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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatte.
    Inzwischen waren mehrfache Auskundschaftungen über eine Strecke von drei Lieues unternommen und bis zum Cap der Getäuschten Hoffnung ausgedehnt worden, bis zu dem Cap, das diesen Namen davon erhielt, daß Zermatt hier die Hoffnung aufgegeben hatte, noch einzelne Matrosen oder Passagiere vom »Landlord« wiederzufinden.
    Am Eingange zur Rettungsbai und Falkenhorst gegenüber lag ein Eiland von einer halben Lieue Umfang, das man Haifischinsel nannte, weil hier am Tage, wo das Tonnenfloß die Hausthiere nach Zeltheim brachte, ein solcher Raubfisch gestrandet war.
    Hatte hier ein Hai die Veranlassung gegeben, diese Insel nach ihm zu benennen, so war es einige Tage später ein Walfisch, nach dem ein, nur eine Viertellieue umfassendes Eiland vor der kleinen Flamingobucht, nördlich von Falkenhorst, getauft wurde. Der Verkehr zwischen dieser Wohnung und dem etwa eine Lieue davon entfernten Zeltheim wurde durch die Erbauung der Familienbrücke erleichtert, die man später durch eine über den Schakalbach geschlagene Drehbrücke ersetzte.
    Die ersten Wochen hindurch wohnte die Familie unter dem Zelte. Da aber die bessere Jahreszeit noch anhielt, als Falkenhorst schon fertig war, siedelte Zermatt mit den Hausthieren noch dahin über Die riesigen Bodenwurzeln des Magnolienbaumes wurden mit getheerter Leinwand überdeckt und dienten nun als Ställe. Von Raubthieren hatte sich bisher keine Spur gezeigt.
    Inzwischen rüstete man sich gegen die Wiederkehr der Wintersaison, die, wenn sie auch keine eigentliche Kälte brachte, doch mit den heftigen Stürmen der Tropenzone drohte, mit Stürmen, die neun bis zehn Wochen hindurch sehr häufig auftraten. In Zeltheim wohnen zu bleiben, nachdem dort alles Frachtgut vom »Landlord« untergebracht wäre, das hieß, die ganze werthvolle Ladung, die aus dem Schiffbruche geborgen worden war, wieder aufs Spiel setzen. Dieses einfache Lager versprach keine hinreichende Sicherheit. Die Regenfälle mußten den Bach stärker füllen, ihn zum reißenden Bergstrome verwandeln, und wenn er dabei aus den Ufern trat, wären alle leichten Anlagen von Zeltheim mit weggerissen worden.
    Der ältere Zermatt bemühte sich, mit gutem Grunde, eine sichere Zufluchtsstätte zu finden; da kam ihm der Zufall unter folgenden Umständen zu Hilfe:
    Nahe dem rechten Ufer des Schakalbaches, ein wenig hinter Zeltheim, erhob sich eine dicke Felswand, in der sich mit Spitzaxt und Hammer, wenn nöthig durch Sprengung mit Pulver, eine Grotte aushöhlen ließ. Fritz, Ernst und Jack machten sich an die Arbeit; diese schritt aber nur sehr langsam vorwärts, bis eines Morgens die Spitzhaue Jacks plötzlich die Felsenwand durchschlug.
    »Ich habe den Berg durchbrochen!« rief der junge Mann.
    Und siehe da, in der Steinmasse bestand schon eine geräumige Höhle. Ehe sie jemand betrat, wurden zum Reinigen der Luft brennende, trockene Grasbüschel und nachher noch einige Granaten hineingeworfen. die aus den Vorräthen des Feuerwerkers vom »Landlord« herrührten. Bei loderndem Fackelscheine betraten der Vater, die Mutter und deren Söhne die Höhle und staunten voller Bewunderung über die von der Decke herabhängenden Stalaktiten, über die Krystallisationen aus Steinsalz, womit sie geschmückt war, und über den Teppich aus seinem Sande, der den Boden bedeckte.
    Die Grotte wurde sofort als Wohnstätte eingerichtet. Man versah sie mit Fenstern von der früheren Galerie des Schiffes und mit Schloten zum Abzuge des Rauches aus den Oefen. Nach links hin folgten sich dann ein Arbeitszimmer, die Ställe für das größere Vieh und für die Hausthiere, und nach rückwärts lagen mehrere, durch Plankenwände getrennte Schuppen. Nach rechts hin wurden drei Zimmer angelegt, das erste für die Eltern der Familie, das zweite als Eßzimmer und das dritte für die vier Kinder, deren Hängematten an der Decke befestigt waren. Noch einige Wochen, und diese Wohnung ließ gewiß nichts mehr zu wünschen übrig.
    Daneben wurden auf den Wiesenflächen und in den Gehölzen an der Westseite des Uferlandes, das sich zwischen Falkenhorst und dem Cap der Getäuschten Hoffnung auf drei Lieues hin ausdehnte, noch weitere Anlagen geschaffen. So legte man z. B. die Meierei von Waldegg in der Nähe eines kleinen Sees an, der der Schwanensee genannt worden war; ferner etwas weiter im Innern die Meierei von Zuckertop, auf einem Hügel, nahe dem Cap, die Villa des Prospect-Hill, und endlich die sogenannte Einsiedelei von Eberfurt bei dem Engpasse der

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