartet, eingesetzt zu werden.
    Durch Hypnose, die mein Vater übernehmen wird, werden Wellen ausgesandt.
Sie öffnen den Panzer. Dann schlagen die Strahlen der beunruhigenden Gedanken,
durch die Maschine verstärkt, nach. Jeder Mensch, der einen solchen Strahl
kreuzt, und die Anlage ist derartig konstruiert, dass sie einen großen
Fächer auswerfen kann, wird schlagartig melancholisch. Dann ist es ein
Kinderspiel, ihm jeden Befehl zu übermitteln.
    Vater wird, sobald die Maschine zu arbeiten beginnt, zu einer Riesenmasse vollkommener
Nihilisten sprechen. Es gibt keinerlei moralischen Wert, den diese Menschen
ergreifen können, um sich zu schützen. Das ist alles.«
    Baricad hatte sich in seinem Bett aufgesetzt. Es herrschte Totenstille. Jeder
begriff, welche grauenhafte Waffe jetzt in den Händen der Wissenschaftler
lag.
    »Werden wir sie anwenden, die Maschine?«, fragte Britt ängstlich.
    »Jawohl!«, sagte Iron hart. »Unsere erste Mahnung ist nicht gehört
worden. Wir werden jetzt die Dosis verstärken. Hoffentlich spürt das
Imperium, was es zu tun hat. Nicht nur das Reich – die Fremden werden ebenso
behandelt. Gleiche Warnungen für alle.«
    »Wann starten wir?«, fragte Louis.
    »In genau«, Iron sah auf seine Uhr, »zwei Stunden und zehn Minuten.«
    »In vier Stunden beginnt die Schlacht.«
    Die Köpfe der Versammelten fuhren erschreckt herum. Durch die nur angelehnte
Tür war Vixa, der Robot, eingetreten. Er hatte die Zeitansage gemacht.
    »Alles fertig, Vixa?«, fragte Iron kurz.
    »Ja, Herr. Die CHEPHREN steht überprüft unten, mit bereits angewärmten
Triebwerken. Sie und ihr Avatar sind startbereit«, sagte der Robot.
    »In Ordnung«, sagte Iron zu den anderen, »wir starten in zwei
Stunden. Baricad, die beiden Capelts, ein anderer Techniker und ich, sowie Britt
Gordon. Mehr Personen sind nicht nötig.«
    Er stand auf und ging schnell hinaus.
     
    Endlich, nachdem die CHEPHREN im Hyperraum war und ihrem Ziel, dem Raumsektor
um den Grenzplaneten Hiorakon, entgegenraste, hatte Iron Zeit, sich die »Maschine«
näher anzusehen. Er tat es mit sichtlichem Unbehagen. Er war Techniker
und kein Psychologe. Alles, was mit der geistigen Beeinflussung anderer Menschen
zu tun hatte, war ihm instinktiv irgendwie unheimlich. Er verließ die
Steuerkanzel und ging in den Raum, in dem der Apparat untergebracht war.
    Hellblaues Licht schimmerte auf den Metallteilen. Sie waren in einer Weise miteinander
verbunden und verdreht, so dass die Augen des Technikers bei dem Versuch, die
Formen zu erfassen, zu schmerzen begannen. Irgendwie unlogisch. Ein Schrotthaufen,
den man nach einer nur mathematisch zu begreifenden Schablone aufeinander gehäuft
hatte. Drähte, konvexe Flächen, bizarre, gekrümmte Winkel und
Schwingen, Verbindungen und merkwürdige Flächen; das einzige, das
der Techniker sofort entschlüsseln konnte, war ein Sitz vor einer kleinen
Tastatur. Alles andere war ihm fremd. Und dann – die Lichter.
    An verschiedenen

Weitere Kostenlose Bücher