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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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daß ihm überhaupt nicht Einhalt zu thun und nur etwas von dem einzigen Brennmaterial der Schiffbrüchigen zu bergen gewesen wäre.
    Das Meer lieferte zwar unablässig neues, Tang und Seegras wurden ja fast täglich ausgeworfen, doch wie langer Zeit bedurfte es, eine so große Menge wie die frühere anzusammeln! Die Fluth spülte davon, je zweimal in vierundzwanzig Stunden, ja stets nur einige Armvoll ans Land. Was jetzt auf dem Strande lagerte, war das Werk mehrerer Jahre; wer konnte aber voraussagen, ob die Wellen in den wenigen Wochen bis zum Eintritt der schlechten Jahreszeit genug für den Bedarf einer Ueberwinterung auswerfen würden?
    In weniger als einer Viertelstunde hatte sich die Feuerlinie über den ganzen Hintergrund des Vorlandes ausgedehnt, und außer einigen kleinen Seegrashaufen längs des Vorberges war nichts mehr übrig. Dieser neue Schicksalsschlag verschlimmerte die ohnehin beunruhigende Lage nicht wenig.
    »Nein, Sapperment, so geht es nicht weiter!«
    Im Munde des sonst so zuversichtlichen Obersteuermanns hatten diese Worte eine um so schwerer wiegende Bedeutung.
    Die Mauern dieses Kerkers barsten darum aber doch nicht, um die Gefangenen entschlüpfen zu lassen.
    Am nächsten Tage, am 23. Januar, herrschte, wenn auch nicht mehr gewitterhaftes, so doch recht unruhiges Wetter, und noch immer fegte ein scharfer Nordwind über das obere Plateau hinweg.
    Zunächst galt es nun, sich zu überzeugen, ob wenigstens die dürren Ablagerungen am Vorberge vom Feuer verschont geblieben wären. Das war wenigstens theilweise der Fall. John Block, Fritz, Franz und James gingen deshalb sofort daran, so viel davon herbeizutragen, daß der Heizstoff, selbst ohne den täglichen Auswurf des Meeres zu rechnen, für eine Woche ausreichte.
    So lange freilich der Nordwind anhielt, mußten die schwimmenden Pflanzenmassen nach dem Meere hinaus getrieben werden.
    Bei Südwind waren davon jedenfalls größere Mengen zu gewinnen.
    Immerhin ermahnte der Kapitän Gould, angesichts der späteren Zeit keine vernünftige Vorsicht außeracht zu lassen.
    »Ja ja, Sie haben recht, Herr Kapitän, stimmte John Block ein, wir könnten, was uns von Tang übrig geblieben ist, in Hinblick auf den Winter wohl unter Schutz bringen.
    – Da ließe sich ja. fügte Fritz hinzu. als Lagerplatz recht gut die zweite Grotte benützen, die wir erst gestern entdeckt haben.«
    Das erschien sehr rathsam, und gleich am Vormittage desselben Tages wollte sich Fritz noch einmal in diese hineinbegeben, um ihre inneren Raumverhältnisse eingehender zu besichtigen. Mit einer Kerze ausgerüstet, kroch er durch die enge Oeffnung, die die beiden Grotten in Verbindung setzte. Die zweite konnte ja doch einen Ausgang nach der anderen Seite der Felswand haben.
    Da fühlte Fritz in dem Augenblicke, wo er das Ende des langen Ganges erreichte, einen frischen Luftzug und vernahm auch, als er aufhorchte, ein ununterbrochenes Pfeifen.
    »Der Wind, murmelte er, das ist der Wind!«
    Jetzt trat er noch näher, an die Wand heran, und über diese mit der Hand hinstreichend, entdeckte er einige Sprünge im Gestein.
    »Der Wind, wiederholte er, das ist der Wind. Er dringt hier hindurch, weil er von Norden her weht. Irgendwo muß also, nach der Seite oder nach dem Kamme des Steilufers zu, doch ein Durchgang vorhanden sein. Von dieser Seite also bestände eine Verbindung nach dem nördlichen Abhange.«
    Da, als Fritz längs der Wand hinleuchtete, erlosch plötzlich die Kerze, die ein schärferer Windhauch, der durch einen Sprung eindrang, ausgeblasen hatte.
    Das war für Fritz genug des Hinweises; seine Ueberzeugung stand nun fest: drang man durch diese Steinwand, so war ein Ausgang ins Freie gewonnen.
    Sich nach der Höhle zurückzutasten, wo ihn alle erwarteten, diesen seine Entdeckung mitzutheilen, sie mit sich zu nehmen, um den Beweis zu liefern, daß er sich nicht getäuscht hätte, das war das Werk weniger Minuten.
    Fritz, hinter ihm der Kapitän Gould, dann John Block, Franz und James begaben sich aus der ersten Höhle in die zweite, bei deren Beleuchtung durch mehrere Kerzen jetzt aber die Vorsicht gebraucht wurde, sie nicht zu sehr der Wand im Hintergrunde zu nähern.
    Fritz hatte sich nicht getäuscht: durch die Wand strich ein kühlerer Luftzug.
    Der Obersteuermann senkte nun das Licht nach dem Erdboden, und siehe da, der Gang war hier nur durch Steingeröll verschlossen, das jedenfalls nach und nach von der Hauptmasse losgebröckelt war.
    »Die Thür, rief er, da ist

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