Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
aus unserem armen Jack geworden ist, wissen wir leider nicht.«
    Wolston berichtete darauf, wiederholt durch das Schluchzen seiner Zuhörer unterbrochen, etwa das Folgende:
    Der Abstieg vom Pic bis zum Fuße der Kette war binnen zwei Stunden erfolgt. Jack, der zuerst unten anlangte, erlegte am Saume des Tannenwaldes einiges Wild. Man aß noch vor der Grotte zu Abend, ließ das draußen entzündete Feuer brennen und zog sich in das Innere zurück. Einer überwachte den Eingang, während allemal die beiden anderen, doch zu jeder Abwehr gerüstet, einige Stunden schliefen.
    Die Nacht verlief ohne Zwischenfall, höchstens war von Zeit zu Zeit in der Ferne das Brüllen von Raubthieren zu vernehmen.
    Am nächsten Morgen machten sich Wolston und die beiden Brüder bei Sonnenaufgang wieder auf den Weg.
    Vom Gipfel des Pics aus hatte Ernst erkannt, daß der Wald sich nach Osten zu mehr lichtete, und auf seinen Vorschlag hin wandten sich alle Drei nach dieser Seite. Sie kamen damit schneller vorwärts, während der Weg von der Bergkette bis zum Grünthale sich höchstens um eine Lieue verlängerte.
    Gegen elf Uhr wurde Rast gemacht. Nach eingenommenem Frühstück drangen alle in den weniger dichten Hochwald ein, der ein bequemeres Fortkommen gestattete.
    Gegen zwei Uhr ließ sich ein Geräusch von schweren Schritten vernehmen und gleichzeitig erschallten unter den Bäumen einige trompetenähnliche Töne.
    Eine Täuschung blieb hier ausgeschlossen: das war ein Trupp von Elephanten, die durch das Tannenholz trotteten.
    Ein Trupp?… Nein, es zeigten sich nur drei dieser Dickhäuter, zwei sehr große, der Vater und die Mutter, und ein dritter, ein Elephantenbaby, das jene begleitete.
    Jack hatte, wie der Leser weiß, schon immer das lebhafte Verlangen gehabt, ein solches Thier einzufangen, um es zu zähmen. Der kühne junge Mann wollte die sich hier bietende Gelegenheit benutzen, und das führte dazu, daß man ihn verlor.
    Gegenüber der Möglichkeit eines Angriffes hatten sich Wolston, Jack und Ernst zur Vertheidigung bereit gemacht und warteten mit den schußfertigen Gewehren in der Hand, trotzdem aber etwas besorgt um den möglichen Ausgang eines Kampfes mit den gewaltigen Thieren.
    Als die Elephanten die Waldblöße erreicht hatten, blieben sie stehen, doch als sie drei Menschen bemerkten, wendeten sie sich, ohne gerade zu eilen, nach links und trotteten tiefer in den Hochwald hinein.
    Jede Gefahr war also schon vorüber, als Jack, von unbezwinglicher Jagdlust getrieben, hinter den Elephanten, nur von seinem Falb begleitet, verschwand.
    »Jack!… Jack! rief Wolston.
    – Jack, komm doch zurück! Komm zurück!« rief Ernst.
    Entweder hörte der Unkluge nicht oder – wahrscheinlicher – – wollte er nichts hören.
    Noch einmal tauchte er im Dickicht auf, dann verlor man ihn aus den Augen.
    Arg beunruhigt folgten Wolston und Ernst seinen Spuren und hatten in wenigen Augenblicken die Lichtung erreicht. Sie war leer.
    In diesem Augenblicke hörte man wieder das Stampfen schwerer Füße, doch ließ sich kein Schuß vernehmen.
    Hatte nun Jack sich seines Gewehres nicht bedienen wollen oder hatte er das nicht mehr gekonnt?
    Jedenfalls mußte es schwierig werden, ihn einzuholen, da es auf dem mit dürren Zweigen und welken Blättern bedeckten Erdboden ganz unmöglich war, Fußspuren von ihm zu erkennen.
    Allmählich erstarb in der Ferne jedes Geräusch; einige Zweige, die sich vorher bewegt hatten, wurden wieder ruhig, und nichts unterbrach mehr das Schweigen des Waldes.
    Wolston und Ernst durchstreiften bis zum Abende die Umgebung der Lichtung; sie drängten sich in das dichteste Buschwerk und riefen nach Jack, so laut sie konnten. Sollte der Unglückliche das Opfer seiner Unbedachtsamkeit geworden sein? Hätte er einem Angriffe der Elephanten nicht ausweichen können? Läge er regungslos oder gar todt in irgend einem Winkel des dunkeln Gehölzes?
    Kein Ruf, kein Schrei drang Wolston und Ernst zu Ohren; Flintenschüsse, die sie wiederholt abgaben, blieben ohne Antwort.
    Als es Nacht geworden war, sanken beide, erschöpft vor Anstrengung und gequält von Unruhe, am Fuße eines Baumes nieder, lauschten aber immer gespannt auch auf das leiseste Geräusch. Sie hatten ein tüchtiges Feuer angezündet, in der Hoffnung, daß Jack, durch den Schein der Flammen geleitet, sie auffinden könnte, und sie schlossen auch selbst die Nacht über kein Auge.
    Zu hören war in den langsam hinschleichenden Stunden aber nichts als das Heulen und

Weitere Kostenlose Bücher