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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Flegel.«
    Ælfric ließ unglücklich den Kopf hängen. »Vielleicht sagst du ihm das lieber nicht. Er ist … sehr verändert seit seiner Krönung.«
    »Tyrannisch, meinst du, ja?«
    Cædmon wartete keine Antwort ab. Er klopfte seinem Ältesten kurz die Schulter, durchschritt dann den großen Raum und eilte die Treppe hinauf. Ein so übermächtiger Zorn brodelte in seinem Innern, daß er versucht war, das königliche Gemach formlos zu erstürmen und Rufus seine bitteren Vorwürfe entgegenzuschleudern, aber er beherrschte sich. Wenn er in den vielen Jahren mit William eines gelernt hatte, dann dies: Gute Manieren und ein kühler Kopf waren in einer Situation wie dieser die wirksamsten Waffen.
    Nachdem die Wache ihn angekündigt hatte, betrat er den vertrauten Raum. Alles war unverändert, nur ein anderer Mann saß in dem reichverzierten Sessel.
    Cædmon sank vor ihm auf die Knie. »Sire.«
    Rufus betrachtete ihn unbewegt. »Wir haben Euch bei unserer Krönung vermißt, Monseigneur.«
    »Aber gewiß hat Henry Euch inzwischen berichtet, daß ein Sturm uns in der Normandie festgehalten hat. Wir wären lieber hier gewesen als dort, glaubt mir.«
    »Habt Ihr mit dem Herzog, meinem Bruder Robert, gesprochen?«
    Cædmon schüttelte den Kopf. »Wir haben Rouen am Tag nach der Beisetzung verlassen und in Fécamp auf besseres Wetter gewartet. Henry wollte Robert nicht begegnen. Und ich auch nicht.«
    Rufus nickte abwesend. »Ihr dürft Euch erheben, Thane. Euren Treueid könnt Ihr mir morgen früh nach der Messe leisten. Und wenn Ihr uns jetzt entschuldigen wollt, wir sind sehr beschäftigt.«
    Cædmon stand auf und wechselte einen kurzen Blick mit Eadwig, der zusammen mit Leif am Fenster stand und mit einem traurigen Kopfschütteln von seinem Bruder zu seinem geliebten König sah.
    Cædmon räusperte sich. »Ich will Eure Zeit nicht über Gebühr beanspruchen, Sire, aber da Ihr mich nun schon den ganzen Tag wie einen hergelaufenen Bittsteller habt warten lassen, wäre ich doch ausgesprochen dankbar, wenn Ihr mir eine Frage beantworten wolltet.«
    Rufus gelang es nicht ganz, sein Unbehagen zu verbergen. »Und zwar?« Cædmon trat einen halben Schritt näher. »Warum ist Wulfnoth Godwinson verhaftet worden? Mit welchem Recht? Euer Vater hat ihn freigegeben, aber Ihr habt ihm kaum Zeit gelassen, nach fünfunddreißigjähriger Gefangenschaft einen Blick auf seine Heimat zu werfen, ehe Ihr ihn wieder in irgendein finsteres Loch sperren ließet. Wieso?«
    Rufus hob das Kinn. Das Rot seiner Wangen wurde einen Ton dunkler. »Ich wüßte wahrlich nicht, warum ich Euch Rechenschaft schulden sollte, Thane. Aber wenn Ihr es nicht versteht, will ich es Euch erklären: Wulfnoth Godwinson ist eine Gefahr für die normannische Herrschaft in England, allein aufgrund seines Namens. Die Hälfte meiner Adligen hier sähe lieber meinen Bruder Robert auf dem Thron. Ich weiß nicht, wie mein geliebter Onkel Odo sich verhalten wird, auf wessen Seite er steht. Meine Macht ist nicht ungefährdet, und ein Godwinson, der frei herumläuft, ist das letzte, was mir fehlt.«
    »Aber Sire …«
    Rufus stand unvermittelt auf. »Ich will nichts mehr darüber hören!« Ehe der Thane etwas erwidern konnte, sagte Eadwig leise: »Es hat keinen Sinn, Cædmon. Ich habe alles versucht. Ich habe mit Engelszungen geredet. Aber Erzbischof Lanfranc und Lucien de Ponthieu und einige andere halten Godwinson für gefährlich und haben dem König zu diesem Schritt geraten.«
    »Ah ja?« Cædmon sah dem König in die Augen. »Nun, Sire, es istsicher ein weiser Entschluß, den Ratgebern zu vertrauen, auf die auch Euer Vater immer gebaut hat …«
    »Nicht deswegen tue ich es«, fiel Rufus ihm barsch ins Wort. »Ich bin nicht mein Vater. Ich bin ein vollkommen anderer Mann. Und meine Ratgeber suche ich mir selbst aus.«
    Cædmon lächelte mokant. »Was bedeutet, daß ich zu der auserwählten Schar nicht zähle? Nun, ich muß gestehen, ich sehne mich danach, mich ins Privatleben zurückzuziehen. Also erteile ich jetzt ungebeten meinen ersten und einzigen Rat an Euch als König: Wenn Ihr fürchtet, daß der normannische Adel in England sich zu Gunsten Eures Bruders gegen Euch erheben könnte, dann versichert Euch der Treue Eurer englischen Untertanen. Wenn jeder englische Ritter und Thane hinter Euch steht, wird Euer Thron in England nicht wackeln. Gebt ihnen ein Zeichen, sie warten doch nur darauf. Laßt Wulfnoth Godwinson frei.« »Gebt Euch keine Mühe, Monseigneur. Die

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