Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
nicht zugestimmt haben, sofort weiter zu fahren. Zunächst galt es, an die Gegenwart zu denken – an die Zukunft erst später.
    Und doch, was barg diese in ihrem Schoße, wenn das Land hier nur eine kleine, im Großen Ocean verlorene Insel war, wenn sie sie wieder verlassen und sich in ihrem gebrechlichen Fahrzeug aufs neue den hier so häufigen, mächtigen Stürmen aussetzen mußten?… Wie würde ihnen das aufgedrungene Wagniß ausgehen?
    Am Abend und nach einer zweiten Mahlzeit, die aus Bouillon. Eiern und Fleisch von Schildkröten bestand, sprach Franz für alle noch ein Gebet, und dann zogen sie sich jeder nach seinem Platze in der Höhle zurück.
     

    Man erkannte, daß man diesen ohne Benützung der Schaluppe nicht umgehen konnte. (S. 312.)
     
    Dank der Pflege Jennys und Dolls wurde der Kapitän jetzt schon nicht mehr vom Fieber geschüttelt. Auch von seiner, bereits in Vernarbung begriffenen Wunde litt er weit weniger, und es war wohl zu hoffen, daß er nun einer schnellen und vollkommenen Genesung entgegenginge.
    Die Nacht über brauchte niemand zu wachen; an diesem öden Strande war weder von Wilden, noch von Raubthieren etwas zu fürchten. Diese düstere, traurige Einöde hatte gewiß noch keines Menschen Fuß betreten. Nur der heisere und melancholische Schrei der nach den Vertiefungen im Steilufer heimkehrenden Seevögel unterbrach die herrschende Stille. Auch der Wind legte sich mehr und mehr und kein Lufthauch rührte sich bis zum Wiederaufgang der Sonne.
    Schon mit dem Morgenrothe traten die Insassen der Höhle ins Freie John Block ging als der erste längs des Vorberges nach dem Ufer hinunter und begab sich nach der Stelle wo die Schaluppe lag. Augenblicklich schwamm sie noch, mit weiter vorschreitender Ebbe mußte sie bald auf dem Trockenen liegen. Durch Seile an jeder Seite festgehalten, war sie selbst beim höchsten Wasserstande nicht gegen die Felsen gestoßen, und so lange der Ostwind stand, lief sie auch keinerlei Gefahr. Für den Fall, daß die Brise nach Süden umschlug, sollte ein anderer Ankerplatz für das Fahrzeug gesucht werden. Das Wetter schien aber sehr beständig zu sein, und überdies war jetzt die schöne Jahreszeit.
    Bei der Rückkehr begegnete der alte Seemann Fritz und sprach mit ihm über dieses Thema.
    »Ich meine, es verlohnt sich der Mühe, sagte er, daran bei Zeiten zu denken. Das Boot ist für uns doch das wichtigste. Eine wohlverwahrte Grotte… na ja, die ist recht schön, man kann aber nicht an Bord einer Grotte übers Meer fahren, und wenn dafür die Stunde geschlagen hat, dürfen wir doch nicht daran verhindert sein.
    – Natürlich nicht, Block, sagte Fritz, und wir werden auch dafür sorgen, daß die Schaluppe keine Havarie erleidet. Vielleicht findet sich an der anderen Seite des Vorberges ein noch besserer Ankerplatz.
    – Das werden wir sehen, Herr Fritz, und da auf dieser Seite hier alles gut steht, werde ich nach der anderen hinübergehen, um Schildkröten zu fangen. Wollen Sie mich nicht begleiten?
    – Nein, Block, gehen Sie nur allein. Ich begebe mich zum Kapitän zurück; die ungestörte Nachtruhe wird wohl sein Fieber vollends besiegt haben. Wenn er erwacht, wird er sich gewiß zu unterrichten wünschen, wie es mit uns steht, und ich möchte ihm darüber Aufschluß geben.
    – Ganz recht, Herr Fritz, ganz recht; sagen Sie ihm nur auch, daß vorläufig nicht das geringste zu fürchten ist.«
    Der Obersteuermann begab sich nach dem Ende des Vorberges, sprang da von Felsblock zu Felsblock, stieg dann nach der Einbuchtung hinunter und wendete sich schließlich nach der Stelle, wo Franz und er am Tage vorher auf die Schildkröten getroffen waren.
    Fritz schritt wieder der Grotte zu, in deren Nachbarschaft Franz und James beschäftigt waren, neuen Vorrath an trockenem Tang zu sammeln. Frau Wolston kleidete den kleinen Bob an.
    Jenny und Doll waren noch beim Kapitän. In dem Winkel am Vorberge knisterte das Feuer im Kochofen, der Kessel fing an zu singen und bald drangen weiße Dampfstrahlen daraus hervor.
    Als Fritz den Kapitän Gould über alles aufgeklärt hatte, begab er sich mit Jenny nach dem Strande, und nach einigen fünfzig Schritten wendeten beide sich dem Steilufer zu, das sie gleich einer Kerkermauer einschloß.
    »Liebe Frau, begann da Fritz mit tiefbewegter Stimme, ich muß mein Herz einmal gegen Dich ausschütten, denn es ist übervoll von dem, was vorgefallen ist, seit ich das Glück hatte, Dich vom Rauchenden Felsen zu retten. Ich sehe uns

Weitere Kostenlose Bücher