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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Kopf. »Nein, das will ich gar nicht. Nur wäre ich dankbar, wenn die Normannen mich endlich vergessen wollten.«
    »Sei unbesorgt, Wulfnoth. Niemand wird dich mehr behelligen. Rufus hat mir sein Wort gegeben.«
    »Es wäre nicht das erste Mal, daß er es bricht«, warf Wulfnoth ein. »Nein. Darum habe ich mit Eadwig und Ælfric vereinbart, daß sie mir Nachricht schicken, wenn es so aussieht, als solle der Wind sich drehen, und wenn dann Lucien oder sonst irgendwer nach Helmsby kommt, um dich zu holen, wirst du nicht mehr da sein. Aber ich glaube ehrlich nicht, daß es dazu kommt.«
    »Deiner normannischen Frau wäre es sicher nicht recht, wenn du meinetwegen Streit mit ihrem Bruder oder dem König bekämest. Es ist ihr sicher schon so unangenehm genug, mich im Haus zu haben.«
    Cædmon lachte leise. »Ich denke, meine normannische Frau wird dich überraschen. Da. Das sind die ersten Häuser von Helmsby.«
    Wulfnoth bestaunte die stattliche Kirche. Die letzten Arbeiten an der Westfassade waren inzwischen fast abgeschlossen. Im Dorf herrschte reger Betrieb, denn es war Sonntag, und die Sonne hatte die Leute scharenweise vor die Tür gelockt. Als der Thane und sein Gast die schmale Dorfstraße entlangritten, blieben sie stehen und grüßten höflich.
    »Wie respektvoll deine Bauern sind, Cædmon«, murmelte Wulfnothverwundert. »Da merkt man die normannische Zucht. So war es früher nicht.«
    Cædmon schüttelte lachend den Kopf. »Oh, Wulfnoth, verstehst du denn nicht? Du bist es, vor dem sie sich verneigen.«
     
    Behäbiger Sonntagsfriede herrschte im Innenhof der Burg. Wulfnoth und Cædmon überließen ihre Pferde den Housecarls und gingen zur Zugbrücke.
    Mit einem ironischen kleinen Lächeln sah Wulfnoth an den hohen Palisaden hinauf und bemerkte trocken: »Ich werde keine Schwierigkeiten haben, mich heimisch zu fühlen.«
    Ehe Cædmon etwas erwidern konnte, rief eine aufgeregte Kinderstimme: »Sie kommen! Sie kommen!«
    Cædmon blickte zur Tür seiner Halle. Richard und Matilda standen am Eingang und sahen ihnen freudestrahlend entgegen. Alfred hatte jedem der Kinder eine Hand auf die Schulter gelegt, um sie zu hindern, ohne jede Feierlichkeit die Treppe hinabzurennen.
    Als der Thane und sein Gast die oberste Stufe erreichten, trat Alfred zurück, verneigte sich tief, räusperte sich und brachte trotzdem keinen Ton heraus.
    »Wulfnoth, das ist Alfred, mein Vetter und Steward. Und dies sind Richard und Matilda.«
    Richard vollführte einen formvollendeten Diener. Matilda sah ohne Scheu zu dem fremden Mann auf und verkündete: »Mein Bruder heißt auch Wulfnoth.«
    Godwinson nickte. »Ich weiß. Eine der vielen Ehren, die dein Vater mir erwiesen hat.«
    Cædmon fuhr seinen Kindern über den dunklen und den blonden Schopf, als er ihre Mutter kommen sah.
    Aliesa trug ein schlichtes, tiefgrünes Kleid, ein cremeweißes couvre-chef und keinen Schmuck außer ihrem Ring. Und doch erschien sie Cædmon wie eine Königin, als sie hoch aufgerichtet und gemessenen Schrittes zu ihnen trat, das silberbeschlagene Trinkhorn in Händen. Sie streife Cædmon mit einem kurzen Blick, und ihre grünen Augen funkelten. Dann wurde ihre Miene wieder ernst und feierlich. Sie streckte Wulfnoth das Horn entgegen und neigte den Kopf. »Seid willkommen in Helmsby, Mylord. Tretet ein und erweist uns die Ehre, unser Heim das Eure zu nennen.«
    Wulfnoth starrte sie einen Augenblick so reglos an, als sei er mit einem Bann belegt. Dann nahm er sich zusammen, blinzelte entschlossen und ergriff das Trinkhorn. »Ich danke Euch, Aliesa.« Er nahm einen tiefen Zug und stieß einen ebenso tiefen Seufzer aus. »Met! Er ist wunderbar.« Er gab das Horn an Cædmon weiter, der ebenfalls trank und zustimmend nickte, ehe er es Aliesa zurückreichte, die ihrerseits kostete.
    Nachdem somit dem angelsächsischen Zeremoniell Genüge getan war, lächelte sie und machte eine einladende Geste. »Laßt uns essen. Gytha hat seit heute früh am Herd gestanden, ich denke, wir sollten bald anfangen, wenn wir vor Mitternacht alles vertilgen wollen, was sie auftischt. Alfred, sei so gut, begleite seine Lordschaft an den Ehrenplatz der hohen Tafel.«
    Wulfnoth lächelte verlegen. »Madame, ich … wäre Euch zutiefst dankbar, wenn Ihr mich einfach Wulfnoth nennen wolltet. Das gilt auch für Euch, Alfred.«
    Aliesa nickte. »Ab morgen, ich verspreche es Euch. Heute abend müßt Ihr uns erlauben, Euch zu ehren und zu feiern, wir alle haben uns seit Tagen auf das große

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