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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zwölf Fuß Höhe und gleicher Breite. Vielleicht hingen noch andere Hohlräume mit ihr zusammen und bildeten im Innern der Felsmasse ein Labyrinth mit Gängen nach verschiedenen Richtungen. In diesem Falle konnte ja, wie der Kapitän Gould es sich gedacht hatte, recht wohl ein solcher Gang, wenn auch nicht nach dem Plateau, so doch nach der anderen Seite des Steilufers des westlichen Vorberges oder des Hügels an der Ostseite führen.
    Kapitän Gould kam noch einmal auf diese Möglichkeit zu reden.
    »Ja, das kann ja richtig sein, meinte John Block, und wenn es uns von außen her nicht gelungen ist, das Plateau zu erreichen, so gelingt es vielleicht von innen her.«
    Nach etwa hundert Schritten durch den Gang, der sich mehr und mehr verengerte, erreichten die drei Männer eine Felswand, vor der sie Halt machen mußten.
    John Block leuchtete daran von unten bis nach oben überall umher, entdeckte dabei aber nur einige ganz enge Spalten, worin kaum eine Hand Platz hatte. Hier schwand also jede Hoffnung, weiter durch die Steinmasse vorzudringen.
    Die Seitenwände des Ganges zeigten in ihrer ganzen Länge nirgends eine Oeffnung. Die zweite Aushöhlung hinter der ersten Grotte… das blieb vorläufig die einzige Entdeckung, die der Zwischenfall mit Bob zur Folge hatte.
    »Auf diesem Wege, äußerte Harry Gould, werden wir also nicht über das Steilufer hinauskommen…
    – Und auch nicht hinauf!« setzte der Obersteuermann hinzu.
    Als man sich hierüber klar war, blieb nichts weiter übrig, als umzukehren.
    Empfand man es immerhin als eine Täuschung, im Berginnern keinen wirklichen Durchgang entdeckt zu haben, so hatte doch auch vorher niemand ernstlich daran geglaubt.
    Und dennoch schien es dem Kapitän Gould, John Block und Fritz, als sie zurückgekehrt waren, so, als ob sie jetzt fester als je an diesen Strand gekettet wären.
    Im Laufe der folgenden Tage zeigte das bis dahin sehr schöne Wetter deutlich Neigung umzuschlagen. Der Himmel bedeckte sich mit anfänglich leichten, bald aber dichter werdenden Wolken. Diesmal aber trieb sie eine nördliche Brise über das obere Plateau hin, eine Brise, die am Abend des 22. schnell an Stärke zunahm.
    Bei dieser Windrichtung war für die Schildkrötenbucht nichts zu fürchten. Unter dem Schutze der Uferhöhe war sie dem Wogenschlage nicht so ausgesetzt, wie bei dem schrecklichen Sturm, der die Schaluppe zerstört hatte. Das Meer blieb längs des unteren eigentlichen Ufers ruhig, da es der Kraft des tollen Windes erst eine gute halbe Lieue draußen ausgesetzt war; es war also nichts zu fürchten, selbst wenn jetzt ein Orkan losbrechen sollte.
    In der Nacht vom 22. bis zum 23. tobte ein sehr schweres Gewitter. Gegen ein Uhr Morgens wurden alle durch einen Donnerschlag erweckt, der stärker war, als ein Kanonenschuß, den man dicht am Eingange der Grotte abgefeuert hätte.
    Fritz, Franz und der Obersteuermann sprangen aus ihren Nischen hervor und stürzten nach dem Ausgange.
    »Hier hat es ganz in der Nähe eingeschlagen, sagte Franz.
    – Jedenfalls oben am Rande,« antwortete John Block, der einige Schritte weit hinaustrat.
    Suzan und Doll, die sich immer ängstlich beklommen fühlten bei den Gewittern, die ja nervöse Personen so peinlich erregen, waren Jenny vor die Grotte hinaus gefolgt.
    »Nun, wie steht’s? fragte Doll,
    – Es ist keinerlei Gefahr, meine liebe Doll, antwortete Franz. Geht nur wieder hinein und macht Augen und Ohren hübsch fest zu.«
    Jenny war eben an ihren Gatten herangetreten.
    »Das riecht hier aber nach Rauch, Fritz, sagte sie.
    – Kein Wunder! Es ist Feuer… da draußen… rief der Obersteuermann
    – Wo denn? fragte der Kapitän Gould.
    – Der Tanghaufen am Fuße des Steilufers brennt!«
    In der That hatte der Blitz den Haufen trockener Pflanzen entzündet, und in kürzester Zeit verbreitete sich der Brand auf die Schicht von Seegras, die am Fuße der Bergmasse abgelagert war. Das Ganze brannte wie Stroh, knisterte im Winde und wirbelte in züngelnden und umherhüpfenden Flammen empor, die weithin einen scharfen, beißenden Rauch verbreiteten.
    Zum Glück lagerte nichts von dem gefährlichen Materiale vor dem Eingange der Grotte, so daß das Feuer diese nicht erreichen konnte.
    »Da… da gehen unsere Wintervorräthe in Rauch und Flammen auf! rief John Block.
    – Ist denn gar nichts davon zu retten? sagte Fritz.
    – Nein, leider nicht das geringste,« antwortete der Kapitän Gould.
    Das Feuer verbreitete sich mit so rasender Schnelligkeit,

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