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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zeitlang abgeflaut war, heftig aus Osten zu wehen. Obwohl draußen schon ein starker Seegang herrschen mochte, hätte die »Elisabeth« doch nicht gezögert, sich über das Cap im Osten hinauszuwagen. Wie konnte sie jetzt aber gegen die mächtigen Wellen, die von der offenen See her hereinrollten, aufkommen? Schon von ihrem Ankerplatze abzukommen, bot die größten Schwierigkeiten, und an der Haifischinsel vorüberzusegeln, mußte ganz unmöglich sein.
    Das war zum verzweifeln!… Warten sollen, warten, wo vielleicht die geringste Verzögerung den Erfolg der Nachforschungen vereitelte. Und wenn nun der Gegenwind anhielt, wenn sich am Abend und in der nächsten Nacht der Zustand der Atmosphäre nicht änderte oder vielleicht gar verschlimmerte, was dann?
    »Vorwärts also, sagte Wolston wie als Antwort auf die Fragen, die jetzt allen auf den Lippen lagen, was wir zu Wasser nicht ausführen können, versuchen wir zu Lande. Der Wagen trete an Stelle der Pinasse! Machen wir ihn fertig, den Weg nach Eberfurt einzuschlagen!«
    Sofort begann man mit den nöthigen Vorbereitungen. Ging die Reise mit dem Wagen vor sich, so mußte eine Richtung nach Südosten eingeschlagen werden, um den Tannenwald zu umgehen, durch den – wenigstens in dem Theile vor der Bergkette, den Wolston und Ernst durchmessen hatten – kein Fuhrwerk hätte fortkommen können.
     

    Unten an diesem war ein Lager aufgeschlagen. (S. 248.)
     
    Von da aus wollte man versuchen, das Ostende des Hochwaldes, also nahezu die Stelle, zu erreichen, wo die »Elisabethankern sollte, wenn der Wind ihr das Auslaufen gestattet hätte Leider ergab sich hieraus eine Verzögerung von sechsunddreißig Stunden, die sich jedoch in keiner Weise vermeiden ließ.
    Die Hoffnung auf einen Umschlag des Wetters ging nicht in Erfüllung. Immer mehr auffrischend wehte der Wind aus Nordosten. Am Abend donnerten gewaltige Wogen an das Ufer bei Felsenheim. Die Nacht drohte noch schlimmer zu werden, und unter diesen Umständen blieb nichts anderes übrig, als auf die Seefahrt zu verzichten.
    Wolston ließ also die bereits an Bord geschafften Mundvorräthe wieder herausholen und nach dem Wagen schaffen. Gleichzeitig besorgte man noch alles für die beiden Büffel und den Onagre für die morgen ganz früh geplante Abfahrt.
    Frau Zermatt war ein Bild des Jammers und konnte kaum reden.
    »Mein Sohn! Mein armer Sohn!« seufzte sie nur mit halb geschlossenen Lippen.
    Plötzlich, gegen acht Uhr, zeigten sich die Hunde Türk und Braun sehr aufgeregt. Wolston, der sie beobachtete, verwunderte sich nicht wenig, sie immer längs der Einfriedigung hin und her laufen zu sehen. Braun vor allem konnte sich gar nicht an einundderselben Stelle halten.
    Zwei Minuten später ließ sich von der Ferne her ein deutliches Bellen vernehmen.
    »Das ist Falb!« rief Ernst.
    Falb… Der Hund Jacks! Braun und Türk erkannten ihn ebenfalls und antworteten mit lautem, freudigem Gebell.
    Frau Zermatt und ihr Gatte, Frau Wolston und Annah stürmten vor die Wohnung hinaus.
    Fast gleichzeitig erschien Jack an der Eingangsthür und warf sich seiner Mutter in die Arme.
    »Ach ja… gerettet, rief er, doch vielleicht droht uns eine ernste Gefahr!
    – Eine Gefahr? Welche? fragte Zermatt, der seinen Sohn heranzog und ans Herz drückte.
    – Die Wilden, antwortete Jack, die Wilden, die auf der Insel gelandet sind!«
Sechzehntes Capitel.
Jacks Bericht. – Im Walde verirrt. – Die Wilden auf der Insel. – Zunehmende Beunruhigung. – Das Ausbleiben der »Licorne«. – Drei Wochen des Wartens. – Bei der kleinen Kapelle von Felsenheim.
    Die beiden Familien kehrten, trotz Jacks beunruhigender Mittheilung, freudig klopfenden Herzens nach dem Speisezimmer zurück. Alle dachten ja nur an das Eine: Jack ist wieder da!
    Und doch hätte man sich eine ernsthaftere Kunde, als die von der Anwesenheit jener Wilden an der Küste der Neuen Schweiz, kaum vorstellen können. Jetzt gewann man auch die Ueberzeugung, daß der leichte Dunst, den Wolston bemerkt hatte, als die Pinasse damals von der Mündung des Montrose-Flusses wegfuhr, und dann noch einmal, als sie alle drei auf dem Gipfel des Pics sich befanden, der Rauch aus einem an diesem Theile der Küste aufgeschlagenen Lager gewesen sei.
    Jack brach vor Hunger fast zusammen. Er mußte sich erst etwas stärken und nahm an dem Tische Platz, an den sich alle gesetzt hatten. Dann begann er seine Abenteuer zu berichten.
    »Liebe Eltern, ich bitte dringend um Verzeihung wegen des Kummers,

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