Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
den ich Euch bereitet habe… ja, ich gestehe es, ich ließ mich nur durch den Wunsch, einen jungen Elephanten zu fangen, so arg verleiten. Ich hörte nicht auf Herrn Wolston und auf Ernst, die mich zurückriefen, und es ist fast ein Wunder, daß ich noch heil und gesund zurückgekommen bin. Meine Unbesonnenheit wird aber wenigstens die eine gute Folge haben, daß es uns nun ermöglicht ist, eine bessere Vertheidigung vorzubereiten, falls die Wilden bis zum Gelobten Lande vordrängen und Felsenheim entdeckten.
    »Ich war also bei der Verfolgung der drei Elephanten tief in den Tannenwald eingedrungen, ohne eigentlich zu wissen, wie es mir gelingen könnte, den kleinsten abzufangen. Dessen Vater und Mutter gingen ruhig dahin, brachen sich durch alles Buschwerk Bahn und bemerkten wohl gar nicht, daß ich ihnen nachschlich. Freilich verbarg ich mich möglichst sorgsam vor ihren Blicken, dachte aber kaum daran, wohin sie mich und Falb – der nicht weniger beutelustig schien als ich – verleiten könnten, und auch nicht daran, ob es mir möglich sein würde, mich rückwärts zurecht zu finden. Eine unwiderstehliche Macht trieb mich vorwärts, und dabei irrte ich über zwei Stunden lang immer weiter, vergeblich darauf bedacht, wie ich den kleinen Elephanten von dem großen Paare trennen könnte.
    »Hätte ich versuchen wollen, die großen Thiere zu erlegen, so würde das zahllose Kugeln gekostet haben, ehe es zum Ziele führen konnte, und vielleicht wäre die einzige Folge davon die gewesen, daß die beiden Riesen wüthend wurden und über mich herfielen.
    »Inzwischen kam ich immer tiefer und tiefer in den Tannenwald hinein, dachte dabei aber weder an die verflossene Zeit, noch an die Entfernung, in der ich mich befand, ebenso weder an die Schwierigkeit, Herrn Wolston und Ernst wiederzufinden, noch – mögen sie mir darum nicht gar zu sehr zürnen! – an die schlimme Lage, in die ich sie versetzte, wenn sie nach mir suchen wollten.
    »Meiner Schätzung nach hatte ich, ohne jeden Erfolg, wohl zwei reichliche Lieues nach Osten hin zurückgelegt. Damals kam ich, in Rücksicht auf meine Lage vielleicht etwas spät, mehr zur Vernunft. Da die drei Thiere nicht Anstalt machten, einmal stehen zu bleiben, sagte ich mir, es sei für mich wohl das beste, einfach umzukehren.
    »Es mochte gegen vier Uhr sein. Rings um mich standen die Bäume jetzt weiter voneinander ab und ließen auch da und dort wirkliche Lichtungen frei. Hier muß ich im Vorübergehen einfügen, daß man sich geraden Wegs nach Südosten zu wenden hat, wenn jemand nach dem Pic Jean Zermatt gehen will…
    – Ja… der Zettel von Ernst hat es uns gemeldet… Ihr habt ihm meinen Namen gegeben, fiel der ältere Zermatt ein.
    – Lieber Vater, antwortete Ernst, das geschah auf den Vorschlag des Herrn Wolston hin.
    – Versteht es sich denn nicht von selbst, mein guter Freund, setzte Wolston hinzu, daß der höchste Punkt der Neuen Schweiz nach dem Namen des Familienoberhauptes getauft wurde?
    – Na, meinetwegen, so mag es bei dem Pic Jean Zermatt bleiben, antwortete der ältere Zermatt mit einem Danke an Wolston. Jetzt mag aber Jack weiter erzählen und uns über die Wilden berichten.
    – Sie sind nicht mehr weit, erklärte Jack.
    – Nicht weit? rief Frau Zermatt erschrocken.
    – In meiner Geschichte nämlich, liebste Mutter, in meiner Geschichte treten sie nun bald auf. Thatsächlich dürften sie von Felsenheim gut zehn Lieues entfernt sein.«
    Diese Antwort war ja in gewissem Maße beruhigend, und Jack fuhr nun mit folgenden Worten fort:
    »Ich befand mich also vor einer ziemlich ausgedehnten Blöße im Tannenwalde und wollte, entschlossen, nicht weiter zu gehen, Halt machen, als die Elephanten ebenfalls stehen blieben. Falb ware gleich auf sie zugeeilt, wenn ich ihn nicht zurückgehalten hätte.
    »Sollten die Thiere, so fragt’ ich mich, hier ihr gewohntes Lager haben, hier, wo sich ein Rio durch das hohe Gras hinschlängelte? Die Burschen – ich betrachtete sie schon als meine Beute – löschten aus dem Wasserlauf, indem sie die Rüssel senkten, ihren Durst.
    »War’s ein Wunder, daß mein Jagdfeuer wieder aufloderte, als ich sie so ruhig, so ahnungslos dastehen sah? Mich packte ein unwiderstehliches Verlangen, den kleinen zu isoliren, nachdem ich die beiden anderen erlegt hätte, und sollte mir das auch meinen letzten Schuß Pulver kosten! Vielleicht genügten ja schon zwei Kugeln, wenn sie nur die richtige Stelle trafen, und welcher Jäger vertraut

Weitere Kostenlose Bücher