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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Hoffnung, daß dort irgend ein Schiff dahinsegle, freilich auch in der Befürchtung, daß es die hier Verlassenen doch nicht bemerken und erlösen werde. Wären sie jetzt in der Schildkrötenbucht gewesen, so hätten sie auf der Spitze des Vorberges ein Feuer angezündet. Hier war das unmöglich.
    Kein Lichtschein blitzte vor dem Tagesgrauen auf, kein Knall unterbrach die Stille der Nacht, und nirgends war etwas von einem Schiff zu sehen.
    Der Kapitän Gould, Fritz, Franz und der Obersteuermann fragten sich deshalb auch, ob sie sich doch nicht etwa getäuscht hätten, als sie für Geschützdonner hielten, was vielleicht von der Entladung eines fernen Gewitters herrührte.
    »Nein, nein versicherte Fritz, das war von uns kein Irrthum. Dort, weit draußen im Norden, sind Kanonen abgefeuert worden.
    – Ganz meine Meinung, sagte der Obersteuermann.
    – Aus welchem Grunde wäre das aber geschehen? fragte James Wolston.
    – Nun, es bedeutete einen Gruß oder geschah zur Vertheidigung, erklärte Fritz. Ich kenne wenigstens keine andere Veranlassung, bei der man sich der Geschütze bediente.
    – Vielleicht, meinte Franz, haben dort gelandete Wilde die Insel angegriffen.
    – Jedenfalls, antwortete der Obersteuermann, rühren die Kanonenschüsse nicht von Wilden her.
    – Demnach müßte das Eiland von Amerikanern oder Europäern bewohnt sein, sagte James.
    – Das Eiland… ja, ist es denn wirklich ein Eiland? entgegnete der Kapitän Gould. Wissen wir denn, was dort draußen hinter dem Plateau liegt?… Befinden wir uns nicht etwa gar auf einer großen Insel?…
    – Einer großen Insel in diesen Theile des Stillen Oceans? fragte Fritz. Auf welcher denn?… Ich wüßte keine…
    – Ich bin der Ansicht, fiel der Obersteuermann ein – und er hatte wohl recht – daß es ganz nutzlos ist, hierüber lange zu reden. Wir wissen eben nicht, ob wir hier auf einem Eiland oder einer Insel des Stillen Oceans sind… damit Punktum! Noch ein wenig Geduld, bis es Tag wird, dann werden wir ja erfahren, wie es dort weiter nach Norden hin aussieht.
    – Da sehen wir vielleicht vieles… vielleicht gar nichts. sagte James.
    – Na, erwiderte der Obersteuermann, es ist auch schon etwas, darüber wenigstens klar zu sein.«
    Gegen fünf Uhr zeigte sich das erste Morgengrauen. Am Horizonte im Osten stieg ein bleicher Schein heraus. Das Wetter war sehr still, der Wind hatte sich in der zweiten Hälfte der Nacht gänzlich gelegt. An die Stelle der von der Brise dahingetriebenen Wolken war jetzt ein Dunstschleier getreten, den die Sonne schließlich durchdrang. Der Luftkreis wurde allmählich klarer. Der scharf begrenzte feurige Schein im Osten breitete sich aus und wölbte sich über der Linie zwischen Himmel und Wasser. Endlich tauchte die glänzende Sonnenscheibe auf und warf lange Lichtstraßen auf die Oberfläche des Meeres.
    Aller Blicke waren gespannt nach dem jetzt sichtbaren Theil des Oceans gerichtet.
    Kein von der Windstille des Morgens festgehaltenes Schiff zeigte sich auf dem Meere.
    In diesem Augenblicke kamen Jenny, Doll und Suzan Wolston mit ihrem Kinde an der Hand zum Kapitän Gould heran.
    Der Albatros hüpfte mit leichtem Flügelschlag auf den Felsblöcken hin und her und entfernte sich zuweilen etwas weiter nach Norden zu, als ob er den Weg zeigen wollte.
    »Sieht es nicht aus, als wollte er uns führen? meinte Jenny.
    – O, wir müssen ihm folgen, rief Doll.
    – Nicht eher, als bis wir etwas genossen haben, antwortete Harry Gould. Vielleicht haben wir mehrere Stunden lang zu marschieren, und da empfiehlt es sich doch, erst einige Kräfte zu sammeln.«
    Schnell wurde nun der Speisevorrath vertheilt. Alle brannten ja vor Ungeduld, und noch vor sieben Uhr befanden sie sich auf dem Wege nach Norden.
    Das Vorwärtskommen zwischen den Felsen war höchst beschwerlich. Ueber die kleinen stieg man hinweg, die größeren mußten umgangen werden. Der Kapitän Gould und der Obersteuermann, die immer vorausgingen, zeigten den anderen die besten Wege. Jenen folgten Fritz, der Jenny, Franz, der Doll, und James, der Suzan und den kleinen Bob unterstützte. Nirgends zeigte der Boden eine Grasnarbe oder eine Sanddecke… überall nichts als ein Chaos von Steinen, wie ein weites Feld mit erratischen Blöcken oder mit sich kreuzenden Moränen. Hoch oben zogen wieder verschiedene Vögel, wie Fregattenvögel, Möven und Seeschwalben, dahin, und auch der Albatros erhob sich zuweilen zum Fluge.
    So wanderten alle mit großer Anstrengung eine

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