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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gastlicheres Land aufzusuchen, wenn sich das Hochland des Steilufers ebenso unfruchtbar erwies, wie die Schildkrötenbucht, wenn sie weder Wälder noch Ebenen hatte, und das Land, das den Passagieren der »Flag« jetzt Zuflucht bot, sich nur als eine Anhäufung von Felsmassen erwies.
    »Nun, Doll, und auch Sie, Jenny, fragte Franz, als er zurückgekehrt war, seid Ihr nun zufrieden? Hat in unserer Abwesenheit auch der Fischfang etwas ergeben?
    – Ja… ein wenig, antwortete Jenny und zeigte dabei nach einigen Fischen, die auf dem kleinen Deck am Buge lagen.
    – O, rief Doll lustig, wir haben Euch auch noch etwas besseres zu bieten…
    – Was denn? fragte Fritz.
    – Ei, Miesmuscheln, die sich am Fuße des Vorberges in Menge finden. Da im Kessel werden sie schon abgesotten…
    – Unseren Glückwunsch… in Erwartung des Deinigen, Jenny, sagte Franz, denn wir kommen auch nicht mit leeren Händen; hier… einige Eier…
    – Hühnereier? rief der kleine Bob.
    – Schildkröteneier, erklärte Franz.
    – Schildkröteneier? wiederholte Doll. Ihr habt Schildkröten entdeckt?
    – O, eine ganze Gesellschaft, sagte der Obersteuermann; es sind noch mehr da drüben, jedenfalls genug für die Zeit, wo wir in dieser Bucht liegen bleiben.
    – Ich meine doch, flocht der Kapitän Gould ein, vorher müßte einmal eine weitere Küstenstrecke besichtigt und auch das Steilufer erstiegen werden.
    – Das werden wir versuchen, Herr Kapitän, antwortete John Block. Allzusehr brauchen wir uns damit aber nicht zu beeilen, denn hier haben wir genug zu leben. ohne unseren Rest von Schiffszwieback anzugreifen.
    – Ja ja, das meine ich auch, Block.
    – Wir, Herr Kapitän, wünschen vor allem, daß Sie durch die Ruhe Ihre Gesundheit wieder erlangen, daß Ihre Wunde gut verheilt und Sie wieder ganz zu Kräften kommen. Eine bis zwei Wochen können wir hier recht gut aushalten. Sind Sie erst wieder auf den Füßen, so werden Sie ja selbst sehen, wie die Dinge hier liegen, und werden entscheiden können, was weiter zu thun sei.«
    Im Laufe des Vormittags schaffte man noch den Inhalt der Schaluppe ans Land, die Zwiebacksäcke, die Wassertonnen, das Brennmaterial, die Werkzeuge und die Kleidungsstücke, und legte alles in der Höhle nieder. Der kleine Kochofen, der in dem Winkel am Vorberge Aufstellung fand, sollte zur Bereitung der Schildkrötenbouillon dienen.
    Auf Fritzens und des Obersteuermanns Arm gestützt, begab sich der Kapitän Gould nach der Grotte, wo für ihn ein von Jenny und Doll aus trockenem Seegras hergestelltes Lager bereit stand, auf dem er sich, um einige Stunden zu schlummern, bequem ausstreckte.
Zweiundzwanzigstes Capitel.
Der Einzug. – Die erste Nacht auf dieser Küste. – Fritz und Jenny. – Besserung im Zustande des Kapitäns Gould. – Verhandlungen. – Die Ersteigerung des Steilufers unmöglich. – Die Nacht vom 26. zum 27. October.
    Ein besseres Unterkommen als in dieser Höhle wäre kaum zu finden gewesen. Die verschiedenen Nischen an der Innenwand gestatteten jedem, sich nach Bedürfniß von den anderen abzuschließen.
    Daß diese ungleich tiefen Nischen auch während des Tages fast finster waren und auch die Höhle selbst halb dunkel blieb, hatte ja nicht viel zu bedeuten, da man sich, außer bei schlechtem Wetter, doch nur die Nacht über darin aufhielt. Auch Harry Gould sollte jeden Morgen hinausgetragen werden, um ihm den Genuß der belebenden salzhaltigen Luft und des wohlthätigen Sonnenscheines zu ermöglichen.
    Im Innern richtete Jenny eine der seitlichen Wandvertiefungen für sich und ihren Gatten ein. James Wolston, seine Frau und der kleine Bob wurden in einer größeren, für alle drei ausreichenden Nische untergebracht. Franz sollte sich, in Gesellschaft mit Harry Gould und dem Obersteuermann, mit einem lauschigen Winkel der Höhle begnügen. An Platz fehlte es also nicht in dieser natürlichen Aushöhlung, deren Tiefe noch nicht einmal bekannt war.
    Der Rest des Tages wurde ausschließlich der Ruhe gewidmet. Nach den vielfachen, aufregenden Vorkommnissen der letzten Woche mußten sich die Passagiere der Schaluppe von den so muthvoll ertragenen Beschwerden erst tüchtig erholen.
    Daneben galt es doch auch, sich an die neue Lage der Dinge etwas zu gewöhnen. Der Entschluß, etwa vierzehn Tage an dieser Bai zu verweilen, wo ja für die nöthigsten Bedürfnisse nichts zu fehlen schien, war gewiß zu billigen. Auch wenn der Zustand des Kapitäns Gould es nicht erfordert hätte, würde John Block

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