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Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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wurden.
    »Und ich war immer noch ebenso überzeugt wie sie, daß mein Vater nicht über dem Meer abstürzte, weil er zu wenig Treibstoff an Bord hatte«, erzählte Barclay weiter. »Ich kann auch jetzt noch nicht daran glauben. Einen so dummen Fehler hätte er nie gemacht. Ich wollte wissen, was wirklich geschehen war. Niemand sollte meinen Vater einen Dummkopf nennen. Es kam aber so weit, daß ich sie trösten und ihr immer wieder versichern mußte, daß wir recht hatten …«
    Barclay zwang sich, nüchtern zu berichten. Jedes gezeigte Gefühl würde, da war er sicher, von seinem Gegenüber als Sentimentalität eines alten Mannes ausgelegt werden. Er erzählte, wie er, kaum daß er mit dem Studium der Psychologie begonnen hatte, versuchte, seine Mutter aus ihrer furchtbaren Depression zu reißen. Die Therapie war an den Haaren herbeigezogen gewesen, und dennoch hatte sie Erfolg. Er wußte, daß er für den Zustand seiner Mutter mitverantwortlich war und wuchs über sich hinaus. Ihre Verzweiflungszustände wurden seltener und gemilderter. Vorher hatte sie manchmal nicht einmal ihn mehr erkannt. Plötzlich begann sie wieder, von der Zukunft zu reden, von ihm und seiner augenblicklichen Freundin, von Heirat und Plänen für die kommenden Jahre. Sie wollte sogar alte Freundschaften mit Angehörigen des Raumfahrtstabes wieder aufnehmen und sagte, daß sie beide bestimmt nicht im Sinne ihres Vaters und Mannes handelten, wenn sie sich das Leben zur Hölle machten. Sie wollte wieder leben.
    »Ich habe mich nicht durch sie beeinflussen lassen, obwohl ich ihr helfen mußte«, sagte Barclay. »Sie bat mich um nichts. Sie war nur so schrecklich abhängig von meinem Vater und konnte seinen Tod, seinen angeblichen Tod, nicht verwinden. Sie war eine großartige Frau.«
    »Reden Sie weiter«, forderte Conlon.
    »Was interessiert Sie meine Mutter?« fuhr Barclay auf. »Ich kam nur her, um herauszufinden, was …«
    »Ich weiß, was Sie herausfinden wollen«, sagte Conlon barsch. »Aber erst muß ich alles über Sie wissen. Das bezieht auch die Menschen und Umstände mit ein, die Sie zu dem Querulanten machten, als der Sie uns bekannt sind. Über Sie reden wir später. Sie sagten also, daß der Zustand Ihrer Mutter sich besserte. Ich zweifle Ihre Qualifikationen auf diesem Gebiet nicht an. Aber da war ein Zwischenfall. Sie hatten Ärger mit dem Gesetz, oder?«
    Barclay nickte. Er und seine Mutter waren ein paarmal umgezogen und hatten natürlich gleich wieder Vermißtenanzeigen aufgegeben. Ein hoher Polizeioffizier hatte sie zu sich bestellt und ihnen klarzumachen versucht, daß er auch ohne ihre Scherze genug um die Ohren hätte. Der Fall des Astronauten Barclay sei abgeschlossen, sagte er, und sie sollten nach Hause gehen und die Angelegenheit vergessen. Aber Barclay war wütend gewesen und hatte dem Mann auf den Kopf zugesagt, daß er nicht nur die offiziellen Erklärungen für Humbug hielt, sondern dachte, daß jemand am Tod seines Vaters interessiert gewesen sein könnte.
    »So«, murmelte Conlon. »Was entgegnete er darauf?«
    »Er sagte eigentlich gar nichts Konkretes«, antwortete Barclay bitter. »Er deutete aber an, daß mein Vater den Russen wertvolles Geheimmaterial zugespielt haben sollte und daß man es von unserer Seite aus totgeschwiegen hätte, weil der gute Ruf des Raumfahrtprogramms auf dem Spiel stand und man der Opposition keine zusätzliche Munition liefern wollte.«
    Und Barclay hatte den Worten des Polizisten geglaubt – zumindest einige Stunden lang. Dann waren ihm wieder Zweifel gekommen. Er hatte seinen Vater über die Russen reden gehört und darüber, wie sie und ihre eigenen Raumfahrtbehörden im All zusammenarbeiteten. Es hatte kaum noch Geheimnisse zwischen den beiden Nationen gegeben. Russen und Amerikaner hatten den unsinnigen Wettlauf um die Eroberung des Weltalls aufgegeben und erkannt, daß sie gemeinsam mehr erreichen konnten als getrennt. Ein Verrat lohnte sich nicht mehr, und Barclays Vater war nicht der Mann gewesen, der notfalls seine Familie im Stich gelassen hätte.
    Barclays Mutter hatte wenige Tage später wieder ihre hysterischen Anfälle bekommen. Sie wußte, daß ihr Mann nicht auf die geschilderte Art und Weise ums Leben gekommen war und hatte Angst, eines Tages die Wahrheit zu erfahren.
    Wenige Wochen vorher war Dr. Goyer gestorben. Ein Unfall in der Raumstation, hieß es. Aber einer der wenigen Freunde, die Barclay noch im Raumfahrtzentrum hatte, erklärte, daß Goyer wichtige

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